Zugegebenermaßen hatte ich schon als Steppke ein Faible für den blinden Teufelskerl, der seinerzeit im deutschen Comic-Universum unter dem Namen „Der Dämon“ seine Abenteuer erlebte. Zwischenzeitlich waren mal andere Dinge wichtiger als Superhelden-Comics, aber in letzter Zeit macht mir der Daredevil wieder unverhohlen Freude. Insofern kann ich den Daredevil-Band „Auferstehung“ (OT „Daredevil: Born Again“), der bei Panini erschienen ist, nur wärmstens empfehlen. Der Storyrun von Autor Frank Miller und Zeichner David Mazzucchelli ist zwar schon von 1986, aber ebenso einflussreich wie bahnbrechend, legendär und einfach nur großartig.
Die einflussreiche amerikanische Comic-Site IGN hat „Daredevil Reborn“ im vergangenen Jahr sogar zum besten Comic aus der Feder von Frank Miller gekürt. Bei der Konkurrenz von „Sin City“, „Batman: Year One“ (übrigens auch mit Zeicher David Mazzucchelli), „Ronin“ und „300“ schon ein erstaunliches Lob (IGN- Top 10 Frank Miller Comics).
Im Grunde geht es in dem Storybogen „Auferstehung“ auch weniger um Daredevil als um sein alter Ego Matt Murdock. Die Kanzlei mit Foggy Nelson läuft überhaupt nicht mehr und muss von den beiden Freunden aufgegeben werden. Gleichzeitig versinkt Karen Page, ehemalige Sekretärin der Kanzlei und Freundin von Matt, in Mexiko im Drogensumpf und um an Stoff zu kommen, würde sie alles tun – auch Daredevils wahre Identität verraten.
Als der Kingpin, der Verbrecherkönig vonNew York, die Info in die Hände kriegt, dauert es nicht lange bis er Mittel und Wege gefunden hat, dem Mann ohne Furcht gehörige Schrecken einzujagen. Und zwar, indem er auf Matt Murdocks Existenz zielt und ihm alles nimmt, bis Matt mittellos und depressiv in der Gosse landet. Aber wenn Matts Vater ihn eines gelehrt hat, dann nie aufzugeben.
Als Autor hatte Frank Miller die Marvel-Serie „Daredevil“ 1979 mit Ausgabe 159 übernommen und bis 1983 (Nr. 191) soweit renoviert, dass die Auflage sich wieder erholte. Dazu hatte er einige neue Charaktere eingeführt, unter anderem Bullseye und Elektra, und dem Superhelden aus Hells Kitchen eine eher kriminalistische Ausrichtung und damit auf dem Superheldenmarkt ein ganz eigenes Standing verpasst. Dann kehrte Miller für „Born Again“ 1986 noch einmal zu der Serie zurück und schuf mit Mazzucchelli ein Meisterwerk, dessen Einfluss nicht zu unterschätzen ist, wie man an den Stories und Erfolgen von Dave Brubaker und Brian M. Bendis, um nur zwei zu nennen, unschwer nachvollziehen kann.
Millers Hinwendung zum „Privatleben“ des Superhelden, die kriminalistischen und psychologischen Verstrickungen, die gesunde Straßenhärte und abgründige Themenkomplexe wie Sucht und Beziehungsprobleme, die so gar nicht zum typischen amerikanischen Superheldenbild passen, mögen ihrerseits von der Comickunst aus Großbritannien inspiriert worden sein, wie sie in Magazinen wie „2000 A.D.“ und „Warrior“ zelebriert wurden. In letzterem erfuhr auch „Miracleman“ eine bahnbrechende Neuausrichtung (könnt ihr hier nachlesen).
„Daredevil: Auferstehung“ lebt jedoch nicht von Millers großartiger Story alleine, sondern auch von dem grandiosen Artwork, das David Mazzucchelli erschaffen hat. Im Bonusmaterial des Panini-Bandes lässt sich das anhand der Zeichnungen gut nachvollziehen. Bei Mazzucchelli stimmt die Balance zwischen Action und Psychologie, zwischen Dreck und Hoffnung in beinahe jedem Panel. Sein Gespür für originelle Perspektiven und die Rhythmik der Panels ist einfach großartig und sorgt so schon für genügend Drive. Zusammen waren Mazzucchelli und Miller ein absolutes DreamTeam, wie auch die Kooperation zu „Batman: Year One“ kurz darauf eindrucksvoll klarmachte.
„Daredevil: Auferstehung“ gehört in jede gut sortierte Superhelden-Comicsammlung und hat mit den Jahren absolut überhaupt nichts von seiner düsteren Intensität eingebüßt. Ein Klassiker und Meilenstein.
Comic-Wertung: (10 / 10)
Daredevil: Auferstehung
OT: Daredevil 226-233, Marvel Comics
Genre: Superhelden, Thriller
Autor: Frank Miller
Zeichner: David Mazzucchelli
Farben: Christie Scheele, Richmond Lewis
Übersetzung: Jörg Fassbender, Alexander Rösch
Verlag: Panini Comics, Softcover, 228 Seiten
VÖ: 19.05.2015