Nachdem Comicautor Terry Moore im Auftakt seiner Serie „Rachel Rising“ vieles mysteriös und rätselhaft gehalten hat, bekommt der Leser jetzt langsam Aufklärung. Dass Übersinnliches im Spiel ist, hatte man sich zwar schon gedacht, aber wer die Serie noch nicht kennt, wird wohl oder übel im folgenden Text auf Spoiler stoßen. In „Das Böse in Dir“, dem Sammelband 2 von Rachel Rising, blickt die Kleinstadt Manson einer eher unerfreulichen Zukunft entgegen.
Nachdem Rachel von den Toten wiederauferstanden ist, muss sie feststellen, dass eine mysteriöse Frau in Manson für diverse Todesfälle verantwortlich ist. Gerade hatte sie zusammen mit Tante Johnny und Freundin Jet die kleine Zoe ausfindig gemacht, die irgendwie besessen schien, da gerieten die Frauen in einen Unfall. Nun ist auch Jet tot – steht aber ebenso wie Rachel wieder auf. Nun ja, ganz so einfach ist das im Fall der Mechanikerin und Bassistin nicht, denn der Unfall hat ihre Bewegungsfähigkeit eingeschränkt. Mit Hilfe des Krankenpflegers Earl und Doktor Siemen, einem Freund von Johnny, kommt Jet wieder auf die Beine.
„Fürchte nicht den Tod, denn je früher wir sterben, desto länger sind wir unsterblich.“ (Benjamin Franklin)
Rachel und Jet machen sich auf die Suche nach der verschwundenen Zoe, doch auch die Polizei hat inzwischen Witterung aufgenommen, dass in Manson etwas nicht stimmt. Währenddessen macht Zoe die Bekanntschaft eines Dämons und Rachel kommt dem Geheimnis der schönen Unbekannten auf die Spur.
Wie es sich im ersten Sammelbands von „Rachel Rising“ schon angekündigt hat, spielt die Vergangenheit in der Geschichte eine entscheidende Rolle. Vor dreihundert Jahren hat man wie auch andernorts in Neu England Hexenprozesse durchgeführt, für die sich die Stadt nun verantworten muss. Mit dem Auftauchen der schönen Unbekannten, die sich als Hexe Lilith entpuppt, wird die Kleinstadt Manson zum Schauplatz eines generationenübergreifenden Rachefeldzugs. Und auch wenn Rachel nun etwas über ihre Herkunft erfährt, fällt es ihr doch schwer, bei der Vernichtung ihrer Heimatstadt mitzuhelfen.
„Die Hölle ist leer, Die Teufel sind alle hier.“ (William Shakespeare)
Terry Moore hat in den ersten Ausgaben seiner Serie die Charaktere positioniert und bewusst einiges im Unklaren gelassen, nun rollt die Geschichte mit ganz eigenem Drive und viel schwarzem Humor souverän den verschneiten Highway entlang und das Verderben bricht sich Bahn. Das ist klassische Gruselliteratur, der Moore mit seinen tollen Frauencharakteren und den jeweiligen literarischen Eröffnungszitaten der Einzelausgaben eine zusätzliche Ebene hinzufügen kann. Vor allem aber lebt „Rachel Rising“ davon, dass sich nicht nur die Hauptfigur entwickelt, sondern auch die übrigen Charaktere immer mehr Eigenheiten entwickeln beziehungsweise offenbaren. Und in diesem Band nimmt Rachels Freundin Jet einen ebenbürtigen Part ein. Das ist erzählerisch vielschichtig, ohne den roten Faden aus den Augen zu verlieren.
Auch zeichnerisch entwickelt sich „Rachel Rising“ und Moore pendelt gekonnt zwischen dialoggetriebenen Szenen und atmosphärisch düsteren Szenarien, die ich zumeist in der verschneiten Landschaft außerhalb der Stadt abspielen. Das erinnert mich absurder Weise an Jeff Smith „Bones“ ohne dass da ein inhaltlicher Zusammenhang bestünde. Vielleicht liegt‘s einfach nur am Schnee. Wie auch immer, die Atmosphäre in der schwarzweiß gehaltenen Serie ist stimmig und sowohl spannend als auch ein wenig kleinstädtisch verschroben und weiß die Spannung nicht nur zu halten, sondern auch zu steigern. Ich bin gespannt wie es weitergeht.
Terry Moores mysteriös-fantastische Serie „Rachel Rising“ entwickelt sich zu einem übernatürlichen Rachefeldzug gegen eine ganze Stadt. Schwarzer Humor und Thrillerelemente kommen dabei aber nicht zu kurz.
Comic-Wertung: (8 / 10)
Rachel Rising- Das Böse in dir
OT: Rachel Rising – Fear no Malus, Rachel Rising US #7- 12, Abstract Studios
Genre: Horror, Mystery, Thriller
Autor & Zeichner: Terry Moore
Übersetzung: Resel Rebiersch
Verlag: Schreiber & Leser, Klapp-Broschur, 128 Seiten
VÖ: 16.09.2014
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