Männer die auf Ziegen starren: Jedis auf LSD

Übermütig geht es weiter im #Partysommer24 mit der Satire „Männer die auf Ziegen starren“ von 2009. Da kommt Aberwitziges auf den Zuschauer zu und der Trailer ist brüllend komisch. In „Männer die auf Ziegen starren“ geht es allerdings nicht nur albern zu, auch wenn die eher doofe Tagline: „Keine Siege ohne Ziege“ das erwarten ließe. Der Film ist eine rundum gelungene Satire und eine erstaunlich offene Kritik am Irak-Krieg.

Dass das amerikanische Militär mit Drogen experimentiert hat, um „Übersoldaten“ zu züchten, wissen nicht nur Hippies und Musikinteressierte, schließlich brachte die US Army in den 1960ern das LSD in Umlauf, um massenhaft Feldversuche zu machen. Das ist ein schöner Stoff für ein Sachbuch und Jon Ronsons „Men Who Stare At Goats“ (2004) wurde schnell mehr als ein Insider-Tipp.

Daraus aber nun eine funktionierende Filmhandlung zu machen bedarf schon einiger Kniffe: So wird die Handlung kurzerhand in unsere Zeit verlegt und in die Nähe des Irak-Krieges gerückt. Das Absurde, Aberwitzige braucht einen ernsthaften Hintergrund um seine volle Wirkung zu entfalten.

Militärexperimente mit Drogen

Der Kleinstadtreporter Bob Wilton (Ewan McGregor) interviewt einen Mann, der behauptet, seinen Hamster mittels Gedankenkraft getötet zu haben. Der Typ scheint ein Spinner zu sein und redet von geheimen Militärprojekten, an denen er teilgenommen haben will. Der Hamster lebt noch und Bob vergisst die ganze Sache. Erst nachdem ihn seine Frau wegen seines Chefredakteurs verlassen hat und er als Auslandskorrespondent nach Kuweit geht, wird die Story wieder interessant.

Fast zufällig trifft er dort auf Lyn Cassady (George Clooney), einen Handelsreisenden, und eben der kam in der Geschichte des Hamsterkillers vor. Aktuell ist Lyn in geheimer Mission auf dem Weg in den Irak, also heftet sich Bob an Lyns Fersen und erfährt Unglaubliches über die „New Earth Army“ unter der Leitung von Bill Django (Jeff Bridges). Doch die geheime Mission geht nicht ohne Zwischenfälle vonstatten und Bob findet sich mitten drin in den Verwirrungen der Kampfhandlungen.

„Männer die auf Ziegen starren“ funktioniert über weite Strecken so grandios wie „MASH“ (1970), die Mutter aller Armee-Satiren, und dafür gibt es Gründe, die nicht nur etwas mit der wirklich perfekten Besetzung zu tun haben – Kevin Spacey ist auch noch mit von der Partie. Das Setting ist klug gewählt und aktuell, die Story ist durchdacht aufgebaut, die Dialoge sind zum allergrößten Teil perfekt auf den Punkt gebracht und, vielleicht am allerwichtigsten, die Charaktere sind einfach großartig angelegt.

Psychokinese für Supersoldaten

Natürlich ist „Männer die auf Ziegen starren“ eine Steilvorlage für Kritik an der US Armee und der Rolle der USA, doch so offen sieht man das selten in einem amerikanischen Film. Dafür hat Hauptdarsteller und Co-Produzent George Clooney wieder Grant Heslov ins Boot geholt, der schon zu „Good Night and Good Luck“ das brillante Drehbuch schrieb. Diesmal führt Heslov Regie und kann sich auf eine extrem gelungene Leinwand-Adaption von Peter Straughan verlassen.

„Männer die auf Ziegen starren“ lebt ganz klar von dem absurden Witz der Hippie-Kolonie in Diensten der Army. Die selbsternannten Jedi-Ritter sind einfach umwerfend albern. Viel mehr bräuchte es eigentlich kaum für den Film, trotzdem wird der Humor immer wieder relativiert und kontrastiert, sodass sich ein melancholischer Unterton etabliert. Das scheint den Film im ersten Moment zwar runterzuziehen, wirkt so aber deutlich länger nach, als es reiner Klamauk jemals könnte.

„Männer die auf Ziegen starren“ ist eine absolut sehenswerte Satire mit einem großartigen Darsteller-Ensemble. Der absurde Witz des Films ist in eine funktionierende Story gebettet und es macht einfach Spaß dem Leinwandtreiben zuzusehen. Wer dann noch nicht genug hat, dem bleibt noch das Buch von Jon Ronson.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Männer die auf Ziegen starren
OT: The Men who stare at goats
Genre: Satire, Komödie,
Länge: 94 Minuten, USA, 2009
Regie: Grant Heslov
Darsteller:innen: George Clooney, Jeff Bridges, Ewan McGregor
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Studiocanal
Kinostart: 04.03.2010
DVD-VÖ: 05.08.2010

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