S.U.M.1: Der Wachturm

Dystopische Science-Fiction kann man auch mit niedrigem Budget machen. Vor allem wenn die Story ein bisschen was taugt. Roger Corman, die Ikone des Low Budget, behauptet sogar nie mehr als 100 000 Dollar für einen Film ausgegeben zu haben. hristian Pasquariello vertraut in seinem deutschen Genre-Beitrag „S.U.M.1“ voll auf seinen Hauptdarsteller Ivwn Rheon. Dessen Figur agiert auch die meiste Zeit alleine auf der Leinwand. Das ist unterhaltsamer als es sich anhört, aber ein großer Kinostart ist „S.U.M.1“ auch nicht gerade vergönnt. Immerhin zeigen ausgewählte Kinos den Sci-Fi-Thriller zum bundesweiten Start.

In einer nicht näher spezifizierten Zukunft hat die Menschheit unter der Erde Zuflucht gesucht. An der Oberfläche leben nur noch einzelne versprengte Individuen und kleine Gruppen, die versuchen die verschiedenen Eingänge ins unterirdische Exilium zu erreichen. Soldaten werden für jweils 100-Tage dauernde Wachschichten an die Oberfläche gebracht. Dort besetzen sie die Wachtürme und halten Ausschau nach den außerirdischen Nonsuch, die sich die Erde angeeignet haben und die Menschheit nur fortwährend angreifen. Der Rekrut S.U.M.1 (Iwan Rheon) wird dem Wachtum Cerebus zugeteilt. In scheinbar endloser, eintöniger, ewiggleicher Routine freundet er sich mit einer Ratte an, macht sich Gedanken über seinen Vorgänger und beginnt an der Existenz der so genannten Nonsuch zu zweifeln.

Wenn das Budget eines Films überschaubar ist, empfiehlt es sich, das Szenario überschaubar zu halten. Die räumliche Begrenztheit schafft einerseits eine klaustrophobe Grundspannung, andererseits eine dramaturgische Intensität, sofern das Außen fremd bleibt und die Interaktion damit eingermaßen mysteriös inszeniert wird. So funktionieren quasi sämtliche „Lost in Space“-Filme wie Duncan Jones „Moon“ oder Kevin Eubanks „Love“, aber auch das ambitioniert surreale deutsche Drama „Der Bunker“.

Für sein Spielfilm-Debüt „S.U.M.1“ konnte der Regisseur Christian Pasquariello, ein Absolvent der Münchener Filmhochschule nicht nur „Game of Thrones“-Star Iwan Rheon als blondierten Wachsoldaten gewinnen, sondern auch den Produzenten Christian Alvart. Der dreht selbst Filme („Banklady“, „Pandemonium“), war in Hollywood aktiv und hat ein Faible für Genrekino. Iwan Rheon hat Erfahrung mitkauzigen Sci-Fi-Formaten, rockte er doch schon als Simon die großartigen englischen TV-Serie „Misfits“, bevor er als Sadist Rhamsey Bolton in „Game of Thrones“ seine internationale Bekanntheit erlangte.

Die Story von „S.U.M.1“ ist ebenso schlicht wie klassisch: auf seiner öden Mission beginnt „S.U.M.1“ sich zu langweilen und zu zweifeln. Die Kommunikation mit der Befehlszentrale wird immer knapper und absurder und nach dem Ausfall der Monitore wartet der Wachhabende ewig auf einen Mechaniker. Derweil geht „S.U.M.1“, dessen Name man auch als Someone, also irgendjemand, interpretieren kann, auch über seinem Wachbereich hinaus in die Umgebung des Wachturms, entdeckt einen weiteren Wachturm und versucht Kontakt aufzunehmen.

Das Klappt alles nicht so wie die Hauptfigur das gerne hätte und die Kamera von Hagen Bodganovich („Fall 39“, „Der Medicus“) schafft es das betongraue, spärlich möblierte Turminnere mit einigen guten Perspektiven einzufangen. Immer wieder geht die Kamera dabei in die Ego-Shooter-Perspektive der Hauptfigur. „S.U.M.1“ weiß seine Mittel effektvoll einzusetzen und gerade im letzen Drittel geht es dann auch noch rund.

Sicher, man merkt „S.U.M.1“ zu jeder Zeit die Low Budget Produktion an, aber das war für Genrekino seit den 1970ern noch nie ein wirkliches Hindernis, kann auch ein Stilmittel für einen Film sein wie in „Turbo Kid“ und der wahre Fan schafft es auch durch visuelle Seichtheiten hindurchzuschauen und den dystopischen Kern der Geschichte zu honorieren. Das ist zwar optisch nicht so gelungen wie in dem australischen „Arrowhead“ aber immer noch recht beeindruckend.

Die deutsche Sci-Fi-Produktion „S.U.M.1“ punktet mit einer ebenso schlichten wie klassischen Science-fiction-Story, die mit wenigen Mitteln sehr effektiv umgesetzt ist und souverän ihren eigenen düsteren Psycho-Sog aufbaut. Überraschend gut.

Film-Wertung:6 out of 10 stars (6 / 10)

S.U.M. 1
OT: S.U.M.1
Genre: Sci-Fi, Thriller
Länge: 92 Minuten, D, 2017
Regie & Drehbuch: Christian Pasquariello
Darsteller: Besetzung: Iwan Rheon, André Hennicke,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Universum Film