Mark Millars Reborn: Jenseits der Dunkelheit

Mit schöner Regelmäßigkeit veröffentlicht der Comic-star-autor Mark Millar neue Stories auf seinem Label „Millarworld“ zumeist hat er dabei als Zeichner auch namhafte Kooperationspartner an Start. So auch bei „Reborn“, Millars jüngstem bei Panini Comics veröffentlichten Streich. In der Actionreichen Fantasy-Story um ein Leben nach dem Tod kann sich Starzeichner Greg Capullo so richtig austoben. „Reborn“ ist eine sehr kurzweilige Geschichte vor einem ernsten und aktuellen Hintergrund.

Mit ihren 78 Jahren hat Bonnie Black so Einiges miterlebt und fristet ihr Dasein nach einem Schlaganfall nun in einem Pflegeheim. Zwar bekommt sie regelmäßig Besuch von ihrer Enkelin, aber so richtig prall ist dieses Leben nicht. Obwohl Bonnie ihren Mann bereits vor 14 Jahren verloren hat, als ein Amokläufer wahllos Menschen in Minneanapolis erschoss, ist sie noch nict bereit aus dem Leben zu scheiden.

Doch ein weiterer Schlaganfall setzt Bonnie schwer zu und während sie in unserer Welt im Koma liegt, wacht Bonnie im Körper einer 25jährigen in einer fantastzischen Welt namens Adystria auf. Und zu ihrem Erstaunen trifft Bonnie auf viele verstorbene Geschöpfe aus ihrem Leben, alle sind in einem anderen Körper aufgewacht und warten nun darauf, dass Bonnie die Prophezeiung erfüllt. Denn der böse Herrscher mit seinen Gefolgsleuten bedroht das Königreich. Und es wurde Vorausgesagt, dass Bonnie ihn besiegen wird.

Doch leichter gesagt als getan, denn nachdem Bonnie erst einmal das Wiedersehen mit ihrem Vater und ihrem Hund verdaut hat, will sie sich lieber auf die Suche nach ihrem Ehemann machen, als gegen einen mächtigen Schurkenkönig zu kämpfen. Vor allem, weil sich ihre angeblich sagenhaften Kräfte noch überhaupt nicht regen.

Als Comic-Fan muss man oft genug auch Seriennerd sein, da viele Stories über etliche Ausgaben laufen und sich zu wahren Epen auswachsen, oder im Fall der Mainstream-Superhelden einfach immer neue Stories erzählen, so dass man den Faden nicht verlieren sollte.

Anders bei Mark Millar. Der schottische Comic-Autor, dessen Werk an dieser Stelle schon häufiger gewürdigt wurde („Nemesis“, „Secret Service“, „Empress“) hält es da anders und scheint auf überschaubare abgeschlossene Geschichten zu stehen. Das was der US-Markt als Miniserie von fünf bis acht US-Ausgaben ansieht, kommt dann nach Abschluss mit einigen Monaten Verzögerung wunderbar handlich und gebündelt bei Panini Comics in einem Sammelband heraus. Irgendeinen Vorteil muss es ja haben, auf Comics warten zu müssen.

Aber zurück zu „Reborn“, wie schon in „Empress“ erzählt Mark Millar eine ziemlich fantastische Geschichte. Hier aber handelt es sich um klassische Fantasy mit Zauberern, Elfen und allem Getöse und nicht um eine „Space Opera“ und „Reborn“ ist mit der Rahmenhandlung, die durchaus einen Bezug zu unserer Gegenwart und den sozialen Problemen hat, deutlich stärker in der Realität verhaftet als viele von Millars Geschichten.

Mark Millar ist ein souveräner Geschichten-Erzähler, der in der Vergangenheit gezeigt hat, dass er extrem originell sein kann („Genosse Superman“), seine popkulturellen Referenzen kennt („Kick-Ass“) und Genres mit überraschenden Aspekten bereichern kann („Civil War“, „Old Man Logan“). Dabei nimmt Millar die Leserschaft aber immer mit auf die Reise und hebt nicht in die unverständlichen Sphären abstrakter Fantastereien ab. So kommt es, dass „Reborn“ eine ebenso klassische wie modern erzählte Fantasy-Story ist.

Der epischen Kampf gegen das Böse bleibt auf den Schultern einer Heldenfigur liegen, die erst noch in ihre Rolle wachsen muss. Und auf eine Reise geht, die ebenso Persönlichkeitsentwicklung wie abenteuerliche Herausforderung ist. zudem will Millar, mit dem Medium Comic auch und vor allem eine junge Leserschaft erreichen, da darf es dann nicht allzu anspielungsreich sein und die Erzählung muss eine gewisse Geradlinigkeit aufweisen.

Zeichner Greg Capullo („Spawn: Violator“), selbst eine gestandenen Größe im Comic-Geschäft, sorgt in den sieben US-Ausgaben, die „Reborn“ umfasst dafür, dass Millars wendungsreiche Geschichte auch angemessen bebildert wird. Die Farbgebung von FCO Plascencia sorgt für die richtige Atmosphäre und gut unterscheidbare Settings und Handlungsorte. Dnn Capullos Zeichnungen sind bisweilen ganz schön düster ausgefallen, gerade wenn es in das Reich des bösen Herrschers geht. Aber ohne schaurigen und ernstzunehmenden Widersacher kann auch die Heldin nicht über sich hinauswachsen.

So toll wie die Agenten-Action in „Secret Service“ ist „Reborn“ nicht ausgefallen, aber die actionreiche Fantasy-Story hat mehr Tiefgang zu bieten als die Space Opera „Empress“. „Reborn“ ist nicht nur für Fans von Mark Millar lesenswert ausgefallen.

Comic-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Reborn
Genre: Comic, Fantasy, Sci-Fi,
OT: Reborn 1-6, Millarworld, 2016-2017
Autor:Mark Millar
Zeichner: Greg Capullo
Farben: FCO Plascenia
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Verlag: Panini Comics, 180 Seiten
VÖ: 07.11.2017

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