Grace Jones – Bloodlight and Bami: Slave to the Rhythm

Die vielseitige Künstlerin Grace Jones wird in diesem Jahr 70. Und nachdem sie 2015 bereits ihre Memoiren unter dem Titel „I’ll Never Write My Memoirs“ veröffentlichte, kommt nun eine Doku über die stilbildende jamaikanische Musikerin in die Kinos. Wer auf einen biografischen Abriss ihrer Karriere lauert, sollte besser zu Hause bleiben und die Biographie lesen. Der englischen Dokumentarfilmerin Sophie Fiennes ist ein derart lebendiges Portrait gelungen, dass man kaum glauben mag, dass Grace Jones tatsächlich auf die 70 zugeht.

Gleich der erste Live-Auftritt von Grace Jones, der die Doku „Bloodlight and Bami“ eröffnet ist ein Ereignis. Sophie Fiennes editiert quasi zwei Performances von „Slave to the Rhythm“ ineinander und das mit großer Meisterschaft, also quasi Lippensynchron.eine Hälfte des Songs stammt von einem recht aktuellen Konzert in Irland, die ander Hälfte ist bereits legendär, weil Grace Jones 2012 zum 60. Thronjubiläum der Queen den gesamten Song lang einen Hula-Hoop-Reifen kreisen ließ, während sie sang.

Überhaupt ist es eine große Qualität dieser Musik-Doku, dass Filmemacherin Sophie Fiennes („The Pervert‘s Guide to Cinema“) den Songs und Performances den Raum gibt, des es braucht, damit die Bühnenpersönlichkeit Grace Jones ihre Aura entfalten kann. Es gibt nur wenige Lieder, die als Live-Performances präsentiert werden, die aber fast in voller Länge. Dazwischen gibt es sehr private und familiäre Einblicke, die Grace Jones über rund zehn Jahre gewährt hat.

Einige Aufnahmen aus Jamaika in denen Jones auf den Mitmusiker Robert „Robbie“ Shakespeare wartet, sind offensichtlich aus der Phase der Entstehung des selbstproduzierten Albums „Hurricane“ von 2008. Nicht alle privataufnahmen und Tour-Impressionen müssen dabei auch chronologisch angeordnet sein.

Grace Jones würde in Jamaika geboren und lebte jahrelang bei ihrer Großmutter, bevor sie zu ihren Eltern in die USA geholt wurde. Dort begann ihre Karriere zunächst als Model. Die hochgewachsene Frau hatte großen Erfolg und Ende der 1970er trat sie erstmal mit einem Disco-song auf. Nach einigen Disco-Alben erfand Grace Jones sich und ihren Sound Anfang der 80er neu. Mit ihrem androgynen Charme, ihren Kostümen und ihren extrovertierten Auftritten erlangte sie schnell Kult-Status. Das ist jetzt schon mehr an Künstlerbiografie als „Bloodlight and Bami“ enthält.

Das ist vielleicht das einzige größere Manko des ansonsten mitreißenden Films, dass Namenseinblendungen fehlen und dem Zuschauer und Fan die Orientierung nicht eben leicht gemacht wird. Es empfiehlt sich übrigens, wenn möglich, den Film mit Untertiteln zu genießen, da der jamaikanische Slang mitunter recht schwer zu verstehen ist. Das Jamaika-Pidgin soll übrigens auch für den Titel verantwortlich sein: Bloodlight soll im Studio anzeigen, dass aufgenommen wird. Bami soll eine jamaikanische Brotvariante sein. Verifizieren kann ich das nicht unbedingt.Es lohnt sich tatsächlich diese Doku im Kino anzusehen, in den wenigen Tage, die der Film läuft. Im März folgt dann die Home Entertainment Veröffentlichung.

Die englische Dokumentarfilmerin Sophie Fiennes liefert mit „Bloodlight and Bami“ ein schillerndes und faszinierendes Künstlerportait ab. An Energie und Präsenz kommt die sehenswerte Doku fast an ein Live-Erlebnis heran.

Film-Wertung:7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

Grace Jones – Bloodlight and Bami
OT: Grace Jones – Bloodlight and Bami
Genre: Doku, Musik, Biographie,
Länge: 120 Minuten, GB / IRL, 2017
Regie: Sophie Fiennes
Mitwirkende: Grace Jones,
FSK: ab 0 Jahren
Vertrieb: Ascot Elite
Kinostart: 24.01.2018
DVD-& BD-VÖ: 09.03.2018