Sommerlich leicht geht es auf den Hamburger Bühnen in dieser Woche nicht zu, jedenfalls nicht, was meine beiden Konzert-Tipps angeht: Anvil und Boris. Im Kino muss sich Ben Affleck mit der Arbeitslosigkeit herumschlagen und ist seit „Good Will Hunting“ endlich mal wieder aufm Bau zu sehen. Auf DVD wird geheult, was das Zeug hält. Dazu erscheinen neue Alben von Gomez und Kid Loco. Reicht eigentlich, um gut unterhalten durch die kommenden Tage zu kommen. Obwohl man die Ferienzeit sicher auch bei den Veranstaltungen merken wird. Schließlich sind wir ja Weltmeister im Verreisen. Mal abwarten, wie sich das Public Viewing bei der Frauen-Fußball-WM entwickelt. Hier sind die Tipps:
LIVE: Der Name ist vielen Heavy Metal Fans ein Begriff: Anvil. Aber richtig viel Aufmerksamkeit bekamen die kanadischen Metal-Urgesteine nach ihrer ruhmreichen Frühphase erst wieder mit der Band-Doku „The Story of Anvil“, die international Preise abräumte. Wie auch immer: Es gibt neues hochklassiges Material von Anvil und das will auch live unter die Leute gebracht werden. Am 8. Juli sind Anvil im Hamburger Knust zu sehen, und nicht wie auf der Band-Homepage angekündigt im Logo. Das sollte sich nicht entgehen lassen, wer auf harten Rock steht. Lips‘ Entertainerqualitäten sind legendär und Anvil spielen sich garantiert die Seele aus dem Leib. Ein wahrer „Juggernaut of Justice“. That’s dedication, pal!
Wahre Klanggewitter können die Japaner Boris entfachen und wir können nur hoffen, dass das Hafenklang am 11. Juli für die mächtigen Sounds nicht zu klein ist. Wahrscheinlich werden sich sowieso nur wieder eingefleischte Wagemutige einfinden. Dabei sind Boris wirklich sehenswert und die Band gehört zu den produktivsten des experimentellen, harten Rocks. Allein in diesem Jahr erschienen die Alben 14-16 der Bandhistory: „New Album“, „Heavy Rocks“ und „Attention Please“ lesen sich schon fast wie Stenografierte Konzertankündigung. Vor einigen Jahren, zu „Pink“-Zeiten, haben Boris mich auf dem Roskilde-Festival an die Zeltwand gepustet. Das lohnt sich.
KINO: Mit „The Company Men“ startet eine starbesetzte, dramatische Komödie über ein paar wegrationalisierte Arbeitskräfte. Also solche , die George Clooney“ in „Up in the Air“ so schön für den Arbeitsmarkt freigesetzt hat. Ben Affleck spielt die Hauptrolle in diesem stargespickten Ensemble, das den Kinoaufenthalt unterhaltsam gestaltet. Sonst sind noch Maria Bello, Kevin Kostner, Tommy Lee Jones und Chris Cooper mit dabei.
DVD: Ein Gedicht zum Gegenstand eines Filmes zu machen ist schon gewagt, vor allem, wenn es sich um Allen Ginsbergs „Howl“ handelt. Denn so richtig zugänglich ist das epochale Meisterwerk nicht eben. Doch für die Ideengeschichte der USA und moderne Lyrik ist der Stellenwert von „Howl“ immens. Der Film nähert sich dem Gedicht auf drei Ebenen: Er inszeniert Passagen des Werks als Animationsfilm, gibt (gespielte )Interviews mit Ginsberg (James Franco) wieder und zeigt den Prozess um die Obszönität von „Howl“. Das alles ist hervorragend und mit namhaften Schauspielern umgesetzt. Der Film erleichtert den Zugang zum Gedicht. Kann es für den Film „Howl“ ein schöneres Lob geben? Literaturinteressiert sollte man allerdings sein, denn „Howl“ ist alles andere als Mainstreamkino. checkt einfach den Trailer.
MUSIK: In dieser Woche freue ich mich am meisten über das Wiederhören mit alten Bekannten: Gomez und Kid Loco. Beiden Acts ist gemeinsam, dass sie hierzulande nie eine richtig enthusiastische Fangemeinde zustande bekommen haben. Vielleicht wirkt ihre Musik dazu zu normal.
Die britischen Indie-Rocker Gomez haben durchaus Hitpotential, lassen es sich aber nie nehmen, das einfach mal wegzugniedeln. Einfach weil sie’s können. „What’s on your Mind“ ist das siebente Studioalbum seit Bandgründung 1997. Und wieder einmal braucht es einige Durchläufe, um das besondere an dem Gomez-sound zu finden, lohnt sich aber.
Mit dem französischen Musiker und DJ Kid Loco verhält es sich ähnlich. Der Mann ist umtriebig und hat einen eigenen Sound, den er kultiviert. Nun erscheint mit „Confessions of a Belladonna Eater“ ein neues Album, das mal wieder zielsicher die Schnittmenge zwischen Electronic, Jazz, Blues, Rock und Dancefloor auslotet.
Ich mag das einfach, auch wenn die neueste Scheibe nicht seine beste ist, da ist „Kill your Darlings“ (2001) noch ganz weit vorne“.
Kommt sicher durch die Woche, besser durch die nächsten beiden, denn am 14.7. fallen die Tipps aus.