Venom: Dark Origin

Bei Superhelden-Fans stehen derzeit alle Zeichen auf Bosheit, denn mit der Verfilmung von Marvels anti-heldenhaftem „Spider-Man“-Ableger „Venom“, die am 3. Oktober in die Kinos kommt, gehen auch auf dem Comic-Sektor einige Veröffentlichungen einher. Panini Comics, die hierzulande Marvel-Stoff veröffentlichen, macht es Neulingen leicht, einen Zugang zu der Figur zu finden, die – gespielt von Tom Hardy –demnächst die Leinwände unsicher machen wird. Mit „Venom – Dark Origin“ bekommt der beliebte Antiheld von Autor Zeb Wells und Zeichner Angel Medina eine Herkunftsgeschichte verpasst, die vor allem für „Venom“-Neulinge lesenswert ist.

Bei Marvel Comics ist es gute Tradition, dass die Helden und Charaktere bisweilen eine erneuerte oder erneut erzählte Herkunftsgeschichte, eine „Origin Story“, verpasst bekommen. Darin wird dann noch einmal der Gründungsmythos des jeweiligen Helden in eine schmucke Bildgeschichte verpackt. So geschehen etwa in der „Season One“-Reihe mit „Doctor Strange“ und „Thor“. Dass diese Herkunftsgeschichte bei „Venom“ etwas düsterer ausfällt, versteht sich von selbst. Immerhin hat der außerirdische Symbiont mit eigenem Bewusstsein beinahe Peter Parker alias „Spider-Man“ wahnsinnig gemacht, als dieser mit einem scheinbar neuen modisch schwarzen Kostüm aus dem All zurückkehrte.

Das Kostüm stellte sich als Alien heraus, war (und ist) schall- und feuerempfindlich, ansonsten aber ziemlich unzerstörbar und ziemlich wandlungsfähig. Allerdings ist der Alien auch auf der Suche nach einem menschlichen Wirt. An dieser Stelle tritt Eddie Brock in das Leben des Symbionten nachdem spider-Man sich dessen entledigt hat. Die Geschichte „Venom: Dark Origin“ allerdings beginnt viel früher und Autor Zeb Wells erzählt auch nicht aus der Sicht des Aliens, sondern aus der des Menschen Eddie Brock. Dessen Kindheit war nicht sonderlich glücklich, starb seine Mutter doch bei Eddies Geburt, was sich der Heranwachsende immer wieder als Schuld aufbürdet.

Sein Vater ist ein strenger Mann, der es nicht so mit elterlichen Gefühlen hat. Doch Eddie ist für seinen Vater oft genug eine Enttäuschung, denn schon als kleiner Junge lügt Eddie, versucht sich einzuschmeicheln und greift dazu auch zu Täuschungen. Als Teenager bekommt er dafür auch mal eine Abreibung und beginnt daraufhin sich Muskeln anzutrainieren. Die Wahrheit, dieses hehrere Wesen, von dem alle immer reden, wird für Eddie zur Leitidee als er beginnt Journalismus zu studieren. Als junger Reporter dann scheint er einen Scoop, also eine journalistische Enthüllungs-Sensation,  landen zu können, als ein Serienmörder sein Unwesen treibt…und dann kommt Venom und verbindet sich mit Eddie Brock.

Die Zusammenfassung der „Venom“-Herkunftsgeschichte ist hier etwas ausführlich ausgefallen, denn Autor Zeb Wells, der bereits einige „Spider-Man“-Geschichten und vor allem „Carnage“-Stories verfasst hatte, bevor er 2008 diese Venom-Story zu Papier brachte, lässt sich ebenfalls Zeit um das zwiespältige Wesen des menschlichen Wirtes von Venom auszubreiten. Hier wird deutlich, warum Eddie Brock schon früh zumindest die Anlagen zur Bipolarität erkennen lässt, was ihn für den Alien-Symbionten „Venom“ so attraktiv macht. Die Story ist eine klassische, gelungenen Geschichte über das Erwachsenwerden mit all seinen Problemen und Enttäuschungen.

Das Artwork in „Venom: Dark Origin“ ist grandios und stellt die Story fast in den Schatten. In den fünf US-Heften, die in dem deutschsprachigen Band enthalten sind, zeigt Zeichner Angel Medina seine ganze Palette. Anfangs wirken seine Charaktere noch etwas cartoonesque überzeichnet. Gerade als Eddie noch ein Kind ist, wirken die Gesichtsproportionen und die muskulösen Ausführungen bisweilen etwas übertrieben. Mit zunehmendem Alter der Hauptfigur aber wirkt der Zeichenstil stimmiger und entwickelt eine Dynamik, die nicht nur in der muskulären Überzeichnung zu sehen ist.

Man merkt Medinas Stil an, dass er lange für „Spawn“ gezeichnet hat. Irgendwie schließt sich damit aber ein kreativer Kreis, denn Zeichner und „Spawn“-Erfinder Todd McFarlane hat als „Spider-Man“-Zeichner und Autor zu erster Größe gefunden, den Charakter „Venom“ mitentwickelt und später die überaus erfolgreiche Serie diabolische Horrorserie „Spawn“ erfunden, die anfangs schon als konsequente Weiterentwicklung der „Venom“-Figur aufgefasst werden konnte.

McFarlanes Stil in den 1990ern war wie bei vielen seiner zeichnenden Kollegen geprägt von überbordenden Muskelpaketen und Figuren und Charakteren, die sehr körperbetont rüberkamen. Nicht nur die bepackten Kerle, auch die Damen mit üppiger Oberweite sind so typisch für die Neunzigerjahre-Superheldencomics. Medinas „Venom – Dark Origin“ hat sich illustratorisch von diesen Exzessen gelöst, aber die Elemente sind immer noch stilprägend und in dem Maße wie sie in dieser Mini-Serie eingesetzt sind extrem dynamisch. Dazu kommt eine sehr variable Seitengestaltung und tolle Perspektiven. So dass „Venom: Dark Origin“ schon alleine deshalb wirklich Spaß macht.

Ob es sich bei „Venom: Dark Origin“ um eine deutschsprachige Erstveröffentlichung der Story von 2008 handelt, kann ich leider nicht beantworten. Auf jeden Fall ist die Herkunftsgeschichte von „Venom“, dem Antihelden in Marvels „Spider-Man-Universum“ eine unterhaltsame Lektüre, die gerade zum Start des kommenden Blockbusters mit Tom Hardy einige dankbare Leser finden sollte.

Comic-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Venom: Dark Origin
OT: Venom: Dark Origin 1-5, Marvel Comics, 2008-2009
Genre: Comic, Superhelden,
Autor: Zeb Wells
Zeichner: Angel Medina
Farben: Ian Hannin, ,Matt Milla
Übersetzung: Michael Strittmatter
Verlag: Panini Comics, Softcover, 124 Seiten
VÖ: 04.09.2018

„Venom“ bei Wikipedia (Englisch)

„Venom: Dark Origin“ bei Panini Comics