Alljährlich treffen sich die G7, die „informelle Gruppe bedeutender Industriestaaten mit liberal-demokratischen Werten“(Wikipedia), zu Austausch und Konferenz. So auch beim fiktiven G7-Gipfel in Dankerode, bei den es kurz vor Toreschluss ziemlich vernebelt zugeht. Der kanadische Filmflüsterer Guy Maddin und seine Co-Regisseure schicken Cate Blanchett und Konsorten in ein absurdes Endzeitszenario. Die apokalyptische Polit-Satire zeigt einmal mehr, was „Global Leadership“ ausmacht. Zu sehen im Verleih von Plaion Pictures ab dem 15. Mai 2025 im Kino.
Dankerode im Harz ist Schauplatz eines (fiktiven) G7-Gipfels. Die politischen Spitzen von Italien, Frankreich, Japan, Großbritannien, Kanada, Deutschland und den USA haben ihr Zusammentreffen beinahe beendet. Nach einem gemeinsamen Mittagessen soll noch die Abschlussrede ausgearbeitet werden.
Die Bundeskanzlerin Hilda Ortmann (Cate Blanchett) präsentiert den Kolleg:innen zuvor noch die Ausgrabung einer Moorleiche. Der Archäologe, der die gut konservierte Leiche untersucht, gibt an, man hätte dem Toten seinen Penis um den Hals geschlungen.
Das anschließende Arbeitsessen ergeht sich in Floskeln und einige der Anwesenden sind nicht ganz bei der Sache. Der US-Präsident Edison Wolcott (Charles Dance) nickt altersbedingt immer wieder ein. Der französische Präsident ist bemüht, wird aber ignoriert und Kanadas Premier Maxime Laplace scheint merkwürdig abwesend. Das liegt vor allem daran, dass die Premierministerin Großbritanniens, Cardosa Dewindt (Nikki Amouka-Bird), die „Konferenz-Affäre“ mit dem Kanadier beendet hat.
Ein kraftvolles, entschlossenes Statement
Dann zieht nachmittags Nebel auf und die Regierungschefs bemerken, dass sie allein auf dem Anwesen sind. Der Pavillon am See bietet zwar Schutz, aber weder sind die Bediensteten auffindbar, noch funktionieren die Telefone. Die globale Krise rückt in den Hintergrund und man beschließt sich mit Entschlossenheit wieder zum Anwesen zu begeben. Keineswegs eine überschaubare Aufgabe.
Satire ist eine eigenwillige Angelegenheit. Ob die überzogene Darstellung zum Zwecke der Bloßstellung verfängt oder nicht, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Auch vom eigenen Humor. Der kanadische Filmmacher Guy Maddin („The saddest Music in the World“) legt seit 40 Jahren avandgardistisches Filmschaffen vor, dass sich oft jeglicher Kategorisierung entzieht und eine eigene cineastische Vision präsentiert.
Auch mit Co-Regisseuren Evan Johnson und Galen Johnson hat Maddin bereits zusammengearbeitet. „The Green Fog“ war 2017 hierzulande nur auf der Berlinale zu sehen. „The Forbidden Room“ (2015), der ebenfalls zusammen mit Evan Johnson gedreht wurde, zeigen vor allem eine assoziative Aneinanderreihung skurriler Ereignisse einer U-Boot-Crew.

Nun also werden in „Tanz der Titanen“ die gewichtigen Führungskräfte der „freien Welt“ als menschlich, allzu menschlich gezeigt und als inkompetente Phrasendrescher bloßgestellt. Das an sich wäre handelsüblich. Nicht aber die Verknüpfung mit einem Endzeitszenario, das durchaus auch Erweckungserlebnis sein könnte. Möglicherweise fühlen sich ältere an Christoph Schlingensiefs bizarre Filme erinnert.
Die Moorleute als Wiedergänger und einstige Urbewohner jenes Fleckens bundesdeutscher Landschaft kommen als Zombies daher. Das wirkt ein bisschen lustlos, nachdem der erste Witz verflogen ist. Ähnlich der Zombie-Komödie „The Dead Don’t Lie“ von Jim Jarmusch, die auch nur bedingt verfängt, weil sie überspielt.
Aber nicht zu konkret
In „Tanz der Titanen“ kommen noch andere Bedrohungen auf die Gruppe der Staatsmänner- und Frauen zu, die durchaus ihren Reiz haben. Allerdings geht der Satire durch ihre Erzählhaltung und das nicht vorhandene Tempo viel an Momentum verloren. Da trösten Schwarz-Weiß-Sequenzen und farbgesättigte Filter und vernebelte Sicht nur zum Teil über nicht vorhandene Dynamik hinweg.
Aber letztlich bleibt vieles an der Großen Darstellerin Cate Blanchett kleben, deren Bundeskanzlerin irgendwo zwischen Von der Leyen und Merkel agiert. Und wer sich fragt, wo denn die EU bei diesem Gipfel ist, braucht sich keine Sorgen zu machen. Da kommt noch was.
Die Idee einer Zombie-Politsatire klingt unterhaltsamer als „Tanz der Titanen“ letztlich ausgefallen ist. Über Spielfilmlänge wirken die satirischen Motive ebenso überspielt wie das katastrophal rätselhafte Szenario zu Ermüdungserscheinungen führt.

Tanz der Titanen
OT: Rumours
Genre: Satire, Komödie
Länge: 104 Minuten, CAN/D 2024
Regie: Guy Maddin, Galen Johnson, Evan Johnson
Schauspiel: Cate Blanchett, Charles Dance, Roy Dupois
FSK: ab 16 Jahren
Verleih: Plaion Pictures
Kinostart: 15.05.2025