Silver Surfer Megaband: Was Surfer wollen

Ende Februar ist bei Panini Comics ein feister „Silver Surver“ Megaband herausgekommen. Der galaktische Superheld aus dem Hause Marvel hat unbestritten Kult-Status und seit Autor Dan Slott dem Surfer eine neue Beziehung verpasste, hat der Surfer nun auch Pop-Appeal. Der Megaband beinhaltet die komplette achte „Silver Surfer“-Serie, die 2016 startete und in der jenes Kreativteam, das bereits vorher in Volume 7 am Start war, die Abenteuer des Surfers weitererzählt.

Jene Abenteuer der siebenten „Staffel“ des Silver Surfers erschienen 2014 im Rahmen der Neugestaltung des Marvel Universums. „Marvel Now“ hieß das Reboot-Event, das etlichen Helden eine Runderneuerung verpasste. Dan Slott sorgte seinerzeit für die Neuausrichtung des „Silver Surfers“ Norrin Radd vom Planeten Zenn-La, der sich einst opferte um seinen Heimatplaneten zu retten. Seitdem ist der von Stan Lee und Jack Kirby erfundenen „Silver Surfer“, der zuerst in Ausgabe 48 der „Fantastischen Vier“ auftauchte, als Herold des Weltenverschlingers Galactus unterwegs gewesen.

Die von Autor Dan Slott (Spider-Man (2015) #1, „Der Tod Von Peter Parker“) und dem Illustratoren-Duo Michael (Zeichnungen) und Laura (Farben) Allred in Szene gesetzte Serie ist auf Deutsch auch bei Panini erschienen, in den Bänden „Silver Surfer 1 bis 3“ cruist der Surfer mit der irdischen Dawn Greenwood durch das Universum. Dafür gab es ordentlich Kritikerlob, Diverse Nominierungen für Comic-Preise und wachsende Leserzahlen. Wer die Storys mochte, kann beim „Silver Surfer“ Megaband bedenkenlos zuschlagen.

Surf’s Up

Die Geschichte von Dan Slott erstreckt sich im Megaband über 14 US-Ausgaben und erzählt wie der Silver Surfer und seine Freundin Dawn Greenwood wieder zur Erde zurückkehren. Dort wartet der Rest der Familie Greenwood bereits sehnsüchtig auf die „verlorene“ Tochter. Zwillingsschwester Eva hat in der Zwischenzeit nicht nur geheiratet, sondern ist auch schwanger und Vater Greenwood möchte die Zeit mit der heimgekehrten tocher am liebsten nachholen. Das ist ganz im Sinne von Dawn, die ihre Heimatstadt Anchor Bay, Massachusetts, und ihre Familie vermisst hat.

Doch die Erde wird von Wesen bedroht, die sämtliche Kulturgüter rauben wollen, und Dawn und der Surfer müssen das Gedächtnis der Welt retten. Anschließend muss sich Norrin Radd entscheiden, denn die Vergangenheit und seine Herkunft holen den Surfer auf bedrohliche Weise wieder ein. Dies sit erst das Auftakt-Abenteuer, welches der Surfer und Dawn in dieser „Silver Surfer“-Serie erleben. Es wird kosmisch, gefährlich und episch – vor allem aber wird es bunt.

Im Grunde genommen haben Dan Slott und auch die Allreds den „Silver Surfer“ komplett gegen den Strich gebürstet. Statt einsam und heroisch seine Runden durchs Universum zu ziehen, hat sich Norrin Radd auf eine Beziehung mit einer jungen Erdenfrau eingelassen. Und so wundert es auch nicht, dass der Surfer seiner Liebsten das Universum zeigen will, dabei aber an zwischenmenschlichen Aspekten noch Etliches zu lernen hat.

Die perfekte (Pärchen)-Welle

Das knallige Artwork der Allreds ergänzt sich wunderbar mit den Geschichten. Keine Frage, Pop-Art ist ein großer Einfluss auf den etwas naiven, nicht gerade superhelden-typischen Stil von Michael Allred. Die knallige aber auch mit vielen einfarbigen Flächen arbeitende Farbgebung von Laura Allred ergibt einen quietschbunten Comic, der weniger auf Action ausgelegt ist, als vielmehr auf gefällige, sehr hausbackene Abenteuer, die dem Horizont der in Anchor Bay aufgewachsenen Dawn Greenwood entsprechen mögen. Eventuell verfolgt Marvel Comics mit dieser Serie auch die Strategie mehr weibliche Leser zu gewinnen.

Als erzählerischer Ansatz ist das innovativ und hat auch Momente, die überraschend gut funktionieren. Der leichte und humorvolle Tonfall der „Silver Surfer“-Comics in dieser Serie ist allerdings recht gewöhnungsbedürftig. Mit klassischen kosmischen Kirby-Epen hat der „Silver Surfer“ anno 2016, als er sein 50jähriges Jubiläum feiert herzlich wenig zu tun.

Ehrlich gesagt, meine Tasse Tee ist das nicht so ganz. Vielleicht habe ich mit dem „Silver Surfer“ Megaband ein ähnliches Problem wie mit dem dritten „Thor“-Film. Mir ist das einfach zu lustig und das Dramatische der Charaktere geht komplett flöten (wie es etwa in „Requiem“ zelebriert wird) . Mir erscheinen die neuen Surfer Storys etwas zu albern, zu sehr auf ein jugendliches Publikum abzielend und häufig genug zu oberflächlich. Ich sag nur „Jonah und der Wahl“ und „Karius und Baktus“, aber lest selbst. Auch stilistisch will das in sich stimmige und auch herausragende Artwork der Allreds nicht so recht zünden.

Mit dem „Silver Surfer“- Megaband machen Panini, und das Kreativteam Slott und Allred konsequent dort weiter, wo sie den Silver Surfer am Ende der vorangegangenen Serie zurückgelassen hatten. Wiewohl Stil und Stories innovativ sind und aus dem Superhelden-Mainstream herausragen, vermag der Rezensent nicht immer mit auf die kosmischen Ausflüge zu gehen.

Comic-Wertung:7 out of 10 stars (7 / 10)

Silver Surver Megaband: Was Surfer wollen
OT: Silver Surfer (2016) 1-14, Marvel Comics, 2016-17
Genre: Comic, Superhelden,
Autor: Dan Slott
Zeichner: Mike Allred
Farben: Laura Allred
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Verlag: Panini comics, Softcover, 316 Seiten 316
VÖ: 20.02.2018