Alien: Covenant – Destruktive Evolution

Es mag wohl nicht daran gelegen haben, dass Regisseur und Produzent Ridley Scott in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, dass „Alien: Covenant“ der Nachfolger zu „Prometheus“ doch länger gebraucht hat als die Fans erwartet haben. Immerhin gehört Ridley Scott noch immer zu dne produktivsten Filmemachern und Produzenten Hollywoods. Fünf Jahre nach „Prometheus“ wird die Alien-saga um ein neues Kapitel bereichert. „Covenant“ ist über weite Strecken sehenswert ausgefallen, tapst aber auch in das eine oder andere Genre-Fettnäpfchen.

Seit der Weltraum-Expedition des Raumschiffes „Prometheus“ ist rund eine Dekade vergangen. Die Weyland  Corporation schickt nun das Kolonistenschiff „Covenant“ ins Weltall. Während die Kolonisten und die Besatzung schlafen, hält der Androide Walter (Michael Fassbender) das Schiff am Laufen.  Beim Aufladen der Energiereserven wird die Covenant beschädigt und Walter weckt die Crew. Dabei stirbt der Kommandant bei einem Unfall, aber seine Frau Daniels (Katherine Waterston), macht sich trotzdem an die Arbeit. Das Kommando  übernimmt Oram (Billy Crudup).

Überraschender Weise finden die Bordcomputer in der Nähe einen scheinbar bewohnbaren Planeten und die Crew entscheidet sich, den zumindest einmal zu untersuchen, anstatt noch einmal sieben Jahre Hyperschlaf durchzumachen. Doch die Erkundung der neuen Welt gerät schnell zu einer gefährlichen Mission. Denn die Entdecker setzen eine mörderische Spezies frei, doch der überrasched auftauchende Androide David (Michael Fassbender) eilt zur Hilfe. Er war hier mit der inzwischen verstorbenen Wissenschaftlerin Elizabeth Shaw gestrandet.

Vielleicht auch, weil zu viele Fans nach „Prometheus“ rumgenöhlt haben, der Film beinhalte zu wenig von jenem wohig-splatterigen Body-Horror, der „Alien“ so charakterisiert, haben sich die Drehbuchautoren entschieden, den Aliens wieder mehr Szenen einzuräumen. Das passt freilich auch in die Weiterführung der Vorgeschichte zum „Alien“-Film von 1978, geht aber auf Kosten der eher düster-philosophischen Ausrichtung, die „Prometheus“ eigentlich recht eigenständig gemacht hatte. Statt die vermeintliche Herkunft der Menschheit und die überlegene „Alien“-Rasse weiter zu untersuchen, stützt sich der Reiz von „Alien: Covenant“ vor allem auf die zweifelhaften evolutorischen Experimente des Androiden David.  Das hat zwar auch seinen Reiz, verläuft sich in dem Script von John Logan und Dante Harper oft genug in der Genre-Falle.

Kein Wunder also, dass in diesem Sci-Fi-Horror-Thriller die Charaktere der Raumschiffbesatzung seltsam blass bleiben. Denn im Grunde sind sie wie in jedem Teenie-Horror nur das jeweils nächste Opfer. Das gilt allerdings nicht die Androiden David und Walter, die dem Mimen Michael Fassbender ein sehenswertes Schaulaufen ermöglichen. Daneben bleibt Katherine Waterston (Phantastische Tierwesen“) ziemlich unscheinbar und erfüllt die ihr zugewiesene Rolle als Ripley-Nachfolgerin eher funktional als tatsächlich individuell. Aber das ist eher dem Drehbuch geschuldet, als dem Können der Schauspielerin. „Alien: Covenant“ ist also typische Genre-Futter und in dieser Hinsicht auch nicht frei von Eigenzitaten.

Optisch hat „“Alien: Covenant“ allerdings ebenso wie „Prometheus“ vor fünf Jahren einiges aufgefahren, das ziemlich spektakulär anzuschauen ist. Der Film entfaltet seine volle, dystopische Pracht wohl erst in 3D. Kameramann Dariusz Wolski,  seit „Prometheus“ Ridly Scotts erste Wahl hinter der Linse „„Exodus“, „The Counselor“, „Der Marsianer“) macht erneut einen tollen Job und sorgt für einige sehr interessante Einstellungen und Perspektiven.

Letzlich ist „Alien: Covenant“ die erwartbare Fortsetzung von Prometheus geworden. Zumindest in der Hinsicht die fiesen kleinen Giger-Weltraum-Monster näher an die Geschehnisse des ersten „Alien“-Film zu bringen. Vielleicht fühlt sich „Alien: Covenant“ deshalb an wie der Mittelteil einer Trilogie – dramaturgisch fehlt es der Handlung an einem Zielpunkt.

Film-Wertung:6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

Alien: Covenant
OT: Alien: Covenant
Genre: Science-Fiction, Horror, Thriller
Länge: 122 Minuten, USA / GB,  2017
Regie: Ridley Scott
Darsteller:     Katherine Waterston, Michael Fassbender, Billy Crudup, Guy Pearce, FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: 20th Century Fox
Kinostart: 18.05.2017