9. April – Angriff auf Dänemark: Unternehmen Weserübung

9April_Pressebild_5-vorschauEs mag ein wenig seltsam anmuten, dass sich ein dänischer Spielfilm mit dem deutschen Angriff auf Dänemark befasst, denn viel mehr als eine historische Fußnote scheint das kurze Scharmützel kaum zu sein. Aber vielleicht ist das auch ein wenig Geschichtsaufarbeitung, die hier betrieben wird. Und nach „Tage des Zorns“ und „Unter dem Sand“ einen weiteren Aspekt der dänischen Geschichte im Zweiten Weltkrieg beleuchtet.

Im April 1940 ziehen die deutschen Truppen sich an der dänischen Grenze zusammen und es mehren sich Gerüchte, ein Angriff stehe kurz bevor. Die wenigen dänischen Streitkräfte an der Grenze werden in Alarmbereitschaft versetzt und Lieutenant Sand (Pilou Asbæk) hat den Befehl über einen kleinen Zug unerfahrener Soldaten. Das Oberkommando ist allerdings zögerlich die Grenze zu verstärken und so rücken die jungen Soldaten mit ihren Fahrrädern viel zu spät aus, um den deutschen Invasoren ernsthaften Widerstand zu leisten.

9April_Pressebild_13Regisseur Roni Ezra, der bislang einige Kurzfilme gedreht hat, und Drehbuchautor Tobias Lindholm („Die Jagd“, „A War“) gründen ihren Film auf die Aussagen von Veteranen, die am Ende des sehr auf Realismus bedachten Kriegsdramas auch noch im O-Ton zu Wort kommen. Vor allem die Ausstattung weiß zu überzeugen und die wie immer sehr gut agierenden dänischen Darsteller geben dem Geschehen eine sehenswerte Tiefe.

9April_Pressebild_1Wer zwischen den Zeilen lesen kann, wird auch durchaus Kritik an der nicht funktionierenden Befehlskette des Dänischen Militärs ausmachen können.Dabei bleibt die Perspektive des Films und damit des Zuschauers immer die der schlecht informierten dänischen Fahrrad-Infanterie. Denn im Grunde war Dänemark für die Deutsche Wehrmacht kein Gegner und die Regierung hat auch nach wenigen Stunden kapituliert. Dem deutschen Reich ging es dabei um den Zugang zu Norwegischer Kohle, Dänemark lag eigentlich nur im Weg. Mehr dazu findet sich bei Wikipedia. Dennoch hat es einige überflüssige Verluste im ungleichen Kampf der mit Fahrrädern und simplen Gewehren ausgestatteten dänischen Truppen gegeben.

„9. April – Angriff auf Dänemark“ ist ein sehenswertes Kriegsdrama, dass allerdings darunter leidet, dass es im Grunde nicht viel zu berichten gibt. Dennoch sind die Ängste und Befindlichkeiten der Soldaten gut getroffen und die weinigen Kampfszenen kommen ohne übertriebene Action aus und sind dennoch packend inszeniert.

Vielleicht ist es meiner Herkunft aus dem Norden Schleswig-Holsteins geschuldet, dass mich das Thema 9April_Pressebild_12gefesselt hat. Vor allem, wenn man um die territoriale Zugehörigkeit Schleswigs weiß, das nach dem deutsch-dänischen Krieg 1864 an Deutschland fiel, nach dem 1. Weltkrieg dann per Abstimmung zum Teil wieder an Dänemark bekommen die Konflikte eine andere Dimension. Die Sonderrechte der jeweiligen Minderheiten zeugen noch heute von der engen Verzahnung im Grenzbereich zwischen Deutschland und Dänemark. Im Film wird das nur kurz angedeutet, als die Soldaten auf einem Bauernhof Zuflucht suchen.

Auf der großen Weltbühne mag der kurze Krieg an der dänischen Grenze kaum wahrgenommen worden sein, aber für das kleine Land im Süden Skandinaviens ist das schon ein Thema, das sich aufzuarbeiten lohnt. Unvoreingenommene Zuschauer erwartet ein sehenswertes Kriegsdrama, das weniger auf Spektakuläres denn auch historische Genauigkeit setzt.

Film-Wertung:6 out of 10 stars (6 / 10)

9April_Artwork_BD_19. APRIL – Angriff auf Dänemark
OT: 9. april
Genre: Kriegsfilm
Länge: , DK,  2015
Regie: Roni Ezra
Darsteller: Pilou Asbæk, Lars Mikkelsen, Gustav Dyekjær Giese
Verleih: Pandastorm Pictures
DVD- & BD-VÖ: 19.08.2016