Es ist immer schwierig Akzeptanz und Respekt zu gewinnen, wenn der Mensch aus dem Rahmen fällt. Ausgerechnet als Marine will sich der obdachlose und homosexuelle Schwarze Ellis French beweisen. Regisseur Elegance Bratton verfilmt in „The Inspection“ eine autobiographische Phase. X-Verleih bringt das Drama am 24. August 2023 in die Kinos.
Ellis French (Jeremy Pope) hat sich für einen drastischen Schritt entschieden: Gerade mal Mitte Zwanzig ist er bereits seit zehn Jahren obdachlos. Ellis will sich zu den Marines melden, doch dazu braucht er seine Geburtsurkunde. Die liegt in der Wohnung seiner Mutter Inez (Gabrielle Union), einer gläubigen Strafvollzugsbeamtin.
Sie glaubt ihrem homosexuellen Sohn nicht, dass er sein Leben tatsächlich ändern will. Doch Ellis ist sich sicher, dass er auf der Straße ansonsten untergehen wird. Tatsächlich beginnt er die Grundausbildung und hat aufgrund seines ärmlichen Überlebens anfangs ordentlich mit den Anforderungen zu kämpfen.
Ausbilder Laws (Bokeem Woodbine) gibt sich als harter Hund, der die neuen Rekruten brechen will. Doch sein Mitausbilder Rosalez (Rául Castillo) will jeden neuen Marine mitnehmen und hilft den Rekruten wo er kann. Ellis lässt sich von dem Vorbild motivieren. Doch als er beim gemeinschaftlichen Duschen mit einer Erektion dasteht, bekommt die Ausbildung zum Marine noch einmal einen ganz anderen Dreh.
Von der Straße ins Bootcamp
Es ist kein Geheimnis, dass das Verhältnis der Streitkräfte zur (Homo-)Sexualität ambivalent ist. Auch und gerade in den USA wir Wert darauf gelegt, dass jede:r willkommen ist. Doch Andersgläubige werden ebenso diskriminiert wie sexuell anders orientierte. Frauen in der Truppe etwa bringen ebenfalls neue zwischenmenschliche Herausforderungen mit sich.
Vieles davon und auch die Ausbildungs- und Kampfsituationen sind bereits in Filmen dargestellt worden. Mit „Eismeier“ hat die Edition Salzgeber beispielsweise in den Kinos gerade Homosexualität in der österreichischen Armee thematisiert. Es bleibt fraglich in wie weit ein Publikum in Deutschland bereit ist, sich mit der Situation des Protagonisten in „The Inspection“ zu beschäftigen. Aber das ist eigentlich nicht Gegenstand der Filmvorstellung.
Ein deutscher Titel hingegen hätte es schon sein dürfen, vor allem da „Die Inspektion“ gleichermaßen stimmig wäre. Es ist künstlerisch auch komplett legitim die eigene Biographie als Stoff für eine (fiktionales) Drama heranzuziehen. Es lässt sich sicher etwas Beispielhaftes aus der Karriere von Ellis French ziehen.
Gemeinschaftsduschen und Schikane
Die Inszenierung ist stimmig und emotional halbwegs packend ausgefallen. Wobei sich kaum Unterschiede zu anderen militärischen Ausbildungsfilmen ausmachen lassen, bis auf die Perspektive. Die allerdings macht einen wichtigen Standpunkt klar. Die Streitkräfte können es sich gar nicht leisten, jene bereitwilligen Soldat:innen mit nicht normgerechter Orientierung abzulehnen. Es muss sich also etwas ändern.
Anders herum stellt sich schon die Frage, was der homosexuelle Obdachlose sich von diesem neuen Lebensabschnitt verspricht? Eine gesellschaftliche Akzeptanz? Die Rückgewinnung der Mutterliebe? Ein Ausweg aus dem Elend ist und war die Armee schon immer und das allein scheint legitim genug.
„The Inspection“ ist eine bewegende Geschichte und zeigt neben dem persönlichen Kampf um Anerkennung auch das bigotte, systemische Verhalten in den (US-amerikanischen) Streitkräften. Dabei ist das Ausbildungslager der Armee in anderen Filmen bereits ähnlich aufbereitet worden, aber die Perspektive ist neu. Ob das ein zugkräftiges Thema für den hiesigen Kinomarkt ist, wird sich zeigen.
Film-Wertung: (7 / 10)
The Inspection
OT: The Inspection
Genre: Drama, Biographie
Länge: 100 Minuten, USA, 2022
Regie: Elegance Bratton
Darsteller: Jeremy Pope, Gabriella Union, Raul Castro, Bokeem Woodbine
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: X-Verleih, Warner Bros
Kinostart: 24.08.2023