Der Mandant: Nicht schuldig?

Im Kinojahr 2011 belebte der Justizthriller „Der Mandant“ ein fast vergessenes Film-Genre mit Bravour und Hochspannung wieder. Hollywood-Schönling Matthew McConaughey kehrt 15 Jahre nach „Die Jury“ zurück in den Gerichtssaal und beginnt mit der Rolle seinen so erfolgreichen Imagwechsel zu ernsteren Rollen, der ihm 2014 den Oscar für „Dallas Buyers Club“ einbrachte. Aber zurück in den Gerichtssaal. 

Eigentlich sind eher die kleinen Fälle das Metier des Anwalts Mick Heller (Matthew McConaughey): Der smarte Sonnyboy betreibt seine Kanzlei vom Rücksitz seines Lincoln aus, währen Chauffeur Earl ihn wie einen Feuerwehrmann von Gerichtssaal zu Gerichtsaal fährt. Damit fährt der Verteidiger im wahrsten Sinne ganz gut. Und hat eine klare Vorstellung davon, wann sein Honorar verdient ist und wann nicht, das muss auch die Rockergang feststellen, die erstmal ihre Schulden bezahlen muss, bevor Heller sich wieder um ihren eingeknasteten Kumpel kümmert.

Ein befreundeter Kautionsvermittler macht Heller auf einen medienwirksamen Fall aufmerksam und Heller ist bei der Vorverhandlung als erster zur Stelle. Louis Roulet (Rayan Phillippe), ein Sohn aus reichem Hause, soll ein Call Girl brutal misshandelt haben und der Fall wirkt aussichtslos. Roulet beteuert seine Unschuld und stellt sich selbst als Opfer einer Verleumdung dar.

Heller übernimmt den Fall und setzt zunächst seinen Ermittler Frank Levin (William H. Macey) an, um die Sachlage zu recherchieren. Levin hat kein gutes Gefühl bei dem Fall. Auch Staatsanwältin Maggie McPherson (Marisa Tomei), Hellers Ex-Frau, rät Mick die Finger von dem brisanten Verfahren zu lassen, doch der Anwalt hört nicht auf seine Vertrauten und nimmt das Mandat an. Kurz darauf stößt Frank Levin auf eine interessante Spur und die Verbindung mit einem alten Fall. Mick Heller ahnt nicht, in welche Gefahr er sich, seine Familie und seine Freunde bringt. Doch ein kryptischer Anruf seines Ermittlers weckt Zweifel an der Redlichkeit des Mandanten.

Der Justizthriller „Der Mandant“ basiert auf einem Bestseller von Erfolgsautor Michael Connelly und die Verfilmung ist erstaunlich erfrischend und hoch spannend. Regisseur Brad Furman („The Take“, 2007) kann aus dem Vollen schöpfen und das Drehbuch von John Romano („Ein unmöglicher Härtefall“, „Das Lächeln der Sterne“) ist wirklich überzeugend: Die Figuren sind originell, die Dialoge pfiffig und die Handlung wendungsreich und überraschend unvorhersehbar.

Matthew McConaughey ist eine ideale Besetzung für den unkonventionellen Anwalt, der unversehens in ein moralisches Dilemma tappt, und der Strahlemann wirkt in der Rolle des Mick Heller erstaunlich ernsthaft. Aber nicht nur McConaughey überzeugt, sondern die komplette Besetzung ist absolut stimmig. Für einen Regisseur sind tollen Darsteller und ein überzeugendes Drehbuch mehr als nur die halbe Miete, aber Brad Furman gelingt es zudem seinem „Mandanten“ eine extrem stylische Optik zu geben.

Wenn Hellers Lincoln durch den Großraum Los Angeles cruist, wirken die Aufnahmen ebenso elegant wie das fahrbare Büro. „Der Mandant“ ist auch optisch ein filmischer Leckerbissen und der Einsatz von Filtern und ungewöhnlichen Kameraperspektiven ist dezent aber extrem gelungen.

Doch bei aller Äußerlichkeit geht es in dem Justizdrama selbstverständlich auch um Inhaltliches. Der Anwalt Mick Heller arbeitet nach einer recht eigenwilligen Moral und kleine Mauscheleien, um an Fälle heranzukommen gehören zum Geschäft. Doch Heller hat durchaus einen Moralkodex und im Grunde glaubt er an Gerechtigkeit, auch wenn ihm bewusst ist, dass einige seiner Klienten schuldig sind. Erst als er es mit Louis Roulet zu tun bekommt, muss Heller grundsätzlich Position beziehen und eventuell einen fatalen Fehler aus der Vergangenheit eingestehen. Das moralische Dilemma ist zwar spannend aber glaubhaft und tiefsinnig darstellt.

Der Justizthriller „Der Mandant“ überzeugt auf ganzer Linie und schafft es dem Genre frischen Wind einzuhauchen. Bis in die Nebenrollen sehenswert besetzt und mit einer stimmigen und ungewöhnlichen Optik inszeniert „Der Mandant“ eine spannende Geschichte.

Film-Wertung:8 out of 10 stars (8 / 10)

Der Mandant
OT: The Lincoln Lawyer
Genre: Thriller, Drama, Gerichtsfilm
Länge: 118 Minuten, USA, 2011
Regisseur: Brad Furman
Darsteller: Matthew McConaughey, Marisa Tomei, Ryan Phillippe, William H. Macy, Michael Pena
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Universum Film GmbH
Kinostart: 23.06.2011
DVD- 6 BD-VÖ: 2. Dezember 2011