Bigfish & Begonia – Zwei Welten ein Schicksal: Rote Delfine

Quasi als Kino-Event kommt der chinesische Animations-Erfolg „Bigfish & Begonia“ auch hierzulande am 3. Februar 2019 in die Kinos. Der Verleih Universum Anime gönnt der Filmperle die Präsentation auf großer Leinwand, die das Genre fernöstlicher Zeichentrickfilme hierzulande so selten bekommt. „Bigfish & Begonia“ war bereits 2016 kurz nach seiner Veröffentlichung einer der erfolgreichsten chinesischen Zeichentrickfilme und wurde weltweit von den Kritikern gefeiert. Warum eigentlich?

In einer mystischen Parallelwelt leben Zauberwesen, die die Gewalt über die Naturgesetze haben, und bei denen es Sitte ist, dass sich die Kinder wenn sie volljährig werden, einem Initiationsritus unterziehen. Als rote Delphine wechseln sie für eine zeitlang in die Menschenwelt. In diesem Jahr stürzt sich auch die junge Chun voller Abenteuerlust als Delfin in die fremde Welt, doch sie verfängt sich in einem Fischernetz. Der junge Fischer Kun beobachtet zusammen mit seiner kleinen Schwester immer wieder die Ankunft der roten Delfine. Nun kann Kuns selbstloses Einsatz den magischen roten Delphin retten. Doch dabei ertrinkt der mutige Junge. Chun versucht nun ihrerseits Kun zu retten: Damit er wiedergeboren werden kann, geht sie in ihrer Welt einen Handel mit einem Seelensammler ein.

Entschuldigung, falls ich bereits Bekanntes aufwärme, aber zunächst müssen wir an dieser Stelle mal kurz über Begrifflichkeiten reden. „Bigfish & Begonia“ ist ein chinesischer Animationsfilm, und genaugenommen kein Anime wie immer wieder behauptet wird. Denn „Anime“ ist japanisch, heißt nichts anderes als „Zeichentrickfilm“ und bezeichnet ausschließlich und per Definition japanische Zeichentricke.

Die Ankunft der roten Delfine

Von einem chinesischen Anime zu reden, ist also hahnebüchener Blödsinn, der von weniger nerdigen Filmfritzen, die sich nur peripher für Zeichentrick, Animation und grafisches Erzählen interessieren, zur Vereinfachung in die Welt gebrabbelt wird, weil der Film so aussieht wie man das von japanischen Animationsfilmen der Firma Ghibli und Konsorten gewohnt ist. Sorry, das musste mal raus.

Es besteht kein Zweifel, das „Bigfish & Begonia“ optisch ein opulentes, fantastisches und wunderbar anzuschauendes Meisterwerk ist. So farbenprächtig und verspielt hat etwa man japanische Mainstream-Animes lange nicht mehr gesehen. Die Bilderwelten sind ausgeklügelt und fantastisch. Die Charaktere wirken, um mal bei dem Vergleich zu bleiben, schon so ähnlich wie bei Ghibli. Und wenn der Zeichentrickfilm hierzulande als „Mischung aus „Arielle“ und „Chihiro“ beworben wird, wie ein britischer Kollege das mal in anderem Kontext bezeichnet hat, dann stimmt das irgendwie…

…aber auch wieder nicht. Insofern – und da kommen wir wieder zu einem weiteren westlichen Missverständnis, nämlich, dass Zeichentrick automatisch Kinderkram ist – ist „Bigfish & Begonia“ ein filmische Kunstwerk, aber inhaltlich für Nicht-Chinesen kaum nachvollziehbar und schon gar nicht kindgerecht. Die FSK-Einstufung bezieht sich auch nur darauf, ob die filmischen Bilder für Kinder belastend sein können.

Heldentod und Auferstehung

Auch wieder nicht, weil sowohl Disney als auch Ghibli massentaugliche Geschichten erzählen können und wollen. Das ist in „Bigfish & Begonia“ beileibe nicht der Fall. Sicher, die Grundstory von grenzüberschreitender Liebe bis hin zur pathetischen Selbstaufgabe ist allgemein verständlich. Das Setting der Geschichte ist es aber beileibe nicht. Die Anleihen der chinesischen Mythologie und Sagenwelten sind unzählbar und werden nicht weiter erklärt oder in die Geschichte eingeführt.

Da tauchen haufenweise und quasi im Minutentakt seltsame Gestalten auf, die irgendetwas tun. Das ist zwar rätselhaft, mysteriös und skurril, aber es ist nicht gut erzählt, und somit irgendwann ermüdend. Auch bei „Chihiro“ braucht der westliche Zuschauer ein bisschen, um sich in die japanische Geisterwelt einzufinden, aber die Erzählung und Chihiros Reise sind wesentlich strukturierter und nachvollziehbarer.

Von Familienunterhaltung wie man sie von „Disney“ oder „Ghibli“ gewohnt ist, ist „Bigfish & Begonia“ meilenweit entfernt. Und weil zu einem herausragenden Film auch eine entsprechende Erzählstruktur gehört, bleibt „das chinesische Anime“ „Bigfish & Begonia“ wohl eher was für Freunde kunstvoller Animationsbilder.

Film-Wertung 5 out of 10 stars (5 / 10)

Bigfish & Begonia – Zwei Welten ein Schicksal
OT: Dayu Haitang
Genre: Animation, Fantasy, Drama, Abenteuer,
Länge: 106 Minuten, VCR, 2016
Regisseure: Xuan Liang, Chun Zhang
FSK: ab 6 Jahren,
Vertrieb: Universum
Kinostart: 03.02.2019