Mit „Wunderschön“ hatte Regisseurin und Schauspielerin Karoline Herfurth 2022 einen erfolgreichen Episodenfilm über das Leben aus weiblicher Sicht gedreht. Nun kommt die eigenständige und ohne Vorwissen funktionierende Fortsetzung „Wunderschöner“ in die Kinos. Das Personenkarussell hat sich etwas gedreht und die Themen sind etwas schwerer geworden. Allerdings gelingt es „Wunderschöner“ auch eine bewegende Mischung aus Drama und Komödie zu finden. Warner Bros bringt „Wunderschöner“ ab dem 13. Februar 2024 in die Kinos.
Sonja (Karoline Herfurth) und Milan (Friedrich Mücke) haben das Zusammenleben bei allem Arbeits- und Erziehungsstress aufgegeben. Nun kommt die Haushaltsführung durcheinander und die beiden machen Paar-Therapie. Allerdings datet Milan schon wieder, stellt Sonja genervt und übriggeblieben fest. Ihre beste Freundin Vicky (Nora Tschirner) legt ihr daher ungefragt ein Dating-Profil an.
Die Lehrerin hat derweil damit umzugehen, dass ihr Kerl Franz sich nach einer Beziehungsdiskussion ohne Erklärung auf Wanderschaft begeben hat. Nu je, die aktuell anstehende Projekt-Woche fordert Vicky ohnehin, aber Trever, der eine vom Ministerium gesponsorte freiwillige Veranstaltung zum Thema Männlichkeit anbietet, scheint nett zu sein. Vickys emanzipierte Projektgruppe beschäftigt sich derweil mit vergessenen Frauen in der Geschichte. Und Schülerin Lilly (Emilia Packard) kriegt die Sonderaufgabe sich damit zu beschäftigen, was „Sexy überhaupt ist? Und für wen?“
„Freiheit der Kunst?“
Dass der Finanzsenator Phillip Hansen (Godehard Giese) zu Prostituierten geht, schockiert seine Gattin Nadine (Anneke Kim Sarnau) schon ein bisschen. Und knackst ihr Selbstbewusstsein als Power-Frau gehörig an. Da kommt Spannung in die Familiendynamik. Währenddessen hat Julie (Emilia Schüle), Milans Schwester, einen neuen Job als TV-Assistentin, nachdem sie das Model-Dasein an den Nagel gehängt hat. Doch Redaktionsleiter Paul drückt ihr nach Feierabend ungefragt einen Kuss auf den Mund. Später weist Julie Paul zurück und wird daraufhin bei der Arbeit geschnitten.
„Wunderschöner“ ist ein sehenswerter Film, dem das in der deutschen Filmlandschaft seltene Kunststück gelingt, Humor auch mit erheblicher Ernsthaftigkeit zu vermengen. Dabei darf das Publikum beim Thema Prostitution durchaus schon mal schlucken. Das war in einer Episodenkomödie so nicht zu erwarten. Aber die Episode um Nadine, die von Anneke Kim Sarnau, ebenso stark wie verletzlich gespielt wird, führt auch andere „neue“ Charaktere ein, die „Wunderschöner“ durchgehend bereichern.
Statt sich auf dem Erfolgskonzept einer Ensemble-Komödie über das Leben aus Frauensicht auszuruhen, nutzen die Filmmacherin Herfurth und ihre Drehbuchautorin Monika Fäßler die Popularität um auch mal Botschaften und Fragestellungen unters Volk zu bringen. Die Themenstellung kommt in der schulischen Projektwoche eventuell etwas arg pädagogisch rüber, aber so ist die Ausgangslange schnell skizziert und der Film kann sich entwickeln.
„Aber doch nicht so!“
Dabei gelingt dem lustvollen und lebendigen Drehbuch wie schon erwähnt der Spagat zwischen beinahe albernem Beziehungs-Slapstick mit Sonja und Milan bei der Paartherapeutin, dem einfühlsamen Ausloten dessen, was junge und ältere Frauen so umtreibt, und dem stressbehafteten, weil ungleichen und bisweilen missbräuchlichen Umgang der Geschlechter miteinander. Und das wird ziemlich differenziert dargestellt.
Ebenfalls gelungen ist die Fortschreibung der Lebens- und Beziehungsgeschichten der bereits aus „Wunderschön“ bekannten Leute. In deren Leben sind wie im echten Dasein einige Jahre vergangen und das Publikum darf dabei sein, wie sich alle aktuell so schlagen im Leben und in der Liebe. Das erweckt eine sehr schöne Wiedersehensfreude wie für alte Bekannte.
Mit seinen bisweilen toughen, aber zeitgemäßen Themensetzungen kommt „Wunderschöner“ schon ein bisschen wie ein Trojanisches Pferd im Comedygewand daher. Das ist allerdings sehr sehenswert und nahe am Leben und den Figuren erzählt. Das großartige Ensemble ist ohnehin einen Gang ins Kino wert. Wer bei aller Unterhaltung auch noch nachdenklich und/oder frauenbewegt aus dem Lichtspielhaus des Vertrauens kommt, sollte sich bereichert schätzen, den eigenen Horizont ein wenig verschoben zu haben.
Film-Wertung: (8 / 10)
Wunderschöner
OT: Wunderschöner
Genre: Drama, Komödie,
Länge: 132 Minuten, D, 2025
Regie: Karoline Herfurth
Schauspiel: Anneke Kim Sarnau, Nora Tschirner, Friedrich Mücke, Godehard Giese, Emilia Schüle
FSK: ab 12 Jahren
Verlieh: Warner Bros
Kinostart: 13.02.2025