Zeitgleich mit dem ersten fantastischen Abenteuer des Meisterdetektivs Sherlock Holmes aus der Feder von Autor Guy Adams, ist bei Panini auch das zweite Abenteuer von Holmes und Watson erschienen. Kurz nach Abschluss der letzten Ermittlung bekommt es London mit einer gruseligen Bedrohung zu tun: Es scheint, als würden sich Bestien durch die Stadt an der Themse morden. Adams legt noch eine Schippe drauf.
Irgendwie ist John Watson ein wenig verstimmt, dass seine literarischen Ambitionen so wenig gewürdigt werden. Einerseits wollen die Redakteure immer mehr Action als tatsächlich vorhanden, andererseits findet Meisterdetektiv Sherlock Holmes, dass sich Watson selbst zu sehr in den Mittelpunkt stellen würde. Die beiden kabbeln sich ganz schon, und schnippischer Weise weiht Sherlock seinen Freund bei den anstehenden Untersuchungen nicht in seine Schlussfolgerungen ein.
Dabei geht es recht unheimlich zu, als Sherlocks Bruder Mycroft vor der Tür steht und um Mithilfe bittet. In London wurden übel verstümmelte Leichen aus der Themse gefischt und eine Spur deutet darauf hin, dass der oder die Täter eine Verbindung zu dem für tot gehaltenen Wissenschaftler Doktor Moreau haben. Die momentane Arbeitshypothese ist, dass monströse Tierhybriden unterwegs sind.
Um dem Problem auf den Grund zu gehen, hat Mycroft schon einen „Wissenschaftsclub“ zusammengerufen; mit dem soll der Meisterdetektiv nun zusammenarbeiten. Allerdings ist der Zusammenhalt zwischen dem Anthropologen George Challenger, dem Ingenieur Perry, dem Mathematiker Carver und dem Geologen Lindenbrook gelinde gesagt locker. Kein Wunder also, dass Holmes und Watson die streitlustige Gesellschaft schnell wieder verlassen. Erste ernsthafte Infos besorgt Sherlocks Spitzel Johnson und der Besuch bei dem Journalisten Montgomery, der über Moreau berichtet hatte, bringt eine erste Spur.
Autor Guy Adams legte gleich ein zweites Sherlock Holmes Abenteuer nach, das in dieselbe Kerbe schlägt wie schon „Der Atem Gottes“: Geschickt werden zeitgenössische Figuren und Charaktere der Phantastik in die Detektivgeschichte eingebunden. Dabei stehen H.G. Wells, Jules Verne und auch Sir Arthur Conan Doyle selbst Pate. Außerdem befreit sich Adams noch weiter von der stilistischen Vorgabe des Original, ohne dessen Tonfall jemals aus dem Auge zu verlieren. Dadurch entsteht einiges an Dynamik zwischen den Charakteren.
Fazit: Die Geschichte „Die Armee des Dr. Moreau“ ist mit viel Tempo und Humor erzählt und kommt noch ein bisschen gefälliger rüber als „Der Atem Gottes“. Das liegt einerseits daran, dass der Autor gegen Ende die Erzählperspektive auf pfiffige Weise variiert und andererseits daran, dass Adams sich nicht sklavisch an den Stil von Conan Doyle hält. Dadurch werden vor allem Holmes und Watson noch lebendiger. Ein kurzweiliger, fantastischer Krimispaß.
Roman-Wertung: (8 / 10)
Guy Adams: Sherlock Holmes – Die Armee des Dr. Moreau
OT: Sherlock Holmes: The Army of Dr. Moreau“, 2011
Genre: Kriminalroman, Phantasik
Autor: Guy Adams
Übersetzung: Claudia Kern
Verlag: Panini Verlag, Klappbroschur, 316 Seiten
VÖ: 08.04.2014
zum Weiterstöbern:
Die Armee des Dr. Moreau bei Panini
Rezension von Der Atem Gottes