Ms Marvel 3 – Der Cyber-Troll: Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind

In der Nachwuchs-Riege von Marvel Superhelden nimmt die neue Ms.Marvel schon längst einen führenden Platz ein. Kamala Khan aus New Jersey ist nicht nur ein Avenger, sondern ist in New Jersey inzwischen unentbehrlich geworden. Allerdings hat die junge Dame gerade ein paar Probleme damit, dass Kindheitsfreund Bruno nicht mehr in der Stadt ist. Aber dazu später mehr. Auch der dritte Band der erfolgreichen „Ms. Marvel“-Serie von Autorin G. Willow Wilson ist eine Bereicherung für das Genre und jede Comicsammlung.

Kamala Khan hat gerade eigentlich keine Zeit darüber nachzutrauern, dass Bruno zum Studieren nach Wakanda ausgewandert ist. Bruno, den sie schon aus dem Kindergarten kennt und der sich seit Kamalas Superheldenkarriere als Side-Kick und stiller, technischer Helfer mehr als nur nützlich gemacht hat, hat auch deshalb nirgend wo anders ein Stipendium bekommen, weil Ms. Marvel gerade in Not war, als es um die Bewerbungen ging.

Wie auch immer, in New Jersey versucht sich ein neuer, altbekannter Bürgermeister einzunisten. Dazu versucht er die Wahl zu manipulieren. Aber die Aufmerksame Kamala schickt ihr Alter Ego, um da mal nachzuforschen. Viel Schlimmer allerdings ist, dass in Kamalas Schule und ihrem Bekanntenkreis gerade seltsame Dinge passieren. Da werden Geheimnisse von anderen Kids öffentlich, die eigentlich nicht bekannt sein sollten, schließlich hat jeder ein Recht auf Privatsphäre und Geheimnisse.

Kamala wird dann selbst Opfer eines Cyber-trolls, der ihren Game Account gehackt hat und sie nun damit erpresst, ihre Geheimidentität zu verraten. Glücklicher Weise kann sich die Gamerin auf ihre Gilde in dem MMORPG (Massively Multiplayer Online Role-Playing Game) verlassen und die Kids reisen tatsächlich quer durchs Land, um den Troll alle zu machen.

In den Stories im dritten Sammelband von G. Willow Wilsons „Ms Marvel“ geht es während der vier US-Ausgaben, die den Handlungsstrang mit dem Cyber-Troll behandeln, ziemlich virtuell zu. Dass dabei sozialrelevante Themen wie Cyber-Mobbing und unbedachtes Programmieren sowie Online-Gaming und seine Nebenwirkungen auf dem Plan stehen, könnte bei einer weniger gewitzten Autorin dazu führen, dass die Leserschaft hier mit der Moralkeule erschlagen wird. Nicht so bei „Ms. Marvel“ hier zeigt sich einmal mehr, dass die Superheldin eben auch ein ganz normaler Teenager mit Teenager Nöten und Problemen ist. Ebenso wie die Story dazu beiträgt, für die junge Zielgruppe eine starke Identifikation zu bieten, so sehr erläutert die Geschichte Außenstehenden auch das Selbstverständnis dieser Generation.

Da fällt es weniger ins Gewicht, dass die Episode mit dem Bürgermeister nur ein kurzer Ausflug in die Kommunalpolitik bleibt und die Story, wie sich Bruno als Student in Wakanda so schlägt, bleibt auch ein bisschen hinter den hohen Erwartungen zurück, aber so wird zumindest eine Serien-übergreifendes Element zu „Black Panther“ etabliert. Das ist in Marvels Superhelden-Universum ja immer sehr beliebt.

Das Artwork ist wie zumeist bei „Ms.Marvel“ Kamala Khan klasse und hat genau den richtigen Teenie-Appeal und ein eher humoriges Verhältnis zu der Superhelden –Action. Takeshi Miyazawa, Mirka Andolfo, Francesco Gaston machen das mehr als Solide. Der großartige Adrian Alphona, der die Heldin mit seinem Artwork schon ziemlich geprägt hat, ist zwar momentan nicht mehr mit dabei, aber die anderen Zeichner orientieren sich doch recht stark an dem Stil, den Alphona für „Ms. Marvel“ etabliert hat. Die Farbgebung wird durchgehend von Ian Herring ausgeführt und sorgt so für einen einheitlichen Look.

Als Sammelband ist „Ms.Marvel – Der Cyber-Troll“ etwas schwächer ausgefallen als die großartigen Vorgänger, aber das Niveau derSerie ist auch in den kurzen Einaktern noch erstaunlich hoch und sehr unterhaltsam. Wen’s interessiert: Im Januar erscheint der neue Roman der Autorin G. Willow Wilson „Alif der Unischtbare“ auch hierzulande im Fischer Verlag. Vielleicht ist das mal eine Gelegenheit wieder ein Buch ohne Bilder in die Hand zu nehmen.

Auch „Der Cyber-Troll“, der dritte Band der aktuellen „Ms.Marvel“ Serie, begeistert weitestgehend mit einer originellen Story, gelungenen und sehr modernen Teenager-Charakteren und einer muslimischen Heldin, die immer noch so charmant ist wie das seinerzeit nur der junge Peter Parker war. Es wird Zeit, diese „Ms. Marvel“ auf die Leinwand zu bringen.

Comic-Wertung:9 out of 10 stars (9 / 10)

Ms. Marvel 3: Der Cyber-Troll
Genre: Comic, Superhelden,
OT: Ms. Marvel (2016) 13-18, Marvel Comics,2017
Autorin: G. Willow Wilson
Zeichner: Takeshi Miyazawa, Mirka Andolfo, Francesco Gaston
Farben: Ian Herring
Übersetzung: Carolin Hidalgo
Verlag: Panini Comics, Softcover, 148 Seiten
VÖ: 28.11.2017