Das 18. Filmfest Hamburg ist vorbei, die Preise sind vergeben, der grüne Teppich eingerollt ich bin rund 30 Filme reicher, älter und müder. Zeit für einen letzten Blick über das Festival.
Mit Erstaunen fiel mir auf, dass ich im dritten Festivaljahr ziemlich viele Preisträger gesehen habe: Immerhin fünf der ausgezeichneten Filme habe ich unwissentlich auch gesichtet. Wie in den Jahren zuvor war auch der Favorit der Hamburger Filmkritik dabei, doch „Pulsar“ gehörte nicht zu meinen Lieblingen. Müßig sich an dieser Stelle über Jury-Entscheidungen auszulassen. Wer weiß schon, was die Art Cinema Juroren bewogen hat, ausgerechnet „Nowhere Boy“ auszuzeichnen? Der John Lennon Film war zwar unterhaltsam, mehr aber auch nicht.
Doch ein anderes Filmphänomen hat mich während des Festivals wirklich beschäftigt: der mangelnde Wagemut. Obwohl das Niveau der Filme durchweg hoch war, was Filmhandwerk und Darstellung angeht, habe ich die Herausforderung, ja, die Zumutung vermisst. Damit meine ich jetzt nicht die kalkulierte Provokation von „A Serbian Movie“ oder etwa bewusste Geschmacklosigkeit, sondern einfach etwas, was mich als Zuschauer aus dem sturen Glotzen herausreißt und irgendwie über das Erwartbare hinausgeht.
Es schien mir, als hätten Filmemacher und Redakteure ziemlich genaue Vorstellungen, was man Zuschauern zumuten kann und sollte, und hätten sich bemüht, diese Grenze auf keinen Fall zu übertreten. Insofern war, zumindest in meiner Auswahl, recht viel Mainstream vertreten.
„Spork“ und „Poetry“ stehen nicht zuletzt ganz oben auf meiner Top 5, weil sie mich – jeweils auf ihre Weise – auch irritiert haben, mir zumuteten, mein Hirn einzuschalten und mir Gedanken jenseits einer funktionierenden Handlung zu machen. Bei vielen Filmen habe ich eben dies vermisst. Vielleicht liegt’s ja auch an mir? Jahrelanges professionelles Glotzen geht ja nicht spurlos an einem vorbei.
Doch ich habe auch einen Überblick über das momentane weltweite Filmschaffen bekommen, von dem ich wieder ein Jahr lang zehren kann. Und genau das ist ja auch Sinn der Veranstaltung. Mein subjektiver Querschnitt hatte wieder von allem Etwas (nur die argentinischen Klassiker habe ich nicht geschafft).
Hoffentlich dauert es nicht wieder gefühlte Ewigkeiten bis die interessanten Filme auch hierzulande auf den Kino- oder DVD-Markt kommen. „One Week“ lief 2009, brauchte ein halbes Jahr bis zur DVD-Veröffentlichung, „Frozen River“ ganze zwei Jahre. Von „Cold Souls“ nach wie vor keine Spur einer Ankündigung.
In seiner Gesamtheit war das 18. Filmfest wieder eine runde Sache und hat mir enormen Spaß gemacht. Dank an alle, die das ermöglicht haben.
Wir sehen uns im nächsten Jahr.
Ein Kommentar
Ich versteh die Frage nicht. welche Bewertung? welche Registrierung?
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