Private Eyes – Staffel 1: Torontos Finest

Krimiserien gibt es in beinahe jedem Land wie Sand am Meer. Um sich auf diesem – immer noch boomenden – Markt zu behaupten, braucht es schon ein paar Serienzutaten, die zum Alleinstellungsmerkmal taugen. In der kanadischen Produktion „Private Eyes“ die jetzt bei Edel Motion für den Hausgebrauch erschienen ist, sind das vor allem die Hauptdarsteller Cindy Sampson und Jason Priestley, die ihren Figuren nach anfänglichem Warmlaufen Einiges an Charme einhauchen.

Der ehemalige Eishockey-Profi Matt „Shadow“ Shade (Jason Priestley) ist nach seiner aktiven Karriere in das Metier der Talent-Scouts gewechselt. So richtig rund läuft die Suche nach vielversprechenden jungen Eishockey-Spielern allerdings nicht. Gerade als Shade seinen aktuellen jugendlichen Klienten bei den Ligaverantwortlichen präsentieren will, bricht dieser auf dem Eis zusammen. Matts Vater Don Shade (Barry Flatman) engagiert gegen Matts Willen einen Privatdetektiv, um den Vorfall zu untersuchen.

Doch statt des ehemaligen Polizisten, an den sich Don erinnerte, steht dessen attraktive Tochter Angie Everett (Cindy Sampson) auf der Matte, beziehungsweise dem Eis. Matt lässt sich aber nicht so schnell ausboten und untersucht die Sache zusammen mit der Privatdetektivin. Die Teamarbeit läuft ganz gut und Angie hat mit ihrem verstorbenen Vater schließlich auch den Partner in der Detektei verloren, also setzt sich Shade in den Kopf, Privatdetektiv zu werden. Einen passenden Detektivnamen hat er ja schon mal.

Zugegeben, der Einstig in die kanadische Krimi-Serie, die Hauptdarsteller Jason Priestley auch koproduziert, ist in vielen Belangen nicht gerade einnehmend. Die Titelmusik besteht aus der fahrstuhltauglichen Coverversion eines „Hall & Oats“-Hits, die Einführung der Charaktere und deren widerwillige Zusammenarbeit sind dermaßen genretypisch, dass es schwerfällt, hinter den mäßig originellen Sprüchen eine Seriensubstanz auszumachen.

Vor allem das Seriensetting mit einem (oder einer) gestandenen Kriminalisten und einem oder einer Rookie (Anfänger) wird immer wieder gerne bemüht, um den Genre Leben zu verleihen. Aktuell kann man das bei „Castle“ und ähnlichen Serien anschauen, in den 1980ern feierten Cybill Shepherd und Bruce Willis in der Serie „Das Model und der Schnüffler“ (OT: „Moonshining“) mit der Masche „Sie erbt eine Detektei inklusive Detektiv“ ordentliche Erfolge.

Glücklicherweise kriegt „Private Eyes“ nach wenigen Folgen die Kurve und wird recht lustig. Zum einen liegt dies daran, dass das Ermittler-Team-Up tatsächlich zu funktionieren beginnt, zum anderen betreten weitere sympathische Figuren die Szene und sorgen dafür, dass um die solide konstruierten Kriminalfälle herum eine familiäre Atmosphäre entsteht. Überhaupt ist Familie ein treibender Aspekt in den durchgängigen Handlungssträngen der ersten Staffel.

Matt ist geschieden und lebt mit seinem Vater zusammen. Während seine Ex –Frau ein Jahr lang beruflich in Europa weilt, ist der Ex-Hockey-Profi als Vollzeitvater der pubertierenden Jules (Jordyn Negri) gefragt. Jules ist ebenso smart wie charmant, hat aber fast ihre gesamte Sehkraft verloren. Privatdetektivin Angie ihrerseits leidet noch unter dem Verlust des Vaters und hat ein tief gestörtes Verhältnis zu ihrer Mutter. Kindheitsfreund Curtis „Maz“ Mazhari (Ennis Esmer), der ihr als Cop beruflich des Öfteren aus der Patsche helfen muss, weiß das zur Genüge.

Jason Priestley, der in Kanada ein gefragter Seriendarsteller ist, wurde hierzulande vor allem als Teenieschwarm in „Beverly Hills 90210“ bekannt, Cindy Sampson wohl vor allem durch ihre Rolle in „Supernatural“. Beiden Darstellern gelingt es dank temporeicher Dialoge und ausgeklügelter Sympathie/Antipathie-Dosierungen, ihren Figuren und damit der Serie Leben einzuhauchen. Vor allem dadurch wird die kanadische Krimiserie, die zurzeit in die dritte Staffel geht, zu einer sehr unterhaltsamen Angelegenheit, die ebenso kurzweilig wie pfiffig vonstattengeht. Lose basiert die Serie übrigens auf dem Thriller „The Code“ von Autor G.B. Joyce, der bereits eine serienunabhängige Fortsetzung mit der Hauptfigur „Brad Shade“ erfahren hat. Auf Deutsch sind die Romane bislang nicht erschienen.

Als Bonusmaterial gibt es Featurettes zu den Hauptdarstellern und ihren Rollen und eine vier-teilige Webisode zur Serie, die chronologisch irgendwo in der Mitte der ersten Staffel anzusiedeln ist. Hinter dem Titel „Vertrauensprobleme“ verbirgt sich ein entflohener Sträfling, der das Gefühl nicht los wird, übers Ohr gehauen worden zu sein.

Die erste Staffel der kanadischen Krimi-Comedy „Private Eyes“ überzeugt nachdem die Kuh in der ersten Folge vom Eis kommt, mit kauzigen Ermittlungen und zwei investigativen Serienstars, zwischen denen die Chemie stimmt.

Serien-Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

Private Eyes – Staffel 1
OT: Private Eyes – Season 1
Genre: TV-Serie, Krimi, Comedy
Länge: ca 421 Minuten (10 x 42 Minuten + Bonus), 2016
Idee: Tim Killby, Shelley Eriksen,
Regie: Kelly Makin, Anne Wheeler, et al.
Darsteller: Cindy Sampson, Barry Flatman, Joryn Negri, Jason Priestley
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD- & BD-VÖ: 17.08.2018