
Der argentinische Film „Kill the Jockey“ ist ein relativ einmaliges und bizarres Kinoerlebnis. Wer sich auch ohne nachvollziehbare Handlung unterhalten wird, den belohnt Regisseur Luis Ortega mit einem Bilderreigen aus der Welt des korrupten Pferdesports. Dabei geht es eigentlich um den verschuldeten Star-Jockey, der sein Gedächtnis verloren hat. Oder doch nicht. zu sehen ab dem 18. September 2025 im Kino.
Der Star unter Den Jockeys hat ein Problem, eigentlich mehrere. Remo Manfredinni (Nahuel Pérez Biscayart) ist drogenbedingt in schlechter Verfassung und er hat schulden. Die Männer von Don Rúben (Daniel Giménez Cacho) machen eindringlich klar, dass Remo tot ist, wenn er nicht gewinnt. Zugedröhnt fällt der beim Start vom Pferd.
Auch Remos Liebe Abril (Úrsula Corberó) ist Jockey und verdammt erfolgreich. Doch die Beziehung knirscht. Und in der heimischen Stallbox stürzt Remo und verliert die Erinnerung. Im Krankenhaus wacht der Erinnerunglose wieder auf entfleucht im gezockten Pelzmantel und mit absurdem Turbanverband.
„Was muss ich tun, damit du mich wieder liebst?“
Der argentinische Filmmacher Luis Ortega hat sich aki Kaurismäkis Kameramann ausgeliehen um bizarr zeitlose und zugleich aus der Zeit gefallene Szenen einzufangen. Das mag ein wenig Ähnlichkeit haben mit „Emilia Pérez“. Das Ganze findet statt zwischen Umkleidekabinen, Mobsterbüros und Trabrennbahnen. Immer wiederwird getanzt und zwar saucool und auch ein bisschen kitschig im Stil der Disco-Achtziger. Hochglanz-Blusen aus Polyester wirbeln in den Pirouetten und die Reitgerte schnippt im Takt.
Und Remo redet wenig bis gar nicht und bewegt sich mit dem heiligen Ernst, den auch Stummfilm-Ikone Buster Keaton durchblicken ließ durch die Travestie zwischen Verbrechen und Rennoval. Galoppierende Rennpferde und Richtungswechsel in einem Bilderstrudel in dem der Turban trudelt.
„Stirb und werde wiedergeboren?“
Im Publikum muss mensch schon bereit sein, sich einzulassen auf das Erzählen in Sprüngen und Schüben, aus diversen Richtungen und ohne Fixpunkte in dieser Geschichte, die sich auch und vor allem um Selbstvergessenheit dreht. Da kann es schon mal quasireligiös werden, oder auch extrem agnostisch. „Kill the Jockey“ nimmt sich selbst nicht allzu ernst, das sollte das Publikum auch nicht tun. Merke wohl: Pferdedoping taugt für Menschen nicht.
„Kill The Jockey“ ist ein Film ohne Oben und Unten, ohne Außen und Innen. Dabei ist die surreale und bizarre Story schon extrem stylisch bebildert und voller exzentrischer Einfälle. „Kill the Jockey“ ist sehr eigen; und sehr sehr schön. Oder Dolores?
Kill the Jockey
OT: El Jockey
Genre: Drama, Komödie
Länge: 96 Minuten, ARG, 2024,
Regie: Luis Ortega
Schauspiel: Nahuel Pérez Biscayart, Daniel Giménez Cacho, Úrsula Corberó
FSK: ab 16 Jahren
Verleih. MFA Film
Kinostart: 18.09.2025