#FFHH16: Gimme Danger

gimme_danger__c__low_mind_films02-vorschauGerade erst hat Jim Osterberg alias Iggy Pop auf Arte den „Summer of Scandals“ moderiert und sich dabei als extrem unterhaltsamer Zeitgenosse präsentiert. Nun rollt die amerikanische Independent-Film-Ikone Jim Jarmusch die musikalische Historie der Band „The Stooges“ auf, mit der Iggy seinen ruhm begründete. Zu sehen auf dem Filmfest Hamburg und 2017 auch in den deutschen Kinos. „Gimme Danger“, benannt nach dem Stooges Song „Gimme Danger, Little Stranger“ ist extrem unterhaltsam ausgefallen und weit mehr als nur eine Fanangelegenheit.

Den Rockfans gehen langsam aber sicher die noch lebenden Ikonen aus, nachdem zum Jahreswechsel 2015/2016 nach Lemmy Kilmister auch noch David Bowie verstarb, sind von den alten Haudegen kaum noch welche übrig. Einer der – erstaunlicher Weise- überlebt hat und „hoffentlich dazu beigetragen hat, die Sechziger um die Ecke zu bringen“, ist Iggy Pop. Und eben jenen hat Filmmacher Jim Jarmusch vor der Kamera, um mit ihm die Geschichte der Proto-Punkband „The Stooges“ aufzurollen. The Stooges machten Ende der Sechziger mit lärmigen Eskapaden und wilder Bühnenshow den Rockzirkus unsicher und haben mit drei bahnbrechenden Alben zur Dekonstruktion der Rockmusik beigetragen.

gimme_danger__c__low_mind_films01Wer in Sachen Bandgeschichte noch Nachholbedarf hat, kann mal bei Wikipedia (englisch) nachschlagen, gleiches gilt für das filmische Werk von Jim Jarmusch, dessen „Patterson“ demnächst in die Kinos kommt. Jarmusch hat bereits 1997 eine Musikdoku über Neil Young und Crazy Horse gedreht. „Year of The Horse“ stützte sich dabei neben Archivaufnahmen vor allem auf ausufernde Live-Mitschnitte. Bei „Gimme Danger“ muss  der Regissseur notgedrungen andere Wege gehen. Die einflussreiche Zeit der Stooges war zu Beginn der 1970er und es gibt wenig Archivmaterial, geschweige denn mitgefilmte Auftritte. Aber „Gimme Danger“ kompensiert das mit kleinen, oft albernen TV-Schnipseln und Animationssequenzen, wie auch „Searching for Sugarman“ das machte. und auch Iggy Pop stand in „Dead Man“ schon für Jim Jarmusch vor der Kamera.

Im Prinzip ist die Doku auf einem Interview mit Iggy Pop aufgebaut, der sehr unterhaltsam und reflektiert, die Bandgeschichte chronologisch aufrollt. Angereichert wird das mit weiteren Interviews der Stooges-Mitglieder, von deren Kerntruppe nur noch James Williamson über ist. Dave Alexander verstarb bereits 1975, die Brüder Ashton folgten dann in diesem Jahrtausend; Ron 2009 und Scott 2014. Immerhin hat er noch aktiv an der Doku mitgewirkt und auch die Aufnahme der Stooges in die Rock’n’Roll Hall of Fame miterlebt.

„Gimme Danger“ beschränkt sich im Wesentlichen auf die frühen Jahre, kommt aber auch noch zu der Reunion der Band, die sich ab 2003 eher zufällig ergeben zu haben scheint, weil die Musiker mit J. Mascis von Dinosaur Jr. aufgetreten sind und Iggy später dazustieß. Aus dieser Phase werden noch diverse Live-Aufnahmen, Interviews mit Williamson und Mike Watt, dem Bassisten der Stooges zu dieser Zeit gezeigt, allerdings werden die beiden Studioalben „The Weirdness“ (2007) und „Ready To die“ (2013) gar nicht erst erwähnt. Aber das stört auch nicht weiter, denn so bahnbrechend wie „The Stooges“ (1969), Funhouse“(1970) und „Raw Power“ (1973) sind die Alben nicht mehr.

Mit der Musikdoku „Gimme Danger“ legt Jim Jarmusch eine unterhaltsame Bandhistorie vor, die zwar konventionell aufgebaut ist, aber vom charismatischen, selbstironischen Charme eines Iggy Pop lebt. Von wegen „No fun“!

Film-Wertung:8 out of 10 stars (8 / 10)

gimme-danger-2Gimme Danger
USA 2016 | 108 min | OF mit dt. UT | Farbe | FF 2016

Regie: Jim Jarmusch
Drehbuch: Jim Jarmusch
Darsteller: Jim Osterberg as Iggy Pop, Ron Asheton, Scott Asheton, James Williamson, Steve Mackay, Mike Watt, Kathy Asheton, Danny Fields
Produzent: Carter Logan, Fernando Sulichin, Rob Wilson
Originaltitel: Gimme Danger
Sektion: Transatlantik
Originalsprache: Englisch
Filmtyp: Dokumentarfilm
Musik: Animation: James Kerr
Kamera: Tom Krueger
Schnitt: Affonso Gonçalves, Adam Kurnitz
Format: dcp
Deutscher Verleih: StudioCanal
Weltvertrieb: Independent Film Sales
Produktion: Low Mind Films Inc.
Kontakt: Rachel Brown, Independent Film Sales : rachel@independentfilmcompany.com

Gimme Danger beim Filmfest Hamburg

noch zu sehen am Freitag 07.10., Cinemaxx 3, 19:00 Uhr