U Are the Universe: Chefsessel

Die Reise mit dem Atommüll-Frachter zu einem Jupitermond dauert Jahre. Doch dann explodiert der eigene Heimatplanet und Pilot Andrij scheint plötzlich der letzte Mensch zu sein. Erstaunlich an dieser „Verloren im Weltraum“-Geschichte ist nicht nur ihr humoriger Charme, sondern auch die Tatsache, dass es sich um einen Spielfilm aus der Ukraine handelt. Nun auch für das Home-Entertainment zu betrachten.

Immer wieder ist der Mensch beeindruckt von Blick in den Weltraum. Aus dem Bullauge eines Weltraumfrauchters, durch die Panoramafenster der Enterprise oder durch die Teleskope einer Weltraumstation. Die Inszenierung des unendlichen Raums außerhalb der Erdatmosphäre ist schon ein Schauwert an sich. Selbst wenn dieser mittels Computer oder Tricktechnik generiert wird. Demut im Angesicht der Schöpfung ist eine wuchtige Empfindung.

Dennoch fängt Regisseur Pavlo Ostrikov seine Weltraum-Ballade mit dem schlecht animierten Lernvideo an, das Piloten von Weltraumfrachtern gezeigt wird. Das hat ungefähr so viel Drive wie ein altes Pac-Man-Spiel und der Lerneffekt mag sich in Grenzen halten. Zumindest, wenn mensch wie Pilot Andrij (Volodymyr Kravchuk) bereits zum wiederholten mal Atommüll im Weltall verklappt.

Gerade wird man zeitversetzt noch angeblafft, dass man sich nicht an die vorgeschriebene Route halten würde, da folgt auch schon die Hiobsbotschaft, dass die Erde explodiert ist. Da ist auch Bordcomputer Maxim nicht hilfreich, dem es vorrangig darum geht, die Mission abzuschließen. Die Laune der Mannschaft hochzuhalten ist da Mittel zum Zweck.

Andrij schätzt das Alleinsein zwar grundsätzlich, aber so extrem und perspektivlos muss die Lage erst einmal verarbeitet werden. Zufällig kommen Funksprüche einer französischen Wissenschaftlerin an, die andernorts, weit entfernt, auf einer Raumstation festhängt. Catherine dachte ebenfalls, sie wäre die letzte Überlebende der Menschheit. Jetzt berechnet Andrij die Chancen zu Catherine zu gelangen. Maxim allerdings hält das für eine blöde Idee.

„Schmutzige Arbeit für einen sauberen Planeten“

Das Publikum muss eine kosmische Antenne haben, um diesen Weltraum-Ausflug wirklich schätzen zu können. Das „Lost in Space“-Subgenre hat es an sich, dass vor allem handlungsarm und beschaulich die Einsamkeit und ihre Auswirkungen thematisiert werden. Das ist neben seiner philosophischen Fragestellung vor allem meditativ und kommt selten mit turbulenter Action daher.

Genretypisch wird der monotone Alltag des Piloten Andrij von atmosphärischen Weltraumaufnahmen kontrastiert, während Bordcomputer Maxim für die Kommentare zur Lage sorgt, wie einst HAL in Stanley Kubriks „2001“. Seither haben sich unterschiedliche filmische Weltraum-Missionen auf den Weg gemacht. Das beinahe alberne „Dark Star“, das klassische „Solaris“, Duncan Jones poppiges „Moon“, Alfonso Cuaróns romatisches „Gravity“ oder auch Kevin Eubanks „Love“.

Weltraumschrott Upcyclen

„U Are the Universe“ besteht in dieser Filmgruppe, weil es dem Film gelingt, eine bissige, schwarzhumorige Sicht auf die Menschheit zu präsentieren. Und gleichzeitig weiß er die Sehnsucht nach Gesellschaft zu nutzen, um auch technische Unzuverlässigkeit und romantische Hoffnung ins Bild zu setzen.

Als wäre das an sich nicht schon genug, ist „U Are The Universe“ in der Ukraine entstanden. Gefilmt wurde wohl bereits vor dem russischen Angriffskrieg, aber der Film war längst nicht fertig. So hat Filmmacher Pavlo Ostrikov mit seInem Projekt erstaunliche Ausdauer und auch Findigkeit bewiesen. Denn ebenso widrig wie die Umstände der Produktion war deren geringes Budget. Und dafür sind die Aufnahmen spektakulär, selbst wenn heute mit Künstlicher Intelligenz nachgeholfen werden kann (Wie etwa bei „The Brutalist“). Auch der siebzigerjahre Retro-Charme des Frachter-Inneren weiß zu überzeugen und versprüht den handgemachten Charme eines „Star Wars“ Bausatzes. Und dann kommt der Weltraumschrott geflogen. Das ist schon sehr schön.

„U Are The Universe“ erfindet das Filmemachen „Lost in Space“ nicht neu, überzeugt aber mit charmantem Nihilismus und einer hoffnungsfrohen Hauptfigur. Wer sich mit dem Atommüll auf den Weg zu den Jupitermonden macht, sollte aber auch wissen, wie mensch die Aussicht genießt.

Bewertung: 7 von 10.

U Are the Universe
OT: ty- Kosmos
Genre: Scince-Fiction
Länge: 90 Minuten, UKR, 2025
Regie: Pavlo Ostrikov
Schauspiel: Volodymyr Kravchuk
FSK: ab 12 Jahren
Verleih: drop out cinema /Pandastorm
Kinostart: 04.09.2025
Digital-VÖ: 21.11.2025
DVD- & BD_VÖ: 05.12.2025

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