Irgendwie fällt es mir schwer, mich auf die Eröffnung des Hamburger Filmfests zu freuen, wenn im Süden der Republik Polizeigewalt eskaliert. So ganz kann ich das nicht ignorieren, aber dazu später mehr. Die offizielle Eröffnung war ein voller Erfolg, fand allerdings ohne mich statt. Dafür mit viel Filmprominenz und dem Oberbürgermeister.
Und zwar aus dem einfachen Grund, dass es im Gegensatz zu den letzten Jahren keine öffentliche Vorstellung in einem parallelen Kinosaal gab. Der Promifaktor war wie zu erwarten relativ hoch, aber verglichen mit dem Spektakel und Medienecho, dass die Uraufführung von Fatih Akins „Soul Kitchen“ im vergangenen Jahr auslöste, lief alles gemäßigter ab. Akin war selbstredend auch anwesend.
…und dann war auch noch Halle Berry in der Stadt, allerdings auf Promotour für eine Parfümerie-Kette. Stimmen zum Eröffnungsfilm „Gainsbourg“ selbst sind mir noch nicht untergekommen, aber der Regisseur Joann Sfar war bei der Deutschlandpremiere seines Spielfilmdebüt zugegen und stellte sich nach der Aufführung dem Publikum.
Und was hat der Schreiberling den Tag über gemacht? Nach erfolgreicher Anmeldung gab es mal wieder die Filmansetzungen zu sortieren und den Fahrplan für die kommenden Tage zurechtzulegen. Das dauert seine Zeit und geschieht auch in diesem Jahr mit einer Mischung aus Vorfreude und Enttäuschung, weil immer auch vermeintliche Pflichttermine durch terminliche Überschneidungen hinten über fallen. So gleich am Freitag: Den heiß ersehnten Bruce McDonald Film „This Movie is Broken“ oder doch lieber Julian Schnabels „Miral“, beide Filme laufen zwar auch später noch, aber dann ist schon was anderes wichtiges geplant.
Fragen über Fragen und doch alles nebensächlich angesichts der Irritation, die mich beschleicht, als ich von der Eskalation der Stuttgart 21 Demo höre. Das ist nun nicht meine Baustelle, aber unabhängig davon, welchen Standpunkt man zu dem Projekt einnimmt, das Vorgehen der Polizei ist komplett indiskutabel. Schließlich handelte es sich weder um Kreuzberg noch um das Schanzenviertel.
Erinnerungen an Studentenproteste und Startbahndemos werden wach und ich frage mich, ob wir als Gesellschaft diese Form der Auseinandersetzung nicht im letzten Jahrtausend gelassen hatten? Scheinbar nicht. Ich kann den Konflikt nicht lösen.
Leicht resigniert wende ich mich wieder dem Leinwandgeschehen zu.
Morgen geht’s dann mit meinen Filmen und den Top 5 des Festivals los.
Bis dahin.