Auf DVD: „Die Band von Nebenan“

die-band-von-nebenanEs gibt Filme, die ich gerne schon eher gesehen hätte, aber es hat einfach nie gepasst. Umso größer war die Vorfreude auf den hochgelobten und mit Preisen überhäuften Film „Die Band von Nebenan“ von 2008. Doch die Story vom verirrten ägyptischen Orchester in Israel bleibt im Ansatz  stecken und geizt mit Musik.

Ein ägyptisches Polizeiorchester wird zur Eröffnung eines arabischen Kulturzentrums in Israel eingeladen, aber irgendwie klappt es nicht mit der Abholung vom Flughafen. Also machen sich die Musiker unter der Leitung des Dirigenten Tawfiq selbst auf den Weg und landen in einem Kaff in der Wüste. Von dort ist so schnell kein Fortkommen und das Orchester wird für eine Nacht bei den Einheimischen einquartiert.

Vor allem die resolute Bar-Besitzerin Dina sorgt dafür, dass das Orchester versorgt wird und versucht sich mit dem Dirigenten anzufreunden, doch der verstockte Beamte tut sich schwer und kommt nicht so recht aus seiner Haut heraus. Auch den anderen Musikern gelingt die Kontaktaufnahme nicht so ohne weiteres.

„Die Band von Nebenan“ ist der erste Kinofilm des israelischen Regisseurs und Drehbuchautors Eran Kolirin und wurde von der internationalen Kritik mit Lob und 42 Preisen überhäuft. Nur zur Oscar-Nominierung 2008 hat es nicht gereicht, da der Film von der Academy mit der Begründung abgelehnt wurde, dass zuviel englisch geredet wird. Soviel zum Thema Völkerverständigung.

Band-Nebenan-szene-1Der Film erzählt mit ruhigen, langsamen und wortkargen Einstellungen von der langsamen Annäherung und beizeiten erinnert Kolirins Film an Kaurismäkis Kultwerk „Leningrad Cowboys go America“ (1989) – mit dem gravierenden Unterschied, dass „Die Band von Nebenan“ in seiner Lakonie nicht witzig ist. Sicher, es gibt lustige Szenen, doch dem Film fehlt bei aller Ruhe eine Dynamik.

Vor allem aber fehlt Musik. Bis zum Ende, als die Kapelle doch noch ihr Ziel erreicht, gibt es fast keine Musik zu hören, statt dessen setzt Kolirin auf Stille, Sprachlosigkeit und inszeniert die Unmöglichkeit unbedarft aufeinander zuzugehen.

DieBandvonNebenan-Scene02Ob „Die Band von Nebenan“ ein Beitrag zur Völkerverständigung ist, kann ich nicht beurteilen, doch die Thematik hat sicher zur wohlwollenden Akzeptanz des Films beigetragen. Filmisch bleibt der Ausflug des ägyptischen Polizeiorchesters einiges schuldig und verliert sich in der Belanglosigkeit des Alltäglichen.

Was sich selbst als dramatische Komödie versteht und mit melancholischer Heiterkeit wirbt, sollte beim Erzählen nicht  einschlafen. Mein Humorverständis trifft das nicht. Und wie so häufig verspricht der Trailer mehr, als der Film später zu halten in der Lage ist.

Fazit: Die israelische Dramödie „Die Band von Nebenan“ über das zufällige Zusammentreffen von Isralis und Ägyptern geizt an den falschen Stellen mit ihren Reizen, es fehlt an Humor und Musik. Wer sich allerdings auf ein lakonisches, unaufgeregtes Drama einstellt, kann dem Film (vielleicht) etwas abgewinnen.

Film-Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

die_band_von_nebenanTitel: die Band von Nebenan
OT: „Bikur Ha-Tizmoret“
Regie: Eran Kolirin
Darsteller: Sasson Gabai, Ronit Elkabetz, Saleh Bakri
Genre: Drama, Komödie, Israel 2008
Länge: 83 Min.
Sprache: Deutsch, Englisch
Extras: (ca.45 min) Interviews, Making Of, Trailer
FSK: Ohne Altersbeschränkung
Vertrieb:
Concorde
Kino-Start: 31.01.2008
DVD-VÖ: 05.06.2008

2 Kommentare