Black Canary 1 – Schrille Töne: Tour-Tagebuch

Guck mal, was die Katze reingeschleppt hat: Einen schwarzen Kanarienvogel! Comicfans ist „Black Canary“, die in deutschen Veröffentlichungen auch mal als „Blitzschwalbe“ firmierte,  als  fester Bestandteil des DC Superheldenuniversums ein Begriff. Autor Brenden Fletcher und Zeichnerin Annie Wu haben sich 2015 die Frage gestellt, was die gute Frau mit der erstaunlichen Stimme wohl macht, wenn sie ihre Superhelden-Karriere an den Nagel hängt. Was läge da naher, als Musik zu machen. Im November 2016 hat Panini Comics die coole Serie auch hierzulande auf den Markt gebracht. Bühne frei.

Dinah Lance hat als Sängerin bei einer Band angeheuert. Die Independent Rock-Band Black Canary besteht außerdem noch aus Bassistin Lord Byron, Keyboarderin und Multiinstrumentalistin Paloma und der genialen Gitarristin Ditto. Black Canary sind gerade auf Tour, aber so richtig locker läuft das nicht. Die Band und vor allem Sängerin Dinah alias DD scheint Ärger anzulocken. Kaum ein Gig, der nicht von einer Rauferei begleitet wird. Und als dann auch noch die Ex-Sängerin Maeve auftaucht, wird es richtig haarig. So ganz gelingt es Dinah doch nicht, ihrer Vergangenheit den Rücken zu kehren. Aber lest selbst.

Seit 1947 flattert der schwarze Kanarienvogel durch das DC Universum, erfreute sich immer einiger Beliebtheit. In den Neunzigern gab es sogar zwei solo-Serien.  In jüngerer Zeit wurde Black Canary in den comics gerne mal an die Seite von Green Arrow gestellt. In die populäre „Green Arrow“ TV-Serie hat es Black Canary dann aber doch nicht geschafft. Mit Brenden Fletchers Serie beginnt in gewisser Weise auch eine Neudefinition der Figur. Und die hat sich gewaschen!

Im Interview auf der DC-Homepage beschreibt Zeichnerin Annie Wu die neue „Black Canary“–Solo-Serie als Rock’n’Roll Kung Fu Road Trip und trifft es damit ziemlich auf den Punkt. Hier geht es weniger um eine weitere Superhelden-Geschichte, als vielmehr darum, das Genre aufzubrechen und den Charakteren, in diesem Fall Dinah, ein Leben einzuhauchen. Und das gelingt Autor Brenden Fletcher („Batgirl“) ungemein charmant und mit viel Liebe für musikalische Details.  Der musikvernarrte Autor hat sogar Musik für die fiktive Band Black Canary produziert. Vom Ansatz her ähnelt die Geschichte also der hochgelobten Marvel-Serie „Hawkeye“ von Matt Fraction, an der Zeichnerin Annie Wu ebenfalls gelegentlich mitwirkte.

Allerdings hat „Black Canary“ einen ziemlichen Punk-Spirit mit auf den Weg bekommen, der vielleicht ein wenig dem von Rick Remenders „Deadly Class“ ähnelt. Das wirkt sich auch optisch aus, was nicht nur an der sehr gelungenen Farbgebung von Lee Loughride liegt, der beide Titel bunt gemacht hat.  Annie Wus Zeichenstil  in „Black Canary“, die Art des Pannelings und die musikalischen Verweise sind in der Art von Independent-Comics gehalten und wirken zuim Teil auch wie frühe britische Punk-Collagen; inclusive eines fiktiven Fanzines namens Burnside Tofu, das über die Band Black Canary berichtet.

Dabei geht diesem Road Trip nie die Puste aus, die Charaktere dieser Girl-Band sind mehr als nur solide Sidekicks für Dinah und die Story entwickelt sich überraschend. Zumindest über die ersten sieben US-Ausgaben, die „Schrille Töne“ beinhaltet. Da darf man gespannt sein, wie es weitergeht, wenn Panini den zweiten Band im Januar veröffentlicht.

Mit „Black Canary 1 – Schrille Töne“ ist Brendon Fletcher eine außergewöhnliche und sehr unterhaltsame Comic-Serie gelungen, die nur am Rande mit Superhelden-Stories zu tun hat, aber mit ihrem musikalischen Fokus richtig rockt. Definitiv eine Zugabe wert!

Comic-Wertung:9 out of 10 stars (9 / 10)

Black Canary 1 – Schrille Töne
OT: Black Canary 1-7; Convergence: Blue Beetle 2 (II), DC Comics 2015-16
Genre: Comic, Superhelden,
Autor: Brenden Fletcher
Zeichner: Annie Wu, Pia Guerra, Sandy Jarrell
Farben: Lee Loughride
Übersetzung: Caroline Hidalgo
Verlag: Panini Comics, Softcover, 164 Seiten
VÖ: 08.11.2016

Anni Wu Homepage

Black Canary bei Panini Comics