Hail, Caesar! – Willkommen in der Traumfabrik

HAIL_CAESAR_2457_TP_00060R-vorschauEs ist schon ein angemessenes Spektakel, wenn das neue Werk der Brüder Joel und Ethan Coen die Berlinale eröffnet. Zwar läuft der Film nicht im Wettbewerb, sondern kommt direkt nach seiner Weltpremiere in Berlin bei uns auf die Leinwand, aber das Schaulaufen der Stars in einem Film über die Traumfabrik Hollywood hat schon einen ziemlichen Glamour-Faktor. Und selbstredend ist auch der Film sehenswert. „Hail, Caesar!“ ist nicht der beste Coen Film, aber ein sehr guter und ziemlich lustiger.

Eddie Mannix (Josh Brolin) ist in den Fünfzigerjahren bei dem Hollywood Studio Capitol Film der so genannte Produktionsleiter. Was nichts anderes bedeutet, als dass er der verlängerte Arm der Bosse ist und sich um jeden Mist zu kümmern hat. Das schließt sowohl Nachtschichten ein, um Starletts vor schlüpfrigen Fotosessions zu bewahren, als auch diverse Notlügen gegenüber der ernsten Journaille und der Klatschpresse (sinniger Weise als Zwillingsschwestern gezeigt und in einer hinreißenden Doppelrolle von Tilda Swinton gespielt). Ach, der Mann muss einfach alles kontrollieren, von Drehbüchern, überDrehplane bis hin zu Roh- und Schnittfassungen kommender Blockbuster.

Hail, Casar!

Ausgerechnet auf der Zielgraden des großen Sandalenepos „Hail, Caesar!“  verschwindet Hauptdarsteller und Hollywood-Star Baird Whitlock (George Clooney) von der Bildfläche. Und während Mannix noch überlegt, ob man Whitlock im bombastischen Finale nicht durch ein Double ersetzen kann, weil man nie weiß, wie lange die Sauftouren des Stars so dauern, wird klar, der Star wurde gekidnappt (von sozialistischen Drehbuchschreibern).


Mit dem Tagesablauf des „Fixers“ Eddie Mannix, der sehr lose an den real existenten, leicht berüchtigten MGM-Produktionsleiter angelehnt ist, entfalten Joel und Ethan Coen ein Panorama über die Glanzzeit des Hollywoodfilms und ihre Stars machen freudig mit: Da kommt der Tanzfilm zu neuen Ehren und ein extrem gut aufgelegter Channing Tatum steppt in allerbester Gene Kelly Manier in Matrosenuniform auf den Kneipentischen. Und kann fast nebenbei auch noch mit seinem Image als Sexsymbol kokettieren. Scarlett Johannson gibt eine Esther Williams artige Meerjungfrau, die in den Drehpausen ihr freches Mundwerk auspackt. Zudem muss sie dringend verheiratet werden, um ihr uneheliches Kind vor der Skandalpresse zu verheimlichen. Auch Frances McDormand, Ehefrau von Joel Coen, hat eine kurze aber sehr lustige Szene.

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Eine nicht ganz so heimliche Hauptrolle spielt allerdings Jungstar Alden Ehrenreich und zeigt in „Hail, Caesar!“ sein Potential. Einem Salondrama fehlt der Hauptdarsteller, weshalb der renommierte Regisseur Laurence Laurentz (Ralph Fiennes) es mit dem beliebten, jungen Westerndarsteller Hobie Doyle (Alden Ehrenreich) versuchen muss. Der liefert zwar im Sattel artistische und singende Glanzleistungen ab, aber getragene Dialoge sind dem Jungen mit dem breiten Südstaatenakzent nicht gegeben. Man könnte die Aufzählung dieser unterhaltsamen skrewball-artigen Nummernrevue endlos weiterführen, aber mir scheint, das Prinzip ist hinreichend dargestellt.

Hail Caesar!

Die realen Hollywooderfolge dieser Zeit haben sich nicht nur bei Cineasten in die Hirnrinde gebrannt und werden von den Coens nicht einfach persifliert, sondern neu interpretiert und liebevoll zu neuem Leben erweckt. Das macht einen großen Anteil des Reizes von „Hail, Caesar!“ aus. So wie das auch mit dem Songwriter-Milieu der 1960er in „Inside Llewyn Davis“ der Fall war. Aber auch das Holywood-Milieu haben die Coens im Film schon bearbeitet: 1991 in „Barton Fink“, seinerzeit allerdings als feinen Film Noir, der in den 40ern angesiedelt war.

Hail, Caesar!

Doch das Spiel mit Zeitgeist und den Mechanismen der Filmindustrie funktioniert auf vielen Ebenen: Da wird die Angst vor den Kommunisten ebenso thematisiert wie die Atombegeisterung. Die absurde Allmacht der Filmstudios über die beinahe leibeigenen Stars wird ganz beiläufig in einen Gag gepackt, wenn publicitywirksam Beziehungen geleekt werden und Entgleisungen gedeckelt. In „Hail, Caesar!“ sind die Übergänge von Fiktion und Realität von Leinwandtraum und Persiflage, Zeitpanorama und Illusionsmaschinerie fließend.

Hail, Casar!

Dass die Geschichte von Fixer Eddie Mannix noch einen zusätzlichen Erzähler braucht, versteht man sofort, wenn man „Hail, Caesar!“ den märchenhaften Charkakter des Films erst durchdrungen hat.  Und für die entsprechend gelungenen Bilder sorgt wie bei jedem Film der Coens seit „Barton Fink“ der großartige Kameramann Richard Deakens. Da fällt es auch nur bedingt ins Gewicht, dass die Nummernrevue in der Rahmenhandlung etwas abrupt dem Ende entgegen geführt wird und sich der Mann für alle Fälle zu einer wichtigen Karriereentscheidungdurchgerungen hat.

„Hail, Caesar!“, ist ein extrem unterhaltsame und über weite Strecken sehr gelungene Komödie über das große Hollywood-Kino der Fünfiziger. Joel und Ethan Coen changieren dabei gekonnt zwischen  Hommage und Satire. Ein veritabler Spaß und ein hochkarätig besetzter Spaß.

Serien-Wertung:8 out of 10 stars (8 / 10)

HAIL_CAESAR_Hauptplakat_RGBHail, Caesar!
OT: Hail, Caesar!
Genre: Komödie
Länge: 106 Minuten, USA, 2016
Regie & Drehbuch: Joel & Ethan Coen
Darsteller: George Clooney, Josh Brolin, Scarlett Johnannson, Channing Tatum, Alden Ehrenreich
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Universal Pictures
Kinostart: 18.02.2016