Modus – Der Mörder in uns –Staffel 1: Asperger-Aspiranten auf Abwegen

Skandinavische Krimis und Thriller rocken in Deutschland das TV-Programm; zumindest, was den öffentlich rechtlichen Sektor angeht, wo die die düstere skandinavische Krimi-Kost quasi einen abonnierten Sendeplatz hat. Gerade erst flimmerte als ZDF-Sonntagskrimi die vierteilige Thriller-Serie „Modus- Der Mörder in uns“ über die Bildschirme. Nun hat Edel Motion die Serie nach dem Roman „Die Gotteszahl“ von Anne Holt auch auf DVD und Blu-ray veröffentlicht.

Eigentlich hat sich die Psychologin Inger Johanne Vik (Melinda Kinnaman) wegen der Familie aus der Polizeiarbeit zurückgezogen und sich auf ihre Lehrtätigkeit an der Uni beschränkt. Der Ehe hat es allerdings nicht geholfen und so ist Inger nun alleinerziehend. Während der Hochzeit ihrer Schwester gerät ihre autistische Tochter Stina beinahe in einen Verkehrsunfall, als sie nachts alein auf die Straße läuft.

Kurze Zeit später wird scheinbar ohne Grund eine Bischöfin ermordet. Als dann einige Tage später in den Katakomben des Hotels, in dem die Hochzeit stattfand, eine Leiche gefunden wird, die just an jenem Abend getötet wurde, vermutet nicht nur Inger, dass ihre Tochter in Gefahr ist, weil sie den Mord eventuell gesehen hat. Auch der Polizist Ingvar Nyman (Henrik Norlén) nimmt an, dass Stina eine wichtige Zeugin sein könnte. Als sich dann ein möglicher Zusammenhang der beiden Morde zeigt, bietet die Psychologin der Polizei ihre Mitarbeit an.

„Modus – Der Mörder in uns“ ist in ziemlich jeder Hinsicht typisch skandinavische Thriller-Kost in Serie. Die Handlung der ersten Staffel basiert auf Anne Holts Bestseller „Gotteszahl“ aus der Krimi-Reihe um die Psychologin Inger Vik und dem Polizisten Yngvar Stubø, doch das erfahrene TV-Autorenduo Mai Brostrøm und Peter Thorsboe („Protectors“, „Unit One, „Der Adler“, „The Team“) verlegen die Handlung von Norwegen nach Schweden und benennen den Polizisten um. Aber das sind beileibe nicht die einzigen Veränderungen der Romanvorlage. Die Mordserie, die von einem gestörten Täter begangen wird, der eine Abneigung gegen Homosexuelle hegt, hat internationale Verflechtungen. Das wirkt ein bisschen abstrus, je intensiver dieser Handlungsstrang ausgebreitet wird, passt aber, um den Handlungsbogen interessant zu gestalten.

Die Besetzung um Melinda Kinnaman und Henrik Norlén spielt solide auf, auch wenn die Chartaktere selten aus ihren irgendwie bekannt wirkenden Schemata ausbrechen – und selbstverständlich bahnt sich auch eine Romanze zwischen dem Polizisten und der Psychologin an. So richtig spannend, im Hitchcock’schen Sinne „Suspense“ als Stilmittel einsetzend, ist „Modus“ in der ersten Staffel nicht ausgefallen. Dabei versuchen die Autoren durchaus mit Erfolg einge falsche Fährten zu legen.  Eine zweite Ermittlungsstaffel ist übrigens schon in Auftrag gegeben. Viel eher setzt „Modus“ zu sehr auf floskelhaftes Profiling-Gehabe und die zugrundeliegende Bedrohung der familiären Sicherheit der Psychologin. Auch das hat durchaus seinen Reiz.

In filmischer Hinsicht bekommt der Freund (und die Freundin) skandinavischer Thrillerkost erwartungsgemäß übliche Stilmittel geboten. Abgesehen von zu häufig eingesetzten nächtlichen Kameraflügen über die Stadt, zählt dazu auch, dass der Killer in der winterlichen schwedischen Wildnis in einem Wohnwagen haust. Die Regisseure Lisa Siwe und Mani Maserrat Agah wissen, was der Zuschauer erwartet. Aber genau deshalb wirkt „Modus“ auch ein wenig betulich, nicht immer überzeugend und in einigen Nebenfiguren auch zu überzeichnet.Wie bei den ZDF-Krimis häufig der Fall, wurde das ursprüngliche Serienformat von acht Folgen, die jeweils 45 Minuten laufen, für die deutschen Zuschauer auf vier spielfilmlange Episoden gebracht. Blu-ray und DVD lassen die Sprachauswahl deutsch oder Schwedischen Originalton zu, haben aber keine Untertitel zu bieten. Als Bonusmaterial gibt es ein Booklet mit Interviews.

Untern Strich ist die erste Staffel der Thriller-Serie „Modus – Der Mörder in Uns“ solide und im Wesentlichen unterhaltsam ausgefallen. An die Genrehighlights „Kommissarin Lund“ (unerreicht) und „die Brücke“ reicht  die Anne Holt-Verfilmung allerdings nicht heran.

Serien-Wertung:6 out of 10 stars (6 / 10)

Modus – Der Mörder in uns –Staffel 1
OT: Modus
Genre: Thriller, TV-Serie
Länge: 364 Minuten, 4 x ca 90 Min.
Idee: Mai Brostrøm, Peter Thorsboe
Buchvorlage: Anne Holt
Regie: Lisa Siwe, Mani Maserrat Agah
Darsteller: Melinda Kinnaman, Henrik Norlén,  Marek Oravec,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Edel Motion, ZDF
DVD- & BD-VÖ: 12.12.2016