Immer noch jung – 15 Jahre Killerpilze: Selber machen

„Wer hätte je gedacht, dass die Killerpilze mal bei Rock am Ring spielen?“, fragt sich die Band zu Beginn der Doku „Immer noch jung – 15 Jahre Killerpilze“ rhetorisch selbst, bevor es dann auf die Bühne des Festivals geht. Aber dazu später mehr. Außer eingefleischten Fans hat wohl kaum einer die ehemalige Teenie-Band auf dem Schirm und die zu erwartende Reaktion „ Was, die gibt’s noch?“ sollte zu einer gewissen Neugierde führen, denn die selbstproduzierte Doku ist absolut sehenswert.

2006 wurde die jugendliche Punkband Killerpilze aus dem süddeutschen Dillingen von der Bravo quasi über Nacht zum Teenie-Hype aufgeblasen. Der Spuk war dann allerdings relativ schnell vorbei, hat das Quartett zum Trio geschrumpft und bei der Band erst einmal für eine gewisse Ratlosigkeit gesorgt. Was tun, wenn die Plattenfirma auf einmal keinen Bock mehr auf einen hat? Das Phänomen Killerpilze sei verbrannt und unter dem Namen so nicht mehr zu vermarkten. Aha.

Wenn man sich aber mit jugendlicher Selbstsicherheit auf die eigene Band einlässt und auf den Bühnen Deutschlands und Europas erst einmal Blut geleckt hat, ist aufhören irgendwie nicht drin. Also beschlossen die Killerpilze in altbewährter, punkiger Do It yourself – Manier weiterzumachen. Und siehe da, statt als „als One Hit Wonder in die Musikgeschichte einzugehen, bastelt jeder der drei an einer Ausbildung und alle gemeinsam am dem Bandprojekt. Dan reicht es auch für eine Nebenbühne auf dem Rock am Ring. Dass die Musiker die Festival-Fans dabei selbst mit Flyern ausstatten und für den Gig Werbung laufen, zeigt den Enthusiasmus und auch die bodenständige Art und Weise, die sich die Killerpilze inzwischen erarbeitet haben.

Die Band wurde 2002 von den Schulfreunden Jo Halbig, Mäx Schlichter und Schlagi Schlagenhaft gegründet, ohne dass einer ein Instrument spielen konnte. Provisorische sprang der gerade mal elf Jahre alte kleine Bruder von Jo als Schlagzeuger ein, fügt sich aber so gut in die Band, dass er einfach dabei geblieben ist. Gegangen hingegen ist 2007 der Bassist Schlagi, der mit dem Ruhm als Teenie-Idol nicht so recht klargekommen ist.

Ebenso ist der Bandname „Killerpilze“ für das Trio, das 2016 sein achtes Album veröffentlicht hat, eine zweischneidige Sache. Für junge Dorfpunks war das sicherlich cool, für eine ernst zu nehmende Rockband wirkt das etwas infantil. Aber man wirft seinen Namen nicht über Bord. Interessant ist in der Doku auch, die negativen Seiten des Musikbusiness (mit Betonung auf Business) zu sehen und die Konsequenzen, die die Band daraus gezogen hat.

Auf dem Filmfest München gab es für „Immer noch jung“ den Publikumspreis, aber da haben die Jungs ja auch ein Heimspiel. Aber auch an der Kinokasse hat die Doku gute Chancen, sich zu behaupten und ist filmisch absolut solide ausgefallen. Kein Wunder, denn Schlagzeuger Fabi hat eine eigene Film-Produktionsfirma und schon einige Killerpilze-videos gedreht. „Immer noch jung“ wurde durch eine Crowdfunding-Kampagne finanziert, von Fabi und Mäx Bruder David Schlichter gedreht und bei der eigenen Filmfirma Nordpolaris verlegt. Gitarrist Mäx hat Musik und Produktion studiert und ist nun der Killerpilze-Produzent. Hört sich an, als hätten die Killerpilze einen Plan und genau dieser Enthusiasmus ist in „Immer noch Jung zu spüren“.

Mit der selbstproduzierten Musik-Doku „Immer noch jung – 15 Jahre Killerpilze“ meldet sich die einstige Teenie-Band als ernstzunehmender Rock-Act zurück auf der großen Bühne. In Zeiten von Casting Shows und Youtube-Fame sind die Killerpilze erstaunlich echt. Es sieht so aus, als hätte die Band ihren musikalischen Zenit noch lange nicht erreicht.

Film-Wertung:7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

„Immer noch jung -15 Jahre Killerpilze“
Genre: Musik, Doku, Biographie
Länge: 108 Minuten, D, 2017
Regie: Fabian Halbig, David Schlichter,
Mitwirkende: Killerpilze, Jennifer Rostock,
FSK: nicht geprüft
Vertrieb: Nordpolaris
Kinostart: 05.10.2017

Offizielle Band-Seite