Doctor Strange 8: Hölle Auf Erden

Selbst ein Meistermagier muss sich vorsehen, wenn er es mit dem Höllenfürsten zu tun hat. Auch für Marvels Oberzauberer Doctor Stephen Strange gilt im achten Sammelband „Hölle auf Erden“ das, was bereits Goethes Zauberlehrling herausfand: „Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los.“ Neben dieser starken Story, die mit dem Cross-Over „Verdammnis“ verbunden ist, nimmt Autor Danny Cates auch Abschied von der „Doctor Strange“-Serie. Aber seid versichert, Marvel Comics zaubern bestimmt einen lesenswerten neuen Autoren aus dem Hut. Also auf gehts, ein Geister-Beagle will schließlich auch Gassi gehen.

Einige Vorab-Bemerkungen lassen sich dann aber doch nicht vermeiden, denn die Stories in „Doctor Strange“ Nummer 8 laufen mit jenen parallel, die Panini in dem Band „Doctor Strange: Verdammnis“ eine Woche zuvor veröffentlicht hat. Während man „Verdammnis“ auch ohne diesen „Doc Strange“-Band lesen kann, sollten „Strange“-Fans schon zusehen, dass sie sich das Cross-Over einmal zu Gemüte führen: Es macht einfach mehr Spaß, als am Anfang jeder US-Ausgabe in diesem Sammelband 8 auf den aktuellen Zwischenstand gebracht zu werden. Zudem ist die „Verdammnis“-Story auch cool genug, um neben der großartigen Storyline in „Hölle auf Erden“ bestehen zu können. (Ja, richtig gelesen, dieser Strange Band „Hölle auf Erden – OT: „Bleeding Neon“ – ist stärker als das Cross-Over, auch wenn der Vergleich etwas hinkt.)

Aber kurz zur Ausgangssituation: In „Verdammnis“ geht es darum, dass die Stadt Las Vegas nach dem Hydra-Chaos des „Secret Empire“ beinahe komplett zerstört ist. Doctor Strange zaubert die Stadt wieder herbei, holt damit aber auch Mephisto aus der Hölle. Dessen heißes Casino ist nun die neueste Touristen-Attraktion in der Glücksspiel-Wüste. Die Avengers können Mephisto nicht widerstehen und es braucht Helden, die um das Dunkle in ihrer Seele wissen, um dem Höllenfürsten Paroli zu bieten; solche wie Blade, Ghost Rider, Moon Knight und Iron Fist. Das ist in „Doctor Strange:Verdammnis“ nachzulesen.

Aber unser Obermagier wäre nicht der, der er ist, hätte er nicht noch einen abstrus anmutenden Plan in der Hinterhand. Und so wettet Doctor Strange heimlich mit Mephisto und setzt seine Seele aufs Spiel. Überraschenderweise bekommt Stephen dabei aus völlig unerwarteter Richtung Unterstützung, aber lest selbst.

Das Artwork in „Doctor Strange 8“ von Niko Henrichon und Frazier Irving ist gewohnt großartig. Ein wenig eckig und zerknautscht, so wie es sich für einen angeschlagenen Magier gehört und mit abstruster Action, die in den strichigen Zeichnungen ziemlich gut zur Geltung kommt. Was für ein Unterschied zu der komplett anderen stilistischen Ausrichtung der letzten Story in diesem Band – US-Ausgabe Doctor Strange 390. Mir gefällt das, wie auch die Farbgebung, ausgesprochen gut, da der organische Touch das magische Brimborium der Serie sehr schön auf den Erdboden zurückholt.

Auch die Story, die sich Danny Cates zum Abschluss seines „Doctor Strange“-Runs ausgedacht hat, kann sich sehen lassen. Die Wette mit dem Teufel ist sowohl klassisches literarisches Sujet als auch ein existentieller Bestandteil der Popkultur. Sei es, weil Blues-Barde Robert Johnson an der Kreuzung seine Seele gegen Gitarrenkünste eingetauscht hat, sei es, weil „Hellblazer“ John Constantin den Teufel um eine Unsterblichkeit überrumpelt hat, oder einfach weil der inzwischen salonfähige Heavy Metal so gerne mit satanischem Symobolismus kokettiert.

Aber Stephen Strange hat auch noch andere, „kleinere“ Problemchen zu lösen: Da wäre das Verhältnis zu seinem getreuen Wong, die verstört geflüchtete Bibliotzhekarin Zelma Stanton und auch noch der Beagle, dessen Astralkörper dem Magier ebenso treu wie hilfreich hinterhertrottet, eben der beste Freund des Magiers.

Fans von „Doctor Strange“ müssen ob des Abschieds von Autor Danny Cates nicht traurig sein. Die Serie um Marvels Magier hat sich in den vergangenen Jahren dank Jason Aarons grandioser Neuerfindung und dem erfolgreichen Kino-Blockbuster als kleiner Geheimtipp für Superhelden-Fans und auch für Kreative erwiesen. Danny Cates hat seine „Strange“ ebenso eigenständig wie faszinierend angelegt und „Hölle auf Erden“ ist ein starkes Stück Comic-Magie.

Comic-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

Doctor Strange 8: Hölle Auf Erden (Verdammnis Tie-In)
OT: Dr. Strange 386-390, Marvel Comics, 2018
Genre: Comic, Superhelden
Autor: Donny Cates
Zeichner: Niko Henrichon, Frazier Irving
Farben: Laurent Grossat, Niko Henrichon, Frazier Irving
Übersetzung: Marc-Oliver Frisch
Verlag: Panini Comics, Softcover, 116 Seiten
VÖ: 15.01.2019

Doctor Strange 8: „Hölle auf Erden“ bei Panini Comics

Marvels „Damnation“ in der englischen wikipedia


Ein Kommentar