Hieronymus Bosch – Schöpfer der Teufel

bosch_still015-vorschauVor genau 500 Jahren – 1516 – wurde der niederländische Maler Hieronymus Bosch geboren. Anlässlich des Gedenkjahres veranstaltete seine Heimatstadt Hertogenbosch nicht nur eine große Ausstellung, sondern im Vorfeld hat sich eine Gruppe von Kunsthistorikern eingehend mit dem Werk beschäftigt, das dem Maler zugeschrieben wird und mit seinen Details bis heute eine ungebrochene Faszination ausübt. Davon erzählt die Doku  von Pieter van Huystee – und augenzwinkernd auch von den Gepflogenheiten des internationalen Museumsbetriebes.

Wieviele Gemälde Geau dem Maler Hieronymus Bosch zuzuschreiben sind, ist in der Kunstwelt umstritten. Aus der Werkstatt des holländischen Meisters sind etwa 40 Gemälde erhalten. Davon werden aber nicht alle dem Künstler selbst zugeschrieben. Ein ganzes Suboevre etwa wird einem onimösen Linkshänder zugeschrieben, der in der Werkstatt gearbeitet hat.  Und sollen auch solche Werke Bosch zugeschrieben werden, an denen nachweislich auch andere mitgewirkt haben.

bosch_still001All diesen Fragen gehen die Experten so gründlich nach, wie es mit heutiger Technik möglich ist. Dabei geht es allerdings auch darum möglichst umfänglich die Werke aus Boschs Werkstatt zu untersuchen. Doch nicht alle Museen sind mit der Expertengruppe einverstanden. Der Prado in Madrid beispielsweise, hat auch eine eigene Kunsthistoriker-Gruppe an den Bosch-Werken. Die Meisten der noch erhaltenen Holztafeln mit Gemälden von Bosch entstanden für den Spanischen Königshof, weshalb der Prado auch viele der Arbeiten beherbergt.

Anders in Venedig, wo man gerne bereit ist, die Gemälde untersuchen zu lassen und dann auch in Hertogenbosch auszustellen, allerdings nur im restauriertem Zustand und das kann das Mus4eum gerade selbst nicht leisten. Auch diese Museumspolitik beleuchtet die sehenswerte Doku, aber zu allererst geht es um das Werk von Bosch.

bosch_still007Zu Boschs Lebenszeit war es üblich, dass Künstler Werkstätten betrieben, die die Auftragsarbeiten mitgestalteten. Das gilt auch bei der Bewertung von Arbeiten anderer Maler wie etwa Dürer oder auch Rembrandt. Wie auch immer, wie kein zweiter Maler seiner Zeit verstand es Bosch, ein Zeitgenosse von Leonardo Da Vinci, über Jahrhunderte die Fantasie der Betrachter zu fesseln und mit detaillierten Miniaturen von fantastischem und diabolischen Ausmaß zu befeuern.

Die Expertengruppe hat einige spannende Erkenntnisse zu bieten, die in der Doku auch aufbereitet werden und die Aufschluss über Gemälde-Details geben. Das ist für Bosch-Bewunderer und Kunstkenner schon hochspannende zu sehen, auch wenn die eine oder andere These (etwa die der Bartheiligen) auf recht wackeligen Beinen steht. Aber so nah kommt man den Bosch-Gemälden in Realität einfach nicht und auch die in Kamerafahrten eingefangen Details sind schlicht faszinierend zu begutachten.

bosch_still012Da fällt es kaum ins Gewicht, dass über den Maler selbst und seine Werkstatt kaum etwas erwähnt wird, ebenso über die Motive der Gemälde und die etwaigen Auftraggeber. All diese Informationen sind verbrannt und vernichtet, so dass vieles von dem, was Boschs Werke auszeichnet und aus heutiger Sicht so sehr modern wirkt schlicht nicht zu erklären ist. Was immer die Fantasie des Malers befeuert haben mag, es bleibt ein Geheimnis. Auch die Theorie, dass sich Bosch in vielen der Arbeiten als Eule selbst dargestellt haben mag, bleibt bloße Behauptung. Die Experten fokussieren sich auf technische Expertisen und Fragen der Urheberschaft. Teilweise kommen recht überraschende Erkenntnisse zu Vorschein, die auch entsprechend inszeniert sind. Filmisch ragen weder der Aufbau der Doku noch die Interviewsequenzen aus dem Gros der handelsüblichen Kunstdokumentationen heraus. Die Detailaufnahmen aber sind faszinierend und schon allein beachtlich.

bosch_still006Noch eine kurze Bemerkung zur Verwertungskette: Etwas unglücklich mutet an, dass die Doku in editierter und auf eine Stunde gekürzter Form im August schon auf Arte zu sehen war. Hinter „Hieronymus Bosch – Vom Teufel berührt“ (Ausstrahulung am 21.8.2016) verbirgt sich die selbe Doku nur unter Verwendung einer anderen Übersetzung des Originaltitels ( „Touched by the Devil“). Wer die TV-Fassung gesehen hat, hat bezüglich des Werks und dessen Untersuchung alles Wesentliche mitbekommen und kann sich den Kinobesuch quasi schenken. Wenngleich die Detailaufnahmen auf der Kino-Leinwand noch beeindruckender sind.

Die Doku über den niederländischen Meisters der Renaissance ist nicht nur für Kunstinteressierte ein sehr lohnenswerter Blick auf das einflussreiche Werk Hieronymus Boschs‘. 

Film-Wertung:7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

bosch-plakat-fuer-webHieronymus Bosch – Schöpfer der Teufel
OT: Jheronimus Bosch, Touched by the Devil
Genre: Dokumentarfilm, Kunst,
Länge: 89 Minuten, NL, 2015
Regie: Pieter van Huystee
FSK: nicht geprüft
Vertrieb: Mindjazz