So ihr Lieben, weiter geht’s mit der Thriller-Serien-Woche: Ich hab nochmal die Besprechung der ersten Arne Dahl Box rausgekramt, damit die Seriennerds auch auf dem Laufenden sind. Dier ersten drei Fälle der A-Gruppe, nach den gleichnamigen Büchern des schwedischen Autors Arne Dahl alias Jan Arnald, wurden hierzulande als ZDF Sonntagskrimis im November 2012 ausgestrahlt und erschienen wenig später auf DVD und Blu-ray.
Arne Dahls Reihe um die A-Gruppe sollte, in allerbester schwedischer Krimitradition, auf zehn Fälle beschränkt sein, in denen sich nicht nur das internationale Verbrechen in Schweden breitmacht, sondern auch die soziale Komponente innerhalb der Truppe und die private Dynamik der einzelnen Ermittler ausgeleuchtet wird. Dann sind doch elf draus geworden und die nachfolgende „Opcop-Serie“, die hierzulande auch schon veröffentlicht wird, schließt vom schwedischen Personal her quasi nahtlos an die A-Gruppe an, nur auf internationaler Ebene.
Zurück zur A-Gruppe: Die von ZDF Enterprises koproduzierten schwedischen Thriller sind jeweils in zwei Fassungen editiert worden: Seinerzeit hieß es, es handele sich um die TV-Fassung und die schwedische Kino-Fassung, was angesichts der zweiten Box durchaus zweifelhaft ist. In der damals erschienenen Box waren aber nicht alle drei Fälle in beiden Varianten enthalten, sondern im Falle von „Mysterioso“ und „Böses Blut“ die kürzere etwa zweistündige Fassung und bei „Falsches Opfer“ dann die 180 minütige TV-Fassung.
Die A-Gruppe
Schwedens Polizei bekommt eine neue Einheit, die sich vorrangig mit dem internationalen Verbrechen beschäftigen soll. Kerstin Holm (Malin Arvidsson) soll die Spezialeinheit zusammenstellen und bildet eine Truppe aus ganz unterschiedlichen Charakteren, die alle ihre speziellen Fähigkeiten haben. Als Letzter stößt Kommissar Paul Hjelm (Shanti Roney) zu der „A Gruppe“. Der hat gerade mit einem Disziplinarverfahren zu tun, und steht nun vor der Wahl, suspendiert zu werden oder beim A Team mitzumischen. Mit dem amerikanischen Serien-Kult A-Team um Hannibal Smith hat das ganze definitiv nichts zu tun, auch wenn Magnus Samuelsson als Gunnar Nyberg dem Wrestler Mister T durchaus Konkurrenz machen könnte.
Misterioso
In „Misterioso“, dem ersten Fall der neuen Elitetruppe, wird der schwedische Finanzsektor erschüttert, als innerhalb kurzer Zeit, mehrere Bankiers ermordet werden. Außerdem beschäftigt ein seltsam missglückter Banküberfall die Polizei. Im „Misterioso“ geht es vor allem darum, das Team zu etablieren und Paul Hjelm, der gerade nicht in der besten Phase seines Lebens steckt, steht im Mittelpunkt des Falls.
Doch der Serienauftakt bleibt, anders als das Buch, zu sehr an der Oberfläche und läuft letztlich auf einen typischen TV-Krimi skandinavischer Machart hinaus. Vieles von dem, was den Roman auszeichnete, wird nicht adäquat auf die Leinwand gebracht und die Präsenz der Ermittlergruppe ist deutlich unterschiedlich zur Vorlage. Auch das musikalische Thema einer seltenen Aufnahme des Jazz-Musikers Thelonius Monk, welches auch titelgebend ist, kann sich nicht wirklich entfalten, während es im Buch tragend ist und einen wesentlichen Reiz ausmachte. So erzeugt „Misterioso“ einfach einen Sound, der deutlich hinter meinen, zugegebener Maßen hohen, Erwartungen zurück bleibt. (5/10)
Böses Blut
„Böses Blut“, der zweite Fall, der allerdings als erster veröffentlicht wurde, kommt da schon besser rüber. Das Team um Kerstin Holm bekommt es mit einem sadistischen Killer zu tun, der einer Gruppe illegaler Einwanderer nachstellt. Der Mann müsste längst tot sein und ist trotzdem irgendwie nach Schweden eingereist. Die Spur führt in die USA. Der Film ist der hochspannenden Romanvorlage zwar nicht ebenbürtig, aber so langsam schafft es die Guppendynamik, sich als tragendes Serienelement zu etablieren. Das bringt die Ermittlungen voran und rückt auch die unterschiedlichen Mitstreiter der A-Gruppe in den Focus. Zwar kommt der amerikanische FBI-Kollege und alte Freund von Chefin Kerstin Holm eher behäbig rüber, aber die unterschwellige brutale Spannung wird mehr als deutlich. „Böses Blut“ ist ein gelungener TV-Krimi. (6/10)
Falsches Opfer
Bei den dritten Ermittlungen, „Falsches Opfer“, wird in den Niederlanden eine schwedische Familie Opfer einer Autobombe, die höchstwahrscheinlich von einem Drogenkartell platziert wurde. Ist das nur eine Verwechslung oder gibt es eine Verbindung nach Schweden?
Endlich kommt das ganze Potential dieser Thriller-Serie zum Vorschein und man bietet dem deutschen Zuschauer das, was er erhoffen kann: Einen TV-Krimi, der spannend, witzig und hoch unterhaltsam ist. Die Geschichte ist ebenso vertrackt wie in den Fällen zuvor, aber die Umsetzung fühlt sich schlicht treffender an. Hier werden Charaktere und Nebenhandlungen endlich so ausgeführt und verknüpft, dass es sich lebendig anfühlt, und die Stimmung der Vorlage ist gut getroffen. „Falsches Opfer“ ist zwar eine Stunde länger als die vorangegangenen Fälle, ist in sich aber schlüssiger und versucht nicht mehr, krampfhaft Spannung zu erzeugen. Dem Film tut das gut und die Spannung stellt sich wie von selbst ein, wenn die Ermittler selbst in das Zielfernrohr des organisierten Verbrechens geraten. (7/10)
Die Spannung steigt
Soviel also zu den ersten drei Fällen der A-Gruppe um Jenny Hultin. Wie in der Vorstellung der Arne Dahl Box Volume 2 bereits angekündigt, laufen in Schweden gerade die nächsten Fälle des Spezialisten-Teams. Man darf gespannt sein.
Die Thriller-Verfilmungen der schwedischen Bestseller in der „Arne Dahl Box – Volume 1“können nicht durchgehend überzeugen. Der aufmerksame Zuschauer wird eine Steigerung der Intensität feststellen, die nicht nur in den kürzeren Fassungen der ersten Fälle begründet liegt: Wie bei jeder Serie wachsen die Charaktere im Lauf der Zeit. Die Dynamik innerhalb des Teams wird wichtiger und macht einen großen Teil der Faszination dieser Verfilmungen aus.
Film-Wertung: (6 / 10)
Arne Dahl Box – Volume 1: Misterioso, Böses Blut, Falsches Opfer
OT: Misterioso, Ont Blod, Upp till toppen av berget
Genre: Krimi, Thriller, Serie
Länge: 420 Minuten, S. 2011- 2012
Regie: Harald Hamrell, Mani Maserrat Agah, Jörgen Bergmark
Darsteller: Malin Arvidsson, Shanti Roney, Irene Lindh
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Edel / ZDF Enterprises
DVD VÖ: 14.12.2012
Blu-ray VÖ: 04.01.2013