Gerade hat sich der Fußball begeisterte und talentierte Dylan auf die Teilnahme an einem Freestyle-Football Turnier gefreut, als er einen schweren Schicksalsschlag erleidet. Eine Zukunft als Kicker rückt in weite Ferne; viel wichtiger allerdings ist für Dylan mit der neuen Lebenssituation umzugehen. Der holländische Jugendfilm „Bleib am Ball“ konnte einige Filmpreise einstreichen und erzählt ein ernstes Thema auf eher lockere Weise. Farbfilm bringt „Bleib am Ball – Egal was kommt!“ ab dem 5. September 2024 in die Kinos.
Youssef (Anouar Kasmi), genannt Yous, und Dylan (Maik Cillekens) sind beste Freunde und die Elfjährigen sind talentierte Fußballer. Sie spielen in der Freestyle-Mannschaft der Maasvogels, die von Dylans Vater trainiert wird. Nach einem Nachmittag auf dem Bolzplatz entdecken die Jungs ein Plakat, das für den Touzani Coup wirbt. Ein Freestyle Turnier indem sechs gegen sechs spielen.
Als der moppelige Mimoun seine Kumpel aufmuntert, dass sie den Cup gewinnen. Hat Dylan nur den etwas überheblichen Spruch am Start: „Wir müssen mit dem besten Team antreten“. Im Ligabetrieb spielt Dylan als Spielmacher auf der 10er Position und ausgerechnet Yous ist sein größter Rivale. Doch immer wenn Yous Vater zu den Spielen kommt, hemmt dessen lautstarker Ehrgeiz Yous Dynamik auf dem Platz.
„In 2 Monaten stehe ich wieder auf dem Platz.“ (Dylan)
Dann hat Dylan einen folgenschweren Unfall und ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Trotz ärztlicher Vorhersage, dass Fußball in Zukunft nicht mehr drin ist, setzt Dylan alles daran, wieder spielen zu können. Ausgerechnet sein Idol Soufiane Touzani ermutigt Dylan in dessen Fantasie nicht aufzugeben und „am Ball zu bleiben“.
Dylan hadert immer wieder mit seinem Schicksal und dem Rollstuhl. In der Schule fragt Klassenkameradin Maya, ob er bald wieder laufen wird. Und die Freundschaft mit Yous wird auf eine harte Probe gestellt, als der Trainer Yous auf Dylans Position stellt, weil man eben nur mit dem besten Team gewinnt. Dylan versucht auch im Rollstuhl mit seinem Team zu kicken.
Gerade finden in Paris die Paralympics statt und beweisen eindrücklich zu welchen sportlichen Höchstleistungen Menschen mit Behinderungen in der Lage sind. Das ist für einen Jungen, der ganz andere und sehr körperliche Ziele anpeilt, keineswegs tröstlich. Vor allem ist es nach einem Schicksalsschlag schwer, sich mit einer neuen Lebenswirklichkeit auseinanderzusetzen. Wobei mir der Begriff Schicksalsschlag in diesem Zusammenhang nur schwer über die Lippen kommt, aber das ist eine andere Geschichte.
„Ich glaube das ist Handspiel.“ (Yous)
Dylans Unfall fordert auch seine Mitwelt heraus, denn seine Eltern und seine Freunde müssen einen Umgang mit dem Rollifahrer finden, der selbst sehr stark damit hadert und anfangs auch verdrängt, dass er nicht mehr Laufen kann. ausgerechnet Maya zeigt Dylan neue Wege in Bewegung und ein anderes Körperbewusstsein, als sie ihn mitnimmt in den Skatepark um Rollerskates zu üben.
Hierzulande mag „Bleib am Ball“ nicht dieselbe sportliche Identifikation hervorrufen wie in den Niederlanden. Dort ist Soufiane Touzani als Freestyle-Fußballer ein Star und ein Idol für junge Kicker:innen. Ein Turnier des Idols, das selbst auch in dem Film mitmacht, ist schon ein Grund ins Kino zu gehen.
„Das ist echt schräg, Mann.“
Auch ist das Fußballern hierzulande wahrscheinlich deutlich klassischer in Vereinen organisiert als in der bunten Jugendliga in Rotterdam. Da kann Dylan sich auch noch weniger beliebt machen, indem er behauptet, er wäre nun Ajax Amsterdam Fan. Es mag der Überschaubarkeit der Filmhandlung geschuldt sein, dass Dylans Vater auch der Trainer ist, aber im Jugendfußball ist das kaum ungewöhnlich.
Mit der Vater Sohn Beziehung von Youssef und seinem ehrgeizigen Papa werden andere Schwierigkeiten der Jungs thematisiert und Dylan bleibt mit seinem Handicap nicht alleine im Brennpunkt des Films. Überhaupt ist das Drehbuch von Job Tichelmann, an dem auch Regisseur Camiel Schouwenaar mitzentwickelt hat, sehr differenziert ausgefallen. Das mag auch den biografischen Einflüssen geschuldet sein, die der Autor verarbeitet.
Anfangs hat mich der Ehrgeiz der Jungen und ihre nicht gerade sensible zur Schau Stellung der eigenen Talente etwas irritiert, doch im Filmverlauf erschien mir dieses kindliche Verhalten durchaus realististisch, vor allem weil die jungen Leute auch eine Entwicklung durchmachen und „Bleib am Ball“ durchaus eine stimmige Botschaft vermittelt, ohne den Zeigefinger zu heben.
„Bleib am Ball – Egal was kommt“ erzählt einfühlsam und mit vielen dynamischen Sportszenen von einem einschneidenden Moment im Leben eines jungen Menschen. Einige Elemente der Geschichte wirken dramaturgisch etwas verkürzt, aber es gibt vieles zu verarbeiten für das angepeilte Filmpublikum und die Erzählung setzt das geschickt und ohne Betroffenheits-Befindlichkeit in einen flotten Film um. Das ist sehenswert, wird vom Verleih mit pädagogischem Infomaterial begleitet und bleibt immer am Ball.
Film-Wertung: (7 / 10)
Bleib am Ball – Egal was kommt!
OT: Strijder aka Bigman
Genre: Jugendfilm,
Länge: 90 Minuten, NL, 2023
Regie: Camiel Schouwenaar
Darsteller:innen: Maik Cillekens, Kailani Busker, Anouar Kasmi
FSK: ohne Altersbeschränkung, ab 0 Jahren
Vertrieb: Farbfilm
Kinostart: 05.09.2024