Glücklicherweise hatte Regisseur Jonas Grosch nicht allzu viel Bock, für die neue Live-DVD der deutschen Ska-Band The Busters einfach nur Interviews als Bonusmaterial zu filmen. Statt dessen ist gleich eine sehenswerte Musik-Dokumentation entstanden, die gerne länger hätte ausfallen können und nun die Busters-Doppel-DVD „Ein Konzert für die Ewigkeit“ mehr als stilvoll abrundet.
Wenn man einen Regisseur fragt, ob er nicht als Bonusmaterial für die Live-DVD noch ein bisschen was aufnehmen kann, darf man sich nicht wundern, wenn am Ende eine ganze Dokumentation dabei herauskommt. Spannender als gewöhnliches Bonus-Material ist das allemal und auch als eigenständige Musik-Dokumentation ist „Eine Band für die Ewigkeit“ durchaus empfehlenswert, weil sie einerseits ein sympathisches, authentisches Bild einer von den heimischen Medien weitgehend unbeachteten Band-Institution und andererseits einen ziemlich ernüchternden Einblick in das Musiker-Dasein bietet.
Auch die Ewigkeit beginnt mit Energiezufuhr. Busters-Organist Markus Schrammhauser schmeißt im bandeigenen Studio die Orgel an und es dauert eine kleine Weile, bis die alte Dame ihren vollen Sound entfaltet. Das treibt dann aber nicht nur dem Organisten sondern auch mir als Zuschauer ein Grinsen ins Gesicht. So, bereit, kann losgehen.
Und das tut es auch. Regisseur Grosch baut seinen Film über die Wegbereiter der deutschen Ska-Szene auf wie einen Song: Strophe, Bridge, Refrain. Anfangs braucht es noch etwas Orientierung bis ich als Bandunkundiger mich in dem zehnstimmigen Orchester zurechtfinde. Auch die Musiker wirken, einzeln interviewt, als würden sie sich aufwärmen und noch den richtigen Ton suchen. Doch dann geht es an die Tour-Vorbereitung und aus der Kakophonie wird eine Struktur.
Die Konzertreise der Band aus Wiesloch in Baden-Würtemberg ist ein jährlich zelebriertes Ritual. Unter Busters-Fans ist der regelmäßige Live-Gig schon längst ein festgebuchter Termin. Ska, wie jede Musik, lebt vom Live-Ereignis. Wenn eine Band seit 23 Jahren kontinuierlich besteht und jenseits des großen kommerziellen Erfolges ihr Ding macht und sogar weiterentwickelt, ist das mehr als beachtlich und wirkt sich positiv auf die Performance aus. Die Busters sind als großartige Live-Band bekannt.
Umbesetzungen bleiben in der langen Bandhistorie nicht aus, vor allem, wenn wirtschaftliche Notwendigkeiten dem Musiker-Dasein ein Ende bereiten. Doch durch ihre Karriere haben The Busters die Abgänge gut weggesteckt und es immer wieder geschafft, zehn Individuen musikalisch unter einen Hut zu bringen. Viel erstaunlicher erscheint, dass über die lange Zeit noch vier Mitglieder der Urbesetzung dabei sind und der Großteil der Busters schon seit mehr als einem Jahrzehnt zusammen musiziert.
Nach kommerziellen Aufs und Abs regeln die Busters ihre Angelegenheiten nun selbst und haben seit 2005 mit „Ska Revolution Records“ nicht nur ihr eigenes Label, sondern organisieren auch das Booking weitgehend selbst. Allein von der Band kann keiner der Musiker leben und die grundsätzliche Entscheidung für die Musik, für den Ska, bringt auch immer die Frage aufs Trapez, wovon den Lebensunterhalt bestreiten? Schwierig genug, einen Job zu finden, der mit den regelmäßigen Tour-Aktivitäten der Band in Einklang zu bringen ist. Einblicke in den Musikeralltag und Musikerträume – eine Band für die Ewigkeit.
Filmisch beschränkt sich Regisseur Jonas Grosch („Der Weiße mit dem Schwarzbrot“,2007) auf das Wesentliche und zeigt die zehnköpfige Band authentisch und unverstellt, auf Tour und in ihrer Heimat Wiesloch. Die Dreharbeiten gingen mit dem Mitschnitt des „Konzertes für die Ewigkeit“ einher und waren daher hinsichtlich Zeit und Budget begrenzt. Es ist erstaunlich, wieviel Atmosphäre, Flair und Idealismus das wenige Material einzufangen in der Lage ist. Der Kontakt zu den deutschen Ska-Ikonen kam durch Groschs ersten Spielfilm „Resiste- Aufstand der Praktikanten“ (2009) zustanden, für den The Busters den Soundtrack lieferten. Auch für Groschs zweiten Spielfilm „Die letzte Lüge“, der im Frühjahr 2011 in die Kinos kommt, haben die Busters wieder Musik gemacht.
Seit dem 21 Januar 2011 gibt es „Ein Konzert für die Ewigkeit“, die Live-DVD der Busters, mitgeschnitten beim Konzert der deutschen Ska-Band im vergangenen Jahr in der Hamburger Fabrik. Die im Schlepptau als Bonus-Material mitveröffentlichte Dokumentation „Eine Band für die Ewigkeit“ wäre allein schon ein Grund, sich die Doppel-DVD zuzulegen. Während die Busters zunächst noch bis Ende Februar auf Tour sind, wird die Doku parallel in einigen Kinos vorgestellt.
Film-Wertung: (7 / 10)
The Busters: „Eine Band für die Ewigkeit“
„Ein Konzert für die Ewigkeit“ 2-DVD
Genre: Dokumentation,Konzertfilm,
Länge: Doku: 61 min, Konzert: 147 min, D, 2010
Regie (beide): Jonas Grosch
Mitwirkende: The Busters
Extras: Video, Diashow, Konzertsongs als mp3
FSK: Ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Ska Revolution Records, Indigo
DVD-VÖ: 21.01.2011