Die erste Staffel der Klon-Serie „Orphan Black“ gehörte zweifellos zu den Highlights des vergangenen Jahres. Und den beiden Serienköpfen Graeme Mansion und John Fawcett ist es gelungen, das hohe Niveau der spannenden Serie annähernd zu halten. Weil aber die Ereignisse nahtlos an diejenigen der ersten Staffel anknüpfen, sollte der Zuschauer also schon in die Serienwelt eingetaucht sein (nachzulesen in der Besprechung von Staffel 1). Ansonsten kann nicht ausgeschlossen werden, dass im Folgenden auch gespoilert wird. Auch die zweite Staffel von „Orphan Black“ begeistert mit Spannung, intelligenter Handlung und einer furiosen Tatiana Maslany in diversen Rollen.
Waisenkind Sarah Manning (Tatiana Maslany) musste feststellen, dass sie ein Klon ist und hat sich mit ihren Schwestern Alison Hendrix und Cosima Niehaus zum Klon-Club zusammengetan, um herauszufinden, welchem seltsamen Umstand sie ihre Daseinsberechtigung verdanken. Gleichzeitig ist der Dyad-Konzern darauf bedacht, sein Klon-Experiment mit den Damen fortlaufen zu lassen, das darin besteht, zu sehen, wie die einzelnen weiblichen Klone mit ihren unterschiedlichen Lebenssituationen klarkommen. Auch Klon Helena, die in der Obhut eines fanatischen religiösen Ordens aufgewachsen ist und zu einer Mordmaschine ausgebildet wurde, mischt noch mit und kommt dem Klon-Club immer wieder in die Quere.
„Ispa scientia potentia est“ (Wissen selbst ist Macht, Francis Bacon, 1597)
Doch auch in der Führungsetage des Dyad-Konzerns taucht ein neuer Klon auf – Rachel. Allerdings stellt sich Rachel als ausgesprochen skrupellos heraus und versucht mit allen Mitteln, die Klon-Forschung aufrecht zu halten und den Störfaktor Sarah aus dem Spiel zu nehmen. Während man der Wissenschaftlerin Cosima Unterstützung bei ihrer Forschung zusagt und diese damit unter Kontrolle hält, will Hausfrau Allison vor allem ihr Leben zurück. Nur Sarah steht dem Ganzen skeptisch gegenüber und sucht weiter verzweifelt ihre Tochter in Sicherheit zu bringen. Helena gerät derweil in die Fänge der Prolethianer, einer amerikanischen Sekte, die gegen das Klonen ist, aber auch ihre eigenen Ziele verfolgt.
Bereits am Ende der ersten Staffel wurde klar, dass die Geschichte um Sarah Manning noch nicht zu Ende erzählt ist. Für die Fortsetzung in Staffel zwei wird die Story wesentlich breiter angelegt und es gibt Ausflüge und Expeditionen in die frühen Forschungsjahre, die quasi die Vorgeschichte beleuchten und näher ins Blickfeld rücken. Dadurch bekommen Graeme Mansion und John Fawcett die Möglichkeit, die Handlungsbögen breiter aufzufächern und neue Akteure einzuführen. Das geht zwar einerseits ein bisschen zu Lasten der Kompaktheit und Originalität, aber andererseits wird die Handlung auf spannende und atemlose Weise weitergesponnen.
Glaube, Verstand, Machtspiele.
Noch immer ist das Tempo hoch und die Informationen fließen spärlich, so dass auch immer wieder Zeit bleibt, die einzelnen Charaktere entsprechend agieren zu lassen. Am Prinzip des Schaulaufens für die grandiose Tatiana Maslany, die mit ihren variablen Darstellungen und ihrer schillernden Präsenz die Serie eigentlich alleine trägt, hat sich nichts geändert. Vielleicht treiben es die Serienverantwortlichen an einer Stelle dann doch zu weit, aber im Prinzip rockt Tatiana Maslany in einer Tour das Haus.
Leider hat Pflegebruder Felix (Jordan Gavaris) mit der breiteren Handlungsausrichtung nicht mehr ganz so viele lässige Auftritte und sorgt seltener für erleichternden Humor. Statt dessen kommen die Thrillerelemente deutlicher zum Tragen. Dafür spielt Sarahs Pflegemutter Mrs. S. (Maria Doyle Kennedy) eine weit wichtigere Rolle als bislang. Auch wenn nicht so ganz klar ist, auf welcher Seite sie steht. Auch das ist eine Qualität des Serien-Drehbuchs, viele Charaktere sind höchst ambivalent angelegt und die Allianzen ändern sich auch auf sehr überraschende Weise. Das englische Original geht mit Staffel drei übrigens im Original im April auf Sendung.
Die Klonserie „Orphan Black“ kann auch in der zweiten Staffel voll überzeugen: Höchst spannende Thriller-Unterhaltung mit gelungenen Science-Fiction-Elementen und eine brillanten Hauptdarstellerin.
Serien-Wertung (9 / 10)
Orphan Black – ein Klon ist niemals allein – Staffel 2
OT: Orphan Black Season 2
Genre: Serie, Thriller, Sci-Fi, Mystery
Länge: ca. 450 Minuten, 10 Folgen
Idee: Graeme Mansion, John Fawcett,
Regie: John Fawcett, T.J. Scott, et al.
Darsteller: Tatiana Maslany, Dylan Bruce, Jordan Gavaris
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Polyband
DVD- & BD-VÖ: 22.12.2014