Taschengeld-Tipps #29/2011

House-of-painMark Twains Zusammenfassung seines „Ein Bummel durch Europa“ gilt wohl für fast alle Reisen: „Kurze Reisen nach Europa sind für uns vorteilhafter als lange. Wir werden davor bewahrt, uns zu europäisieren, die stolze Freude an der Heimat bleibt unzerstört, und unsere Liebe zum eigenen Land und zum eigenen Volk wird gestärkt. Dagegen haben lange Besuche in Europa nur den Erfolg, diese Gefühle einzuschläfern, wenigstens in der Mehrzahl aller Fälle.“ Mein Ausflug zu den dänischen Nachbarn war schon dringend notwendig, nicht nur um beim Roskilde-Festival Unmengen an Musik zu hören. Aber davon bei anderer Gelegenheit mehr. Der Alltag hat mich wieder. Um es mit dem seligen Joey Ramone zu sagen: „It’s good to be back, Barcelona!“ Hier sind die Wochenempfehlungen vom 21.07.2011:

La Coka NostraLIVE: Man merkt den Clubs deutlich an, dass die Outdoor-Saison auf Hochtouren läuft. Wenige Highlights verirren sich in das Dunkel eines Konzertraums. Umso erstaunlicher dass die wiedervereinten Hip-Hopper von House of Pain auf Club-Tour sind. Mit der neuen Scheibe, die schon seit der offiziellen Reunion 2010 angekündigt ist, dauert‘s wohl doch noch. Der Fan muss sich also noch ein Weile mit alten Klassikern und dem La Coka Nostra Output „A Brand you can trust“ trösten, auf dem Danny Boy, DJ Lethal und Everlast seit Jahren erstmals wieder zusammenarbeiteten. Was nun das zu erwartende Live-Geschehen angeht, habe ich ehrlicherweise keine Ahnung, was die Herren präsentieren werden. Lasst euch überraschen, am 25.7. im Grünspan, Hamburg. Weitere Tourdaten auf der Myspace-Seite.

KINO: Nein, es muss nicht immer gigantisch sein, um großartig zu unterhalten.

win-win-dtTom McCarthys dritter Film „Win Win“ tritt mal wieder den Beweis an, dass eine tolle Story und begeisternde Schauspieler ausreichen, um einen wunderschönen Film abzuliefern. Komplett CGI-frei und ohne aufwändige Effekte. Die Story um den Familienvater und Anwalt Mike Flaherty (Paul Giamatti) gewinnt mit warmherzigem Humor und tiefem Humanismus. Wenn Mike gewusst hätte, was er sich mit der Vormundschaft für einen alten Klienten einhandelt, und dass dessen Enkel Kyle unerwartet vor der Tür steht, wäre die Geschichte sicher anders verlaufen.  Nach „The Station Agent“ und „The Visitor – Ein Sommer in New York“ schon wieder ein Anwärter für die Liste der Lieblingsfilme. Anschauen und freuen, bitte. Hier geht’s zum Trailer von „Win Win“ und hier zur Filmkritik.

BloodworthDVD: „Bloodworth“ heißt das stimmige aber auch finstere Südstaaten-Familiendrama, das hierzulande gerade als DVD-Premiere erschienen ist. Die Literaturverfilmung zeigt eine zerrüttete Familie in den letzten Zügen: E.F. Bloodworth (Kris Kristoffersen) ist ein Countryssänger, der seine Familie vor Jahrzehnten sitzen gelassen hat. Jetzt kehrt der alte, kranke Mann nach Hause zurück, doch nicht nur die Söhne sind wenig begeistert. Nur E.F.s Enkel Flemming (Reece Thompson) begrüßt den Großvater, den er eigentlich nicht kennt, unvoreingenommen. Der junge Mann scheint komplett aus der Art geschlagen zu sein, denn er versucht, etwas aus sich zu machen. „Bloodworth“ erfindet das Familiendrama zwar nicht neu, ist aber überzeugend und konsequent und enthält ganz nebenbei auch feine, passende Musik.

MUSIK: Genau wie auf der Live-Sektor ist auch der musikalische Konservenmarkt momentan nicht gerade ergiebig.

Milk Maid - Yucca Keine großen Überraschungen und die Welle der Neuerscheinungen baut sich für den Herbst auf – wie immer. Gelegenheit also, dem Nachwuchs eine Chance zu geben. Unter den vielen Debüts ist „Yucca“ von den britischen Indierockern Milk Maid ganz überzeugend ausgefallen. Mitten in Manchesters umtriebiger Musikszene hat sich die Band 2010 zusammengefunden und dann auch schon Anfang diesen Jahres einen Plattenvertrag bei FatCat Racords in der Tasche. Das mag wohl an den vermeintlichen Live-Qualitäten der Band liegen, die angekündigt hat, demnächst ausgiebig zu touren.  Garagenrock, der gefällt und solide schrammelig ausgefallen ist, ohne auf die Eingängigkeit zu verzichten. Erste Eindrücke gibts auf der Myspace-Seite von Mik Maid. Das hilft über das wechselhafte Sommerwetter hinweg.

Kommt sicher durch die Woche.