Die Flüsse von London – Autowahn: Die Mörderkarre

Gelegentlich haben bestimmt Bücher, Filme oder Serien einen derartigen Erfolg, oder eine fanatische Fan-Basis, dass die Geschichten auch als Comic weiter erzählt werden. Man könnte auch schlicht sagen, das Franchise wird ausgeweitet. Jüngstes Beispiel dieser weitergehenden Verwertung im Medium Bildergeschichte ist die Comic-Reihe „Die Flüsse von London“. Mit den hochspannenden Mystery-Thrillern um den übernatürlichen Polizisten Peter Grant hat Autor Ben Aaronovitch eine internationale Bestseller-Reihe ins Leben gerufen. Nun kommt die „Urban Fantasy“-Reihe auch hierzulande als Comic auf den Markt.

Peter Grant gehört zu einer ganz speziellen Londoner Polizei-Einheit. Die London Metropolitan Police hat eine extra Abteilung für übernatürliche Fälle. Zusammen mit seinem Boss, dem Magier Nightingale, kümmert sich Peter Grant um die Geister-Fälle in der britischen Hauptstadt. In „Autowahn“ (OT: „Bodywork“) dem Auftakt der Comic-Serie um Peter Grant, die Romanautor Ben Aaronovich zusammen mit Andrew Cartmel entwickelt hat, geht es darum ein Mordlüsternes Auto aus dem Verkehr zu ziehen,. Mysteriöse Unfälle legen den Verdacht nahe, die Autos würden ein Eigenleben führen und ihre Fahrer absichtlich umbringen wollen.

Als Peter Grant die Untersuchung beginnt, findet er schnell heraus, dann alle Unfallwagen Ersatzteile von einem bestimmten Wagen bekommen haben. Diesen gilt es nun schleunigst aufzuspüren und sicherzustellen, dass auch alle Teile aus dem Verkehr gezogen werden, bevor das Auto weitere Leute aus dem Verkehr zieht.

Gerade für das Segment junger Leser ist „Urban Fantasy“ das Genre der Stunde und nicht nur die etlichen Verfilmungsvesuche erfolgreicher Romanreihen belegen, dass ein bisschen Gruseln noch niemandem geschadet hat. Als Autor Ben Aaronovitch 2011 das namensgebende erste Abenteuer der „Die Flüsse von London“-Reihe veröffentlichte, bekam er überwiegend positive Kritiken für die Abenteuer des jungen Polizisten Peter Grant. Auch die Leserschaft war schnell überzeugt von den hochspannenden übernatürlichen Fällen. Ein Jahr später wurde „Die Flüsse von London“ bei DTV auf Deutsch verlegt.

Nun erweitert Aaronovitch seine übernatürliche London-Welt um eine Comic-Reihe. Deren Auftakt „Autowahn“ ist solide ausgefallen und die Geschichte vom mordlustigen Auto erinnert nur auf den ersten Blick an Stephen Kings Roman „Christine“. Allerdings kann eigentlich kein Lesr ernsthaft erwarten, dass die „Graphic Novel“ auch nur annähernd so spannend ausfällt wie die Romane um Peter Grant:

Stattdessen ist das Storytelling eher etwas betulich und die graphische Umsetzung sieht irgendwie austauschbar aus wie bei vielen Comic-Verwertungen. Das gilt ebenso für die Umsetzung der TV-Serie „Sons Of Anarchy“ wie für die Variante von Stig Larsons „Verblendung“. Es geht natürlich vor allem darum, den Lesern der Peter Grant Romane eine Identifikationsmöglichkeit zu bieten und wahrscheinlich sollen sich die Comics auch etwas von den Romanen abheben, aber der Einstieg für neue Leser ist in „Autowahn“ weniger zwingend als für solche, die bereits Fans sind.

Die Charaktere sind für Neuleser nicht solide eingeführt und die Dialoge, die die Handlung vorantreiben sollen, sind auch nicht gerade originell ausgefallen. Hier ist vom Leser viel Assoziationsleistung gefragt, die nicht unbedingt die Kenntnis eines Peter Grant Romans voraussetzt, aber doch als hilfreiche Motivation nahelegt.

Immerhin hat die Comicreihe zu „Die Flüsse von London“ inzwischen auch mehrere Abenteuer erzählt und wer sich als Leser in „Autowahn“ gut aufgehoben fühlt, darf sich auf neue , in sich abgeschlossene Abenteuer des geisterjagenden Polizisten Peter Grant freuen. Als kleines Extra sind in „Autowahn“ das in Großbritannien zunächst als Heftreihe mit 5 Einzelausgaben erschienen noch ein paar Kurzgeschichten enthalten, die ganz nett sind, aber auch keinen Erkenntnisgewinn bieten.

„Autowahn“, der Auftakt der Comic-Reihe zu „Die Flüsse on London“ leidlich unterhaltsam ausgefallen und sollte vor allem Fans begeistern. Als Ergänzung zu der erfolgreichen Romanreihe haben die Comic-Abenteuer durchaus ihre Existenzberechtigung. Ein Meilenstein des seriellen, grafischen Erzählens ist „Autowahn“ aber definitiv nicht.

Comic-Wertung: 5.5 out of 10 stars (5,5 / 10)

Die Flüsse von London – Autowahn
OT: The Rivers of London Vol. 1: Body Work, Titan Books, 2016
Genre: Comic, Graphic Novel, Mystery, Thriller
Autoren: Ben Aaronovitch &Andrew Cartmel
Zeichner: Lee Sullivan
Farben: Luis Guerrero
Übersetzung: Kerstin Fricke
Verlag: Panini comics, Softcover, 136 Seiten
VÖ: 28.08.2018

Die Flüsse von London bei Wikipedia

Autowahn bei Panini Comics