Polaroid: Blitzlicht in die Hölle

Das Kinojahr ist noch jung und gleich nach den Feiertagen entrümpeln die Filmverleihe Ihre Regale. Und siehe da: Mit „Polaroid“ kommt ein Teenie-Horror-Film in die Kinos, der das Genre keinesfalls revolutioniert, aber schon länger fertig in den Startlöchern steckt. Dazu später mehr. Zunächst mehr über die seltsamen, mörderischen Schatten in alten Sofortbildkameras.

In einer amerikanischen Kleinstadt jobbt Teenager Bird Fletcher ( Kathryn Prescott, „Skins“, „24: Legacy“) neben der Schule noch in einem Antiquitätengeschäft. Eines Tages schleppt ihr Kollege, der ein Auge auf Bird geworfen hat, ein alte Polarid-Kamera inclusive Zubehör an.

Die zurückhaltende Foto-Närrin erkennt sofort die Seltenheit dieses Exemplars aus den 1970er Jahren und schleppt sie mit zu einer Fete. Ihre Clique braucht ein hippes Instant-Selfie, aber Bird schlägt vor die Truppe mit der alten Sofortbildkamera abzulichten. Die antiquierte Technik begeistert kurz, bevor die Jungs und Mädel weiterfeiern gehen.

Doch der Spaß ist schnell vorbei, denn Birds Kollege wurde tot aufgefunden und auch unter ihren Freunden beginnt das grausame Sterben. Bird hat den Verdacht, dass ein Fluch auf der Kamera liegt, der sich als Schatten auf den Polaroids manifestiert und den Abgelichteten ans Leder will. Steile These! Und so verwundert es auch nicht, dass weder ihre Freunde noch Polizist Pembroke (Mitch Pileggi) an die übersinnlichen Todesursachen glauben.

Um es kurz zu machen: „Polaroid“ ist kein Kracher geworden und mit seinem mörderischen Fluch erinnert das Langfilmdebüt von Regisseur Lars Klevberg stark an Genre-Klassiker wie „Ring“ oder „The Grudge“, ohne deren Klasse zu erreichen. Allerdings ist die Atmosphäre des Gruselshockers, der eher für ein ziemlich junges Publikum konzipiert ist, über weite Strecken ganz gelungen. Die Spur des Fluchs führt in die Siebzigerjahre und visuell kommen diese Passagen daher, als waren sie aus „Sinister“ entsprungen. Im Grunde ist „Polaroid“ aber eher harmlos ausgefallen und jeder der schon den einen oder anderen Horrorstreifen gesehen hat, wird die vergleichsweise überraschungsarme Dramaturgie, die gesichtslose Teenie-Posse und den gealterten Dorf-Sheriff als genretypisch entlarven.

Mitch Pillegi, der den Polizisten spielt, ist älteren Serienfans immerhin als „Walter Skinner“ aus „Akte X“ und als Nazi „Ernest Darby“ in „Sons Of Anarchy“ bekannt und bietet ein halbwegs bekanntes Gesicht.

„Polaroid“ basiert auf dem gleichnamigen Kurzfilm von Lars Klevberg. Der norwegische Regisseur konnte 2015 mit seinem Shortie bei diversen Festivals auf sich aufmerksam machen und wurde gleich mal von einer amerikanischen Produktionsfirma eingekauft. Allerdings war das Timing nicht sonderlich gut, denn die Weinstein Company geriet in die Schlagzeilen und der ursprünglich für 2017 vorgesehene „Polaroid“-Spielfilm verstaubte zunächst fertiggestellt im Regal. Klevbergs Kurzer kommt in den ersten Minuten des Langfilms zu seinen Ehren, als zwei Freundinnen im Haus der verstorbenen Mutter die Kamera finden. Die Restliche Handlung des Skripts von Blair Butler hat eigentlich nix mit dem Proplog zu tun, außer, dass die Kamera und der entsprechende Schnappschuss bei Bird im Laden landen.

Man darf sich an dieser Stelle schon kurz fragen, was wohl aus der Filmidee geworden wäre, hätte Jungregisseur Klevberg ein besseres Drehbuch und in größeres Budget zur Verfügung gehabt. Gerade im Horror-Genre sind gute Effekte essentiell und die hängen nun mal wesentlich am der Höhe des Budgets. So manifestiert sich der killergeist der tödlichen Schnappschüsse nur gelegentlich. Immerhin hat der junge Norweger Klevberg nun einen Fuß in die Tür der amerikanischen Filmindustrie bekommen und zeichnet demnächst auch für eine Revitalisierung der Mörderpuppe Chucky verantwortlich: „Child’s Play“ soll in den USA Mitte des Jahres erscheinen.

Der amerikanische Teenie-Horror „Polaroid“ wirkt vor allem mit düsterer Kleinstadtstimmung und holt einiges aus seinem wohl eher geringen Budget heraus. Etwas mehr Spannung wäre aber schon drin gewesen. Vor allem für junge Grusel-Fans.

Film-Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

Polaroid
OT: Polaroid
Genre: Horror, Thriller, Mystery
Länge: 88 Minuten, USA / N, 2019
Regie: Lars Klevberg
Darsteller: Kathryn Prescott, Mitch Pileggi
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Capelight, Wild Bunch
Kinostart: 10.01.2019