Black Lightning: Finger am Abzug

In der abgeschlossenen Mini-Serie “Black Lightning: Finger am Abzug” reanimieren DC Comics den ersten farbigen Superhelden ihrer Verlagsgeschichte. Der Superheld kehrt zurück in seine Heimatstadt Cleveland, wo ein Skrupelloser Waffenhersteller seine Produkte mit Straßengangs testet. Autor Tony Isabella und Zeichner Clayton Henry sorgen zumindest für solide Action.

Jefferson Pierce ist Lehrer und im „Nebenberuf“ Superheld. Als „Black Lightning“ hat er die Gewalt über elektro-magnetische Phänomen und kann die Energie entsprechend nutzen und lenken. Pierce ist gerade nach Cleveland zurückgekehrt, um an der Schule in seinem alten Viertel zu unterrichten. Doch auch als Superheld ist er gefragt, da das mysteriöse kriminelle Genie Tobias Whale eine neue Art von Energiegewehren testet. Die Polizei hat keinen Anhaltspunkt, wie sie dem Verbrecherbeikommen soll und zudem ist auch nicht jeder Gesetzeshüter begeistert, dass auf Clevelands Straßen ein maskierter Vigilant auftaucht. Zum Glück ist Jefferson Pierces Halbschwester Polizistin und weiß um die Geheimidentität ihres Bruders.

In der Tat hat Autor Tony Isabella in der 1970er Jahren „Black Lightning“ als ersten farbigen Superhelden in die DC Heldenriege eingeführt. Der lebende Blitz erfreute sich allerdings nicht allzu großer Lesergunst und führte bei DC eigentlich immer ein Nischendasein. Immerhin hat der aktuelle Black Lightning schon mit Superman gekämpft. Allerdings ist die Miniserie, die den Helden in das neue „Rebirth“-Zeitalter katapultieren soll, etwas zwiespältig ausgefallen.

Nicht, dass es nach dem Leinwanderfolg von „Black Panther“ (bei der Konkurrenz Marvel) momentan keinen Bedarf oder Markt für farbige Superhelden geben würde, aber die Story von Tony Isabella will nicht richtig zünden. Das liegt vor allem an der Erzählweise und daran, wie der Held und sein Antagonist eingeführt werden. Die Tagline von „Black Lightning ist so dermaßen alte Schule und zudem noch so moralisch rechtschaffen, dass es karikaturistische Züge hat: „Jefferson Pierce. Ein Heimkehrer, der seine alte Heimat tief gespalten vorfand. Ein Kämpfer für die Zukunft an zwei Fronten: Im Klassenzimmer und auf der Straße als BLACK LIGHTNING“

Mal ehrlich, das kann man heutzutage höchstens noch für Kids bringen. Auch die Optik des Bösewichtes, der in Anlehnung an „Moby Dick“ als schwarzer Wal also „Whale“ auftritt, wirkt absurd. Klar, der Kerl ist ein Kraftprotz, aber wer trägt denn seine Schulterhalfter über dem Jacket? So richtig kriege ich den Tonfall der Story nicht zusammen. Das Artwork ist gelungen und hat auch einen gewissen Drive, kann die Sache aber letztlich auch nicht mehr retten, das Storytelling ist schlicht zu harmlos.

Natürlich sind auch politisch historische Anspielungen enthalten, beispielsweise, dass die Gauner sich „Weatherman“ nenne, nach einer halbterroristischen Studentenorganisation in den späten 1960ern und auch Whales Verbindungen nach Afrika, sowohl familiäre Wurzeln als auch Waffengeschäfte sind hochpolitisch. Auch gut und im Grunde wichtig für eine Amerikanische Gesellschaft und eine farbige Community ist die Darstellung der Hood mit ihren Problemen und der Bildungsthematik. Aber das ist so harmlos und backfischartig inszeniert wie etwa die Filmschmonzette „My first Lady“ (OT: „Southside With You“, 2016), die das Kennenlernen der Obamas sehr brav und bieder schildert.

Was bei „Black Lightning“ anno 2018 zudem noch erschwerend hinzukommt und den Titel ein bischen obsolet macht: Die Konkurrenz war einfach aktueller und auch konsequenter. Bereits 2016 schickte Marvel Mit „Nighthawk“ einen reaktivierten farbigen Superhelden in Chicago auf Verbrecherjagd. Seinerzeit loderte war der schwarze Volkszorn noch deutlich stärker und ein Blockbuster-Erfolg von „Black Panther“ war noch nicht in Sicht.

So löblich es auch ist, das DC Comics mit „Black Lightning“ seinen ersten farbigen Superhelden sogar von dessen Erfinder beziehungsweise Originalautor reaktivieren lässt, „Black Lightning: Finger an Abzug“ ist in allen Belangen und Aspekten zu harmlos und im Superhelden-Genre zu schematisch ausgefallen. Das lockt heute niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Cleveland scheint nicht nur für fiktive britische Rockbands ein schlechtes Pflaster zu sein.

Comic-Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

Black Lightning: Finger am Abzug
OT: Black Lightning: Cold Dead Hands (2018) 1-6, DC Comics,
Genre: Comic, Superhelden,
Autor: Tony Isabella
Zeichner: Clayton Henry
Farben: Pete Pantazis
Übersetzung: Stefan Pannor
Verlag: Panini Comics, Softcover, 156 Seiten
VÖ: 06.11.2018

Black Lightning bei Panini Comics