Hidden Figures – Unbekannte Heldinnen: Der weite Weg zu den Toiletten

Immer wieder schaffen es Filme bislang wenig bekannte Aspekte der Geschichte ins Blickfeld zu rücken. „Hidden Figures“ ist so ein  Fall, denn farbige Mathematikerinnen haben zu Beginn der 1960er Jahre maßgeblich dazu beigetragen, dass die USA im Rennen um die Vorherrschaft im All nicht verloren gegeben musste. Dabei erzählt die dramatische Komödie auch von Rassentrennung und Emanzipation und verbreitet viel gute Laune. Am 2. Februar 2017 kommt „Hidden Figures“ in die Kinos und setzt den kompetenten Frauen ein filmisches Denkmal. 

Die  Autopanne auf der einsamen Landstraße hätten die drei schwarzen Damen, die Ende der 1950er in Virginia unterwegs sind nun wirklich nicht gebraucht. Dass dann auch noch ein Polizeiwagen stoppt, macht die Situation nicht entspannter. Aber der weiße Her in Uniform entpuppt sich dann doch als freundliche Helfer  und so werden Katherine, Mary und Dorothy mit Blaulicht zu ihrer Arbeitsstelle bei der NASA in Langley eskortiert.

Die drei Frauen, Katherine Johnson (Taraji P. Henson), Mary Jackson (Janelle Monáe) und Dorothy Vaughan (Octavia Spencer), gehören zu einer Gruppe schwarzer Mathematiker die bei der NASA angestellt sind.  Doch an eine große Karriere ist damals in den USA als Schwarze kaum zu denken. Immerhin arbeiten alle drei Frauen in Langley bei der Raumfahrtbehörde NASA und sind auch ziemlich stolz darauf.

Dann erreicht das Wettrennen um die Eroberung des Alls zwischen der Sowjetunion und den USA einen neuen Höhepunkt, als die Russen einen Mann ins All schicken. Bei der NASA ist man noch lange nicht so weit, es hapert an den Berechnungen. Al Harrison (Kevin Costner), Chef der Space Task Force, braucht dringend neue Mathematiker – auch um die neuartigen, riesigen Rechenmaschinen von IBM zu bedienen. Für Katherine, Mary, Dorothy ist das die Chance, sich zu beweisen. Während Katherine sich als Rechengenie direkt zu den ausschließlich männlichen und weißen Mathematikern begibt, versucht Mary ihr Glück als Ingenieurin und Dorothy macht sich in Sachen Computer schlau.

Regisseur und Koautor Theodore Melfi („St. Vincent“) erzählt mit der Geschichte der drei intelligenten Frauen nicht nur eine launige Episode aus der Geschichte der Raumfahrt, sondern nutzt das Szenario geschickt und ohne zu belehren, um die Absurdität der Rassentrennung ebenso aufzuzeigen wie die Emanzipationsbemühungen von Frauen. Das gelingt nicht nur dank eines großartigen Ensembles und einem fröhlichen Erzählton sehr überzeugend. Selten sieht man im Mainstream-Kino so starke Frauenfiguren. Und die drei großartigen Hauptdarstellerinnen zünden eine richtige Rakete an Selbstbewusstsein.  Zwar steht die Story von Katherine ein wenig im Mittelpunkt des Geschehens, aber auch Mary und Dorothy werden gebührend zum Zug. Aber auch der stimmungsvolle Soundtrack von Pharrell Williams und Hans Zimmer weiß Stimmung zu verbreiten.

„Hidden Figures“ richtet sich zwar an ein breites Publikum, ist aber auch ein Vertreter des neuen schwarzen Films, der sich in den USA seit einigen Jahren mit farbigen Themen beschäftigt. Das Feel- Good-Movie ähnelt damit in gewisser Weise dem 2011 erschienenen „The Help“. Erstaunlicher Weise haben es solche Filme hierzulande allerdings deutlich schwerer zu richtigen Kassenschlagern zu werden. Warum das so ist, darüber lässt sich lange philosophieren, denn an der Qualität der Geschichte und der Darsteller kann es kaum liegen.  „Hidden Figures“ hat vielleicht noch den Trumpf in der Hand, dass es um die Raumfahrt geht, ein Thema das immer Zuschauer anlocken kann und dass mit Hollywood-Star Kevin Costner der den Chef der Weltraumbehörde mimt, eine weitere Identifikationsfigur für das weiße Publikum vorhanden ist.

Auf sehr charmante Weise und mit einer tollen Besetzung an Powerfrauen inszeniert „Hidden Figures – Unbekannte Heldinnen“ eine eher unbekannte Geschichte der amerikanischen Raumfahrt und versprüht dabei nicht nur gute Laune, sondern auch gesellschaftliche Botschaften, an die nach wie vor nicht häufig genug erinnert werden kann.

Film-Wertung:8 out of 10 stars (8 / 10)

Hidden Figures – Unbekannte Heldinnen
OT: Hidden Figures
Genre: Biopic, Geschichte, Drama, Komödie
Länge: 127 Minuten, USA, 2017
Regie: Theodore Melfi
Darsteller: Taraji P. Henson, Octavia Spencer, Janelle Monáe, Kirsten Dunst, Kevin Costner
FSK: ohne Altersbeschränkungen
Vertrieb: Twentieth Century Fox
Kinostart: 19.01.2017