Weil „Chase“ mit Gerard Butler gerade in den Kinos angelaufen ist, hier eine weitere Rezension mit dem Star aus dem Archiv. 2009 erschien der brutale Actioner „Das Gesetz der Rache“: Keine Frage, es ist äußerst traumatisch, wenn einem die Familie von ruchlosen Verbrechern niedergemacht wird. Jeder hat Verständnis, dass der überlebenden Gatte und Vater seine Rachegelüste nicht bändigen kann. Aber was Clyde Shelton in „Gesetz der Rache“ abzieht, ist äußerst fragwürdig. Als Action-Spektakel ist der top besetzte Thriller trotzdem gelungen.
Shelton, gespielt von Gerhard Butler, muss wehrlos mitansehen, wie zwei brutale Einbrecher seine Frau ermorden und sich dann an seiner Tochter vergreifen. Die Täter werden zwar gefasst, doch das macht die Opfer auch nicht wieder lebendig. Zumindest gibt es dem Hinterbliebenen Aussicht auf gerechte Bestrafung der Mörder.
Doch bei dem Prozess erweist sich der tatsächliche Mörder als Schlitzohr und bietet der Staatsanwaltschaft einen Deal an: Er sagt gegen seinen Kumpel aus, dafür kommt er davon. Dem Staatsanwalt Nick Rice (Jamie Foxx), der den Fall verhandelt, wird von seinem Vorgesetzten geraten, auf den Deal einzugehen: Die Beweislage sei nicht so eindeutig und schlimmstenfalls kämen beide Täter davon. Lieber ein bisschen Gerechtigkeit als gar keine.
Wenn die Justiz nicht ausreicht
Rice sieht das zwar anders, aber weil er Karriere machen will, hält er es für seine Aufgabe das zu tun, was sein Vorgesetzter verlangt. Der Witwer Shelton ist nicht gerade amüsiert und bittet Rice inständig keinen Deal mit den Mördern zu machen. Es nutzt nichts.
Zehn Jahre später wohnen wir als Publikum zusammen mit Rice, der inzwischen Oberstaatsanwalt ist, der Hinrichtung des verurteilten Einbrechers bei. Doch bei den tödlichen Injektionen geht etwas schief und der Verurteilte leidet Höllenqualen. Dann nimmt sich Clyde Shelton auch noch den anderen Mörder vor.
Damit nicht genug! Er lässt sich ohne Wiederstand festnehmen und beginnt während er im Knast sitzt ein bösartiges Spiel mit dem Staatsanwalt Rice. Shelton kündigt an, nach und nach alle mit dem Prozess Beteiligten zu töten. Nur damit Rice die Lektion lernt, mit Mördern keine Deals zu machen. Und Shelton macht seine Drohung auf perfide Weise wahr.
Das „Gesetz der Rache“ ist als Genrefilm durchaus gelungen und das „Ein Mann nimmt Rache“ –Motiv wird zwar überspitzt aber durchaus ansprechend umgesetzt. Dabei geht es weniger um die pyrotechnischen Effekte, auch wenn es mächtig kracht, als um die psychologischen Aspekte der Selbstjustiz, die sich gegen das gesamte Rechtssystem richtet.
Brutalität statt Psychologie
Letztlich ist Shelton in seinem Rachewahn ebenso gnadenlos und fanatisch wie die Mörderseiner Frau. Er pervertiert seinen Gerechtigkeitsanspruch vollständig und versucht seinen „Gegenspieler“ Rice mit der Holzhammermethode Gerechtigkeit und Moral einzubläuen. Und der Staatsanwalt, obschon eigentlich der gleichen Meinung wie der Witwer, kann gar nicht anders, als sich gegen dessen Methoden aufzulehnen. Im Original heißt der Film „Law Abiding Citizen“ (gesetzestreuer Bürger) und als Familienvater mag Shelton das gewesen sein, als Racheengel ist er alles andere als gesetzestreu.
Unabhängig von diesen Aspekten ist „Gesetz der Rache“ ein über weite Strecken gelungener, intelligenter Action-Thriller mit guten Actionszenen und genügend Handlung, um nicht zu langweilen. In der ein oder anderen Szene geht es unnötigerweise äußerst brutal zu. Abschließend allerdings doch eine kritische Frage zum Plot: Wieso muss eigentlich jeder vermeintlich normale, gesetzestreue Bürger dann doch als Geheimdienst-Mitarbeiter herausgestellt werden?
„Gesetz der Rache“ ist ein gelungener, spannender Action-Thriller, der streckenweise etwas zu brutal ausfällt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Jahrzehnte „Dirty Harry“ und „Ein Mann sieht rot“ ist das Thema schon lange nicht mehr kontrovers.
Film-Wertung: (5 / 10)
Das Gesetz der Rache
OT: Law Abiding Citizen
Genre: Thriller,
Länge: 105 Minuten, USA, 2009
Regie: f. Gary Gray
Darsteller:innen: Gerad Butler, Leslie Bibb, Jamie Foxx
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Constantin, Universal
Kinostart: 19.11.2009
DVD-& BD-VÖ: 20.05.2010