Solsidan – Staffel 1: Von wegen Sonnenseite

Die Alltagsneurosen und Problemchen des Zahnarztes Alex und seiner hochschwangeren Freundin stehen im Mittelpunkt der erfolgreichen schwedischen Comedyserie „Solsidan“. Denn hier, in einem Vorort von Stockholm, ist Alex auf gewachsen und nun zieht er wieder in sein Elternhaus. Das geht natürlich nicht ohne Stress. In Schweden war „Solsidan“ von der ersten Minute an ein Quotenrenner. Nun strahlt der Sender Sony Channel die Erfolgsserie aus und Edel Motion hat die erste Staffel auch für das Home Entertainment auf den Markt gebracht.

Und bevor ich das wieder vergessen, „Solsiden“ hat inzwischen 5 erfolgreiche Staffeln hinter sich und wurde in Schweden zuletzt im Dezember als Kinofilm veröffentlicht. Es ist nicht anzunehmen, dass der Kinofilm hierzulande regulär in die Kinos kommen wird, aber im Rahmen des Filmfest Hamburg 2018 wird der „Solsidan Kinofilm“ in der Reihe „Eurovisuell“ zu sehen sein, in der cineastische Publikumsrenner aus dem europäischen Ausland präsentiert werden.

Nun aber endlich zum Auftakt von „Solsidan“. Alex (Felix Herngren) ist Zahnarzt, Enddreißiger und wird bald Vater. Seine schwangere Freundin Anna (Mia Skäringer) ist Schauspielerin, arbeitet aber momentan nicht. Das Paar kommt in Solsidan an und will das neue Haus beziehen. Dabei handelt es sich um Alex‘ Elternhaus und zu seiner Überraschung und zum Entsetzen von Anna erwarten Alex Mutter die Beiden vor ihrem neuen /alten Heim. Die Beste hat noch einen Schlüssel und will auch noch ein Zimmer in dem Haus behalten. Alex, der versucht, es allen Recht zu machen, hofft darauf, dass sich die Dinge schon irgendwie regeln.

Alex Jugendkumpel Fredde (Johan Rheborg) ist da pragmatischer veranlagt und packt auch schon mal unüberlegt an. Auch wenn der zu fällende Baum beileibe nicht so souverän landet, wie das geplant war. Immerhin empfangen Fredde und seine Frau Mickan (Josephine Bornebusch) die neuen Nachbarn herzlich. Aber die neue Nachbarschaft mit ihrem sozialen Gefälle und den kauzigen Bewohner hält für Anna und Alex so einige Fallstriche und Stolpersteine bereit.

Bei dem Hinweis „Von dem Machern von „der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand““ hätte ich stutzig werden sollen und zumindest mutmaßen dass sich die Bewohner der „Sonnenseite“ und ich in unterschiedlichen Humoruniversen bewegen. Jonas Jonasons Erfolgsroman habe ich nach 50 Seiten aufgegeben und die Verfilmungen habe ich nach Sichtung der jeweiligen Trailer weiträumig gemieden. Aber „Solsidan“ Mastermind Felix Herngren“ der nicht nur die Idee mitentwickelte, die Drehbücher mitschrieb, in der ersten Staffel Regie führte und zudem auch noch die Hauptrolle Alex spielt hat ja schließlich noch andere Filme und Serien gemacht als den „Hundertjährigen“.

Das Humorkonzept in „Solsidan“ lebt davon, dass Alex freundlich gesagt extrem konfliktscheu ist. Weil seine Umwelt das schnell merkt hat der Zahnarzt einen schweren Stand und gerät immer wieder in Situationen, die er eigentlich vermeiden wollte. Dazu kommen aus dem Off vorgetragenen Gedanken vor allem von Alex und Anne, die dem gesagten widersprechen sowie absurde Traumsequenzen. Das ist bisweilen ein wenig schlicht, aber wirkungsvoll inszeniert. Weil dieser bissig, satirische Humor auch immer eine bisschen Gehässigkeit benötigt, um zu funktionieren, wird die Nachbarschaft in der Nähe von Stockholm mit allerlei schrägen Figuren bevölkert und mit einem Wohlstandsgefälle, dass auch geeignet ist, Sozialneid zum Thema des komödiantischen Gespötts zu machen.

Hier kriegt so ziemlich jeder Klischeetypus aus der Mittelschicht sein Fett weg, egal, ob es die „bewussten Helikoptermütter“ oder die knauserigen Nachbarn sind. Und zwischen dem Grillsüchtigen Fredde und Alex kommt ziemlich schnell wieder so eine infantile Jungsrivalität hervor. Bei den Frauen geht so etwas ja gesitteter zu, da gibt es Typs zur Inneneinrichtung, zu Shopping und zur Fitness. By the Way, einige der Folgen haben nach dem Abspann noch eine kleine Pointe zu bieten, also nicht zu früh ausschalten.

Der Erfolg gibt „Solsidan“ Recht und das Sitcom-Format ist so angelegt, dass sich Figuren und auch Themen unkompliziert integrieren und entwickeln lassen. Das Ganze ist solide produziert und auch nahe am Alltag der Zielgruppe, die wohl selbst gerade dabei ist, eine Familie zu gründen und wieder in die Vororte zu ziehen, wie man das in dieser Lebensphase eben so macht. Und so wird die Welt ein Dorf, in dem jeder alles mitbekommt und es immer etwas zu lästern gibt.

Die schwedische Erfolgs-Comedy-Serie „Solsidan“ hat zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel, bis sie den Sprung auf den deutschen Markt geschafft hat, aber für Fans und solche, die es werden wollen ,gibt es schon jede Menge potentiellen Nachschub. Es bleibt abzuwarten, wann und ob Anne und Alex ihre Entscheidung bereuen, in den Vorort gezogen zu sein. Abendsonne wird es auf der Terrasse aber auch in Zukunft nicht geben. Auf eine Punktewertung wird fairer Weise verzichtet, denn „Solsidan“ ist gut produziert, gut besetzt und sicher auch lustig, aber schlicht nicht meine Art von Humor.

Solsidan Staffel 1
OT: Solsidan säsong 1
Genre: TV-Serie, Comedy, Sit-Com
Länge: 220 Minuten (10x 22 Min.) + Bonus-Material. S, 2010
Idee & Drehbuch: Ulf Kvensler, Jacob Seth Fransson, Pontus Edgren, Felix Herngren;
Regie: Felix Herngren, et al.
Darsteller: Felix Herngren, Mia Skäringer, Johan Rheborg, Josephine Bornebusch
FSK: Ab 12 Jahren
Vertrieb; Edel Motion,
DVD-VÖ: 24.08.2018