Follow The Money – Staffel 2: Monopoly und Spielregeln

Der Erfolg gibt einem meistens Recht. So veröffentlicht Edel Motion nun die zweite Staffel der dänischen Thriller-Serie „Follow the Money“ in der es um Wirtschaftskriminalität geht. Darin müssen die hintertriebenen Bankiers jedoch feststellen, dass Erfolg nicht alle Mittel rechtfertigt. Denn was für die Aktionäre eine üppige Dividende ausmacht, stürzt nicht selten Firmen in den Konkurs. Der engagierte Polizist Mats Justesen muss in der zweiten Staffel feststellen, dass Profit nicht zwangsläufig illegal zustande kommt.

An dieser Stelle der Hinweis, dass es durchaus den Spaß erhöht, wenn man die erste Staffel der fortlaufend erzählten Serie „Follow The Money“ kennt oder gesehen hat. Mehr Infos zur Auftaktstaffel der Serie gibt es in der Besprechung von „Follow The Money Staffel 1“. Aber keine Bange, zu Beginn der zweiten Saison werden die wichtigsten Ereignisse noch einmal grob ins Gedächtnis gerufen.

Gerade einmal 18 Monate ihrer Haftstrafe hat die Juristin Claudia Moreno (Natalie Madueño) abgesessen, als sie auf Bewährung entlassen wird. Die einstmals alleinerziehende Mutter hat alles verloren: Kind und Ex-Mann sind in Paris und Claudia jobbt als Kellnerin als ihr Knud Christensen (Waage Sandø) einen „Job“ anbietet; ausgerechnet der Vorstandsvorsitzenden der Nova Bank und der heimliche Drahtzieher der „Energreen“-Affäre. Claudia soll ein führende Mitarbeiterin der Konkurrenz ausspionieren, um herauszufinden, ob diese bei einer Übernahme der kleineren kleineren Absalon Bank bestechlich wäre.

Auf Bewährung

Die Anwältin Claudia weiß, dass sie als Vorbestrafte keinen Fuß mehr in diese Wirtschaftskreise bekommt und nutzt die „Möglichkeit“, um der Absalon Bank ihre Insider-Wissen über Christensens Machenschaften anzubieten. Die Geschwister Amanda (Sonja Richter, „Erbarmen“) und Simon (David Dencik, „Men And Chicken“) Absalonsen sind zuerst skeptisch, aber als sich Claudias Prognose tatsächlich bewahrheitet, werden ihre Kenntnisse und Fähigkeiten benötigt.

Dem Polizist Mats Justesen (Thomas Bo Larsen, „Die Jagd“), der zur Wirtschaftspolizei gewechselt ist, fällt im Büro die Decke auf den Kopf. Langes, zermürbendes Recherchieren ist nicht sein Ding und genau wie Kollege Alf (Thomas Hwan) ist Mats frustriert, dass ihm die Drahtzieher des „Energreen“ –Betruges durch die Lappen gegangen sind. Mats hat zudem auch zuhause Probleme, da seine an Multipler Sklerose leidende Frau überraschend schwanger geworden ist und nicht weiß, ob sie das Kind austragen soll.

Bad Banks und katastrophale Konkurse

Als ein verzweifelter, insolventer Tischler hilfesuchend bei Mats auftaucht und behauptet, seine Bank hätte ihn absichtlich in den Ruin getrieben, schickt dieser den Mann mit dem Hinweis fort, nicht zuständig zu sein. Dann eskalieren die Dinge, Mats fühlt sich schuldig, sieht sich die Unterlagen genauer an und erkennt tatsächlich ein Betrugsmuster, in dessen Netz die Nova Bank die Fäden spinnt.

Auch Nicky Rasmussen (Esben Smed Jansen), der mit seinem Kumpel Bimse zufällig zwei Millionen dänische Kronen abgestaubt hatte, ist seltener Zuhause bei Frau und Kind als diese sich das wünschen würden. Neben der Autowerkstatt, die Nikky zusammen mit Bimse führt, versucht sich der Kleinkriminelle Nikky auch als rechte Hand für den „Schweden“, jenen Mann fürs Grobe, den Nova-Vorstand Knud Christensen beschäftigt. Das bleibt nicht ohne Folgen.

Um es kurz zu machen: Wer sich bei der ersten Staffel der dänischen Krimi-Drama-Serie „Follow The Money“ gut aufgehoben fühlte, der wird auch die zweite Staffel genießen können. In Dänemark ist Anfang des Jahres bereits eine dritte Staffel von „Follow The Money“ ausgestrahlt und auch bei der Berlinale vorgestellt worden. In der vorliegenden zweiten Staffel ist die Machtart der Serie ebenfalls dieselbe geblieben. Die handelnden Personen sind nahezu gleich geblieben und mit den Bankiers-Geschwistern kommen neue interessante Charaktere und starke Schauspieler dazu.

Niemals eine erfolgreiche Masche ändern

Das Format von Serien-Mastermind Jeppe Gjervig Gram, der bereits für einige Staffeln der hochgelobten Polit-Serie „Borgen – Gefährliche Seilschaften“ verantwortlich zeichnet, entwirft einen vertrackten Fall von Wirtschaftskriminalität auf dem Bankensektor. Die drei dabei betrachteten Erzählebenen sind klug gewählt und ergänzen sich gut. Bei all der Recherche um Übernahmen, Aktienkurse, Klein-Insolvenzen, Vorteilsnahme und Insider-Handel haben es die Ermittler von der Wirtschaftspolizei, der SOIK, nicht leicht, Ansatzpunkte zu finden und Spuren zu verfolgen.

Allerdings führt die realistische Darstellung der Ermittlungssackgassen und auch die Versuche der vorbestraften Juristin, wieder in die Erfolgsspur zu kommen, zu einigem ermüdende Hin und Her. Ebenso weist das Verhalten des Kleinkriminellen Nikky darauf hin, dass er aus seinem Fehlern nicht viel lernt. Das mag alles nahe am Leben und der realen Abnutzung der Polizeiermittlungen sein, spannend gescripted ist es nicht.

Spätestens, wenn in der vierten Folge zum wiederholten Male alles quasi auf null gestellt wird, schleichen sich erhebliche Längen in die Spannungskurve der Kriminal-Serie. Das konnte man zum Teil auch in der ersten Staffel der dänischen Thriller-Serie „Kommissarin Lund“ (OT: „Forbrydelsen“) feststellen, die ebenfalls aufgrund der Länge einige Leerläufe und überflüssige Runden drehte. Dort allerdings haben die Macher gelernt und die Folgestaffel war erheblich kürzer.

Mit Wiederholung zum Erfolg

Bei „Follow The Money“ orientiert man sich hingegen eher an dem politischen Drama-Format „Borgen“, doch was dort stimmungsvoll zum Hü und Hott politischer Verhandlungen beiträgt, will in dem Spannungsformat „Follow The Money“ nicht überzeugen. Dabei hätte der Wirtschaftsbetrug, der am Ende aufgedeckt wird, durchaus Spielraum für andere spannungsvolle Wendungen und deutlich mehr interessante Charaktere geboten. So aber bleibt gerade das Kerngeschäft der Serie, die Banken-Übernahme, doch mehrfach wiederholt und letztlich redundant erzählt.

Die stilvolle Machart der Serie kann auch in der zweiten Staffel überzeugen. Man hebt sich von der Düsternis der „Nordic Noir“-Formate ab und schafft einen eigenen Look, der etwas sachlicher, bodenständiger, bürgerlicher ist. Kameraführung und Bildkomposition sind bei den Machern in guten Händen und auch das Ensemble spielt überzeugend auf. Doch das hilft nicht darüber hinweg, wenn Charaktere immerzu die falschen Entscheidungen treffen und so für absehbare Komplikationen sorgen. Auch der kreuzritterhafte heilige Ernst des Hauptermittlers Mats wird in der zweiten Staffel deutlich übertrieben. Dafür, dass der Mann Polizist ist, legt er enorme kriminelle Energie an den Tag, wenn es darum geht die mächtigen Hintermänner dranzukriegen.

Die zweite Staffel der dänischen TV-Serie „Follow the Money“ macht mit entsprechendem zeitlichen Abstand dort weiter, wo die vorangegangene Staffel Wirtschaftskriminalität unter die Lupe nahm. Inhaltlich weiß die Story durchaus zu überzeugen, ist aber für die mäßig spannend entwickelte Handling der zweite Staffel von „Follow The Money“ deutlich zu lang ausgefallen.

Serien-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Follow The Money – Staffel 2
OT: Bedrag Season 2
Genre: TV-Serie, Thriller, Krimi, Drama
Idee: Jeppe Gjervig Gram,
Regie: Sören Balle, Mats Kamp Thulstrup, et al.
Drehbuch: Jeppe Gjervig Gram, Anders Frithiof August et al,
Darsteller: Thomas Bo Larsen, Esben Smed Jansen, Thomas Hwan, Natalie Madueño
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD- & BD-VÖ: 15.03.2019

Copyright der Fotos by Lars Reinhold