„Träume“ ist der zweite von drei in sich abgeschlossenen Filmen, die der norwegische Filmmacher Dag Johan Haugerud in 2024 gedreht hat. „Träume“ startet am 8. Mai 2025 wird aber bereits jetzt vorgestellt, weil der Auftakt der „Oslo Stories“ bereits jetzt in die Kinos kommt „Oslo Stories“ heißen die Filme nur hierzulande im Verleih von Alamode Films und doch haben sie viel gemeinsam. In „“Träume“, der auf der Berlinale 2025 als bester Film ausgezeichnet wurde, erzählt die Schülerin Johanne von ihrer Liebe zu einer neuen Lehrerin. Das zieht ungeahnte Kreise.
Johanne (Ella Øverbye) ist ein introvertiertes Mädchen am Ende der Pubertät. Ihre alleinerziehende Mutter Kristin (Ane Dahl Torp) hat mit den Kindern und der Arbeit genug um die Ohren. Kristins Mutter Karin (Anne Marit Jacobsen) ist Dichterin und veröffentlicht auch im hohen Alter noch fleißig Bücher.
Nun bekommt Johanne Klasse eine neue Lehrerin (Selome Emnetu), die Johanna heißt. Das Mädchen fühlt sich von der neuen Lehrkraft als Mensch erkannt und verliebt sich in die Lehrerin. Ihretwegen beginnt sie sogar zu Stricken, obwohl ihr Handarbeiten eigentlich gleichgültig sind. Johanna, die eigentlich Künstlerin ist als Quereinsteigerin im Lehrerberuf gelandet ist, gibt Johanne sogar Nachhilfe bei sich zuhause.
„Ich habe mich Hals über Kopf in Johanna verliebt.
Johanne beginnt in ihrer Sehnsucht Tagebuch zu schreiben. Eines Tages gibt sie ihrer Großmutter das Niedergeschriebene zu lesen. Karin ist etwas perplex, rät ihrer Enkelin mit der Mutter zu reden, was diese ablehnt. Abe Karin glaubt auch literarisches Potential zu erkennen. Gegen Johannes Willen gibt Karin ihrer Tochter Kristin das Tage Buch zu lesen. die ist anfangs alles andere als begeistert.
Anders als „Liebe“ und „Sehnsucht“ wird „Träume“ von Regisseur Dag Johan Haugerud von der Hauptfigur erzählt. Johanne begleitet das Leinwandgeschehen aus dem Off und das Publikum teilt sogleich ihre Perspektive. Das ist sehr einnehmend inszeniert. Erst als sich Johanne mittels Tagebuch jemandem Anvertraut bekommt die Schilderung der ersten Liebe auch erst Risse. Möglicherweise gab es da Aspekte der beschriebenen Beziehung die in dieser Form nicht in Ordnung waren.
Doch was weiß das Publikum überhaupt? Was können auch Johannes Mutter und Großmutter glauben von dem, was sie gelesen haben? Und wie geht die Familie und wie geht Johanne damit um? „Oslo Stories: Träume“ geht es nicht darum einen möglichen Missbrauch zu thematisieren, vielmehr scheint es um die Sehnsucht eines jungen Menschen nach Zuneigung und Anerkennung zu gehen.
Und so drehen sich die Gespräche auch immer darum, wie sich Zuneigung in der Familie zeigt, wie das Verhältnis der Töchter zu ihren Müttern ist und das Verhältnis der Mütter zu ihren Töchtern. Auch dort sind Sehnsüchte und Träume zu finden, die sich mit wachsendem Lebensalter verändern oder eben nicht.
„Ich habe es aufgeschrieben um es zu bewahren.“
Wie auch in den anderen beiden „Oslo Stories“ werden die Themen hauptsächlich über Gespräche transportiert. Das ist eingebettet in ruhige, stilvolle Kamerabilder und eine elegische musikalische Untermalung. Anders als in „Liebe“ und „Sehnsucht“ (OT: „Sex“) finden sich hier viele Aufnahmen in Innenräumen, was auch die unterschiedliche, verinnerlichtet Erzählhaltung wiederspiegelt.
Das mag sich auch in der motivischen Wiederkehr einer großen Außentreppe in der Landschaft symbolisch wiederspiegeln. Diese ist, zu unterschiedlichen Witterungen und Tageszeiten aufgenommen das wiederkehrende Motiv in „Träume“. Wie die Fähren in „Liebe“ und die Dächer in „Sehnsucht“.
Erstaunlich ist in dem norwegischen minimalistischen Drama, dass es immer wieder neue Aspekte und Perspektiven zu entdecken gibt. Das ist bisweilen sogar humorvoll, immer aber in leichtem, offenen Gesprächsrum gehalten.
Die einfühlsame Erzählung nimmt dabei etliche Aspekte der Angelegenheit auf und mi bisweilen zu ausführlich. Hier geht es nicht um Verantwortlichkeiten und anklagen, sondern darum mit Gefühlen auf angemessene Weise umzugehen. Das sich da auch ein paar Eitelkeiten zeigen, scheint nur menschlich, allzu menschlich.
Faktisch tue ich mich schwer damit einen der drei Filme von Dag Johann Haugerud herauszuheben. Allerings war mir die Ich-Erzählerin als Perspektive zugänglicher und weniger beobachtend als in den beiden anderen Filmen. Es ist anders und der Berlinale-Jury war es einen Goldenen Bären wert.
Oslo Stories: Träume
OT: Drømmer
Genre: Drama
Länge: 110 Minuten, N, 2024
Regie: Dag Johan Haugerud
Schauspiel: Ella Øverbye, Ane Dahl Torp, Anne Marit Jacobsen, Selome Emnetu
FSK: ab 12 Jahren
Verleih: Alamode Film
Kinostart: 08.05.2025
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