Avengers 2 – Age of Ultron: Ein Traum von Schutz und Sicherheit

Ja Leute, ich weiß, ihr wartet alle auf eine Besprechung zum zweiten Avengers-Film „Age of Ultron“ – geht auch gleich los. Ich habe nur gerade mit Erschrecken festgestellt, dass ich den ersten Rächer-Film hier gar nicht vorgestellt habe. Das wird morgen nachgeholt, versprochen. Außerdem gibt es keine ernsthaften Spoiler, dafür aber erheblichen Nerd-Alarm. Hier spricht der Fan, vergleicht Comics mit Filmen und wuselt sich durch diverse Marvel-Universen. Aber vorab folgende Kinoempfehlung: Wem der erste Avengers-Auftritt nicht zu bombastisch war, der darf sich auf einen weiteren Knüller und einige Überraschungen freuen. So, jetzt wird’s ernst:

Mit einem ordentlichen Knall kommt Joss Whedons zweites Avengers-Abenteuer alles andere als betulich in die Füße. Irgendwo in Südosteuropa versucht die Horde der Superhelden eine H.Y.D.R.A.-Festung zu stürmen. Die Koordination stimmt noch nicht so ganz, es geht einiges zu Bruch und von den beiden feindlichen Superwesen hatte auch keiner was gesagt. Auftritt Quicksilver  und Scarlet Witch: Die Charaktere sind bekannt und beliebt aus dem X-Men Universum und kriegen hier entsprechend eine andere Personifizierung: Aaron Taylor-Johnson („Kick-Ass“) und Elizabeth Olsen („Red Lights“), die beide auch schon ganz kurz in „The Return of the First Avenger“ durchs Bild huschten.


Es gelingt den Avengers dann, Lokis Zepter sicherzustellen, doch damit geht der Stress erst richtig los. Tony Stark alias Iron Man (Robert Downey Jr.) will die Kraftquelle nutzen, um eine Künstliche Intelligenz zum Schutz der Erde zu entwickeln. Stark hält dieses Ultron-Projekt nach dem Invasionsversuch der Chitauri (zu sehen in „Avengers“) für absolut notwendig. Bruce Banner (Mark Ruffalo) soll dabei helfen, ist aber skeptisch.

Zu Recht, wie sich schon bald herausstellt, denn die KI, also Ultron (James Spader), der anders als im Comic nicht von Ant-Man Hank Pym erschaffen wurde, macht die Menschheit schnell als ultimative Bedrohung der Erde aus; direkt nachdem er Starks Computerassistenten Jarvis (Paul Bettany) lahmgelegt hat. Und während Black Widow (Scarlett Johansson), Thor (Chris Hemsworth), Hawkeye (Jeremy Renner) und Captain America (Chris Evans) noch Partypläuschchen halten, crasht Ultron mal eben dieselbe Party, verschwindet im Internet und beginnt, seine Mission zu erfüllen.

Joss Whedon und sein Team haben die Comics gelesen und dann mit wohltuender Frechheit und solidem und durch Erfolg berechtigtem Selbstvertrauen beschlossen, die Chronologie und die Comics gehörig durcheinander zu wirbeln (siehe Ultron-Erfindung). Gut so, denn anders wäre die zarte (zart, wer ist hier zart?) Romanze zwischen Black Widow und dem Hulk kaum glaubhaft rübergekommen. Aber derlei Momente, in denen sich der Comic-Fan erstaunt oder gar überrascht zeigen kann, gibt es einige. Hawkeye (Jeremy Renner) und die Rächer, die keine eigene Filmreihe besetzen, rücken ein wenig mehr in den Fokus.

A propos Ultron: Auch mit dem Marvel-Event-Comic „Age of Ultron“ hat die Geschichte des Films kaum etwas zu tun, auch wenn das bei der Vermarktung der Comic-Miniserie seinerzeit noch ganz anders klang. Also, Story gut, innovativ und perfekt ins Franchise eingefügt, aber das interessiert wohl hauptsächlich die Comic-Leser und unverbesserlichen Fans.

Darüber hinaus hat „Avengers: Age of Ultron“ vor allem optische Qualitäten, die in 3D noch besser zur Geltung kommen. Hier wird dermaßen bombastische Action aufgefahren, dass der Film in Overkill-Gefahr gerät und wer dachte, dass die außerirdische Bedrohung wohl schwer zu toppen sein würde, der hat nicht mit Ultrons alttestamentarischem Zorn gerechnet. Es gibt auf die Augen. Aber das war schon vorher klar, oder?

Was bleibt sonst noch zu sagen, ohne den Spaß zu verderben? Vielleicht so viel, dass bei allem pompösen Powerplay doch auch eine gewisse Erdung eingebunden ist. Die dient nicht nur zum Luftholen (und für Pipi-Pausen, denn „Age of Ultron“ ist mit 140 Minuten doch wieder ein bisschen zu lang geraten), sondern auch um die grundsätzlichen Botschaften sacken zu lassen. Die Erschaffung Ultrons stellt die Ambivalenz scheinbar absoluter Sicherheit zur Schau. Und die Notwendigkeit von Hawkeyes Mitgliedschaft in dieser Superwesen-Truppe wirft schon fast religiöse Fragen auf. Aber das würde jetzt zu weit führen. Ist schließlich nur ein Superhelden-Blockbuster, oder?

„Avengers 2:Age of Ultron“ ist Popcornkino und Action-Blockbuster-Overkill – handwerklich perfekt, grandios besetzt und mit interessanter Story. Letztlich bleibt‘s Geschmackssache, ob man diesem Wahnwitz etwas abgewinnen kann. Ich, der ich mir meine Kindheit mit „Rächer“-Comics und der gesamten in Deutschland verfügbaren Marvel-Palette versaut hab, hatte Spaß!

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Avengers : Age of Ultron
OT: same
Genre: Action ,Fantasy, Superhelden
Länge: 141 Minuten, USA, 2015
Regie: Joss Whedon
Darsteller: Scarlett Johansson, Chris Hemsworth, Robert Downey Jr.
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Disney, Marvel
Kinostart: 23.04.2015