Der junge Mann, der sich auf der Trauerfeier etwas linkisch abseits hält, gehört eigentlich nicht zu den Hinterbliebenen. Doch um seinen eigenen Verlust zu kompensieren fühlt sich Enoch auf Trauerfeiern irgendwie wohl. Dort lernt er dann auch Anabel kennen. „Restless“ begleitet zwei rastlose Teenager eine kurze Zeit ihres Lebens und ist ein wunderschönes, sensibles Drama. Ich hatte schon bei der Berichterstattung vom Filmfest Hamburg 2011 auf den Film hingewiesen, hier sind nun die ausführliche Besprechung und der deutsche Trailer zum „Restless“.
Bei einem Autounfall verliert Enoch Brae (Henry Hopper) seine Eltern und fällt selbst für drei Monate ins Koma. Als er wieder erwacht, sind seine Eltern längst begraben und der heranwachsende junge Mann muss bei seiner Tante leben. Doch Enoch kapselt sich ab und bleibt ein Einzelgänger. Sein einziger Freund ist Hiroshi Takahashi (Ryo Kase), der Geist eines Kamikaze-Piloten aus dem zweiten Weltkrieg. Gemeinsam verbringen die beiden ihre Zeit mit ziellosen Ausflügen oder beim Schiffe versenken. Es versteht sich, dass Hiroshi immer gewinnt.
Außerdem hat Enoch noch ein seltsames „Hobby“, er nimmt ungebeten an den Trauerfeiern wildfremder Menschen teil. Das geht soweit, dass ein Angestellter eines Bestattungsunternehmens Enoch eines Tages zur Rede stellt und rausschmeißen will. Glücklicherweise kommt ihm Anabell (Mia Wasikowska) zur Hilfe. Sie versucht, sich mit Enoch anzufreunden, doch der bleibt sperrig und es dauert eine Zeit, bis sich Enoch Anabel gegenüber öffnet. Anabell leidet an unheilbarem Krebs und ihr bleiben noch etwa drei Monate, bevor sie sterben wird.
Regisseur Gus Van Sant („Good Will Hunting“, „Milk“) hat schon in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass er ein Gespür für originelle und authentische Jugendthemen hat („Forrester – Gefunden“, „Elephant“, „Paranoid Park“) und auch in „Restless“ gelingt es dem Regisseur, eine ungewöhnliche Liebesgeschichte zu zeichnen, die auf den ersten Blick ein wenig morbide wirkt, letztlich aber nichts mit romantischer Todessehnsucht zu tun hat, sondern einfach der Ausdruck davon ist, wie Anabell und Enoch mit dem Tod, dem Verlust und der Trauer umgehen. die jugendliche Liebesgeschihte ist das erste Drehbuch des jungen Schauspielers Jason Lew („Das Experiment“, 2010).
„Restless“ ist keineswegs ein betrübtes Drama, sondern eine, wenn man das in diesem Zusammenhang so nennen kann, lebensbejahende Romanze. Zwei junge Menschen, in deren Leben der Tod eine gravierende Dominanz hat, suchen und finden Wege, um damit fertig zu werden. Das mag für Außenstehende seltsam erscheinen, doch für die Teenager funktioniert es.
Für den Film ist die Besetzung ein Glücksfall und Mia Wasikowska pendelt einfühlsam zwischen kindlicher, alberner Lebensfreude und der von schwerer Krankheit gezeichneten langsam Sterbenden. Henry Hopper wirkt mit seinem vergeistigten Eigenbrödlertum als wäre er nicht von dieser Welt. In dieser Konstellation wirkt ausgerechnet der Geist des Kamikaze bodenständig.
In seinen besten Momenten erinnert mich „Restless“ tatsächlich an die Stimmung in dem schwarzhumorigen Klassiker „Harold und Maude“. Dem Film gelingt es einfühlsam und mit kleinen Gesten, Wege aus der Trauer zu finden und trotzdem eine außergewöhnliche Liebesgeschichte zu erzählen.
Fazit: Mit „Restless“ gelingt dem Regisseur Gus Van Sant ein sehenswerter Film, dem es schwebend gelingt, gleichzeitig einer außergewöhnliche Love Story und den Umgang mit dem Tod zu thematisieren und dabei auch die Geschichte eines Erwachsenwerdens zu erzählen.
Film-Wertung: (8 / 10)
„Restless“
OT: Restless
Genre: Drama, Romanze
Regie: Gus van Sant
Darsteller: Mia Wasikowska, Henry Hopper, Ryo Kase
Länge: 91 Minuten, USA 2011
Vertrieb: Sony Pictures
FSK: ab 6 Jahren
Kinopremiere: 13.10.2011
DVD- & Blu-ray-VÖ: 10.02.2012
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