Kick-Ass: Frauenpower 1

Yo, Kick-Ass is back! Na ja, nicht exakt, schließlich hat Mark Millar seinen Helden Dave nach drei Sammelbänden, die in sich abgeschlossen waren, quasi in Rente geschickt. Nun aber ist eine toughe Ex-Soldatin und junge Mutter als „Kick-Ass“ unterwegs. Das läuft allerdings beileibe nicht so rund, wie sich Patience aus Albuquerque ihr maskierte Dasein so ausgemalt hat.


Die Kriegsveteranin Patience ist gerade mal zwölf Wochen wieder zu Hause in Albuquerque, New Mexico, als sie schon wieder in derben Schwierigkeiten steckt. Maskiert wie ein Superheld hatte sie sich vorgenommen, die Kriminellen der Stadt um ihr Kleingeld zu bringen, doch ein Moment der Unaufmerksamkeit hat gereicht, um geschnappt zu werden.

Weil die Ex-Soldatin Patience dann aber doch mit heiler Haut davon kommt, findet sie gefallen an der „Arbeit“. Vor allem, weil ihr kein vernünftiger Job angeboten wird und sie als Alleinerziehende Schwierigkeiten hat, ihre Tochter durchzubringen. Warum also nicht, die bösen Jungs um ihre Kohle erleichtern, sich ein kleines „Gehalt“ auszahlen und mit dem Rest des Geldes dann Gutes tun?

Eben, warum nicht? Vielleicht, weil die bösen Buben etwas dagegen haben und ziemlich brutal werden, wenn man sie beklaut? Vielleicht, weil diese Art der Erwerbstätigkeit zu Familienstreitigkeiten führt, wenn der eigene Schwager, entgegen seinen Beteuerungen, dann doch bei den Gaunern mitmischt? Aber irgendein Schlaumeier hat mal behauptet, man wachse mit seinen Aufgaben. Das tut Patience allemal, denn der lokale Gangsterboss holt sich Experten, um den maskierten Störenfried auszuschalten.

Über die vergangenen Jahre habe ich auf diesen Seiten allerlei Mark Millar Titel vorgestellt (und meistens ziemlich hoch gelobt), ein „Kick-Ass“ war absurderweise bislang noch nicht darunter. Dabei zählt die Story um die ganz „normalen“ Superhelden wie du und ich, zu den Werken, die Millar als Autor so berühmt gemacht haben. Aber was rede ich, der Mann ist ein Star unter den Comic-Autoren und viele seine grandiosen Stories sind ebenso legendär wie einflussreich (etwa „Genosse Superman“ oder „Old Man Logan“).

Das besondere an Kick-Ass aber war und ist, die Zusammenarbeit mit Zeichner John Romita Jr.. Der ist, wie auch sein Vater, als Comic-Zeichner selbst eine Legende im Bereich des Superhelden-Comics. Doch solch eine namhafte Zusammenarbeit muss nicht zwangsweise auch zu tollen Comics führen. Bei „Kick –Ass“ und dem Ableger „Hit-Girl“ allerdings ist das der Fall.

Nun aber endlich zu „Kick-Ass: Frauenpower“. Ganz in der Tradition des ersten „Kick-Ass“ erfindet die junge Mutter Patience ihren eigenen Weg als Superheldin. Dabei spielt ganz eindeutig – zumindest anfangs – der fehlende Adrenalin-Kick einer Gefechtssituation eine Rolle, aber auch die Perspektivlosigkeit einer Ex-Soldatin. Spätestens seit den Vietnam-Krieg ist das in den USA ein präsentes Thema, seit „Rambo“ ein probates Mittel einen Action-Film mit Sinn zu unterfüttern und seit auch Frauen in den Streitkräften Dienst an der Waffe tun, ein Problem, das ganz neue Dimensionen annimmt.

Mark Millar thematisiert all das und Probleme ethnischer Minderheiten in „Kick-Ass: Frauenpower“ über die Länge von sechs US-Ausgaben mit der präzise gewichteten Dosis, die ein Action-Comic noch verträgt, ohne ins Predigen zu verfallen. Schließlich ist „Kick-Ass: Frauenpower“ vor allem Pop-Kultur und will unterhalten.

Mit „Kick-Ass: Frauenpower“ zeigen die Arschtreter Mark Millar und John Romita Jr. eindrucksvoll, dass ihr Konzept eines selbsternannten (Anti-)Helden noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Hauen statt Häkeln, die neue Kick-Ass zeigt als kämpferische Mutter ihre beste Seite.

Comic-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Kick-Ass: Frauenpower 1
OT: Kick-Ass (2018) 1-6, Millarworld
Genre: Comic, Superhelden
Autor: Mark Millar
Zeichner: John Romita Jr.
Farben: Peter Steigerwald
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Verlag: Panini Comics, Softcover, 164 Seiten
VÖ: 23.10.2018

Kick-Ass: Frauenpower 1 bei Panini Comics