Symmetry: Wenn Utopia zerfällt

Comic-Autor Matt Hawkins ist einer der führenden Köpfe hinter dem amerikanischen Verlag Image Comics, das sich anfangs mit den „Spawn“- Comics von Td McFarlane einen Namen machte, aber schnell zu einem alternativen Ideenpool in Sachen Comics wurde. Mit der Mini-Serie „Symmetry“ entwirft Hawkins eine eher düstere Zukunftsversion, die nicht nur unsere Abhängigkeit von Künstlicher Intelligenz thematisiert. Für das Artwork ist Raffaele Ienco zuständig.

In der Welt von „Symmetry“läuft alles perfekt und symmetrisch. Eine Künstliche Intelligenz namens RAINA (Responsive Artifizielle Netzwerk-Archetype)ist von Geburt an mit dem Menschen verknüpft und bis sie ihr Geschlecht und ihren Namen wählen, ist RAINA die Verbindung zur Gesellschaft. Auch zwischenmenschliche Beziehungen sind auf Funktionen wie Kooperation oder Fortpflanzung reduziert. Dann verändert eine Naturkatastrophe das Gleichgewicht der Gesellschaft und Michael, der auch als Erzähler fungiert, und sein Bruder müssen in der Wildnis überleben. Aber Michael trifft auch auf eine fremdartig aussehende Frau und beginnt, den Aufbau und die Harmonie der Gesellschaft zu hinterfragen. Nicht nur weil sich Michael in Maricela verliebt hat.

Autor Matt Hawkins schrieb die achtteilige Comic-Serie 2016, dabei erscheinen die ersten vier US-Hefte im Frühjahr und bilden auch in dem deutschen Sammelband eine gewisse Einheit. Die Fortschreibung in der zweiten Hälfte, die im Herbst 2016 erschein, geht dann mit einem Perspektivwechsel in der Erzählung einher. Hawkins Geschichte ist eine klassische und auch typische Dystopie, die sich mit den Folgen von Computerisierung und Informationstechnologie beschäftigt und dabei ohne Zweifel auch philosophische Fragen aufwirft. Die gesellschaftlichen Auswirkungen der globalen Segregation und der Big Brother mäßigen Informationspolitik der herrschenden Klasse sind ebenso anschaulich wie warnend entworfen.

Allerdings ist gerade in den letzten Jahre und Jahrzehnten eine ganze Reihe von erfolgreichen Teenie-Sci-Fi-Stories entstanden, gerade in den USA, die im Grunde mit einem sehr ähnlichen dystopischen Setting arbeiten und davor die mehr oder minder heroische Geschichte eines Protagonisten erzählen, der sich als Individuum entdeckt und gegen den Zwang des Kollektivs aufsteht. Beispielsweise sei hier die erfolgreich verfilmten „Tribute von Panem“ genannt, oder auch der ebenfalls halbwegs verfilmten Romanzyklus „Die Bestimmung“ von Veronica Roth. Viele Elemente der zukünftigen Gesellschaften sind dabei ähnlich und so kann „Symmetry“ zwar mit einem ernsthafteren, erwachseneren Ansatz punkten, aber etwas wesentlich anderes liefert Autor Matt Hawkins nicht.

Das Artwork on Raffaele Ienco ist ein Klasse für sich. Der futuristische Stil, der oft sehr stark wie eine Computergrafik wirkt, passt hervorragend zur Geschichte. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und die futuristischen Szenerien überzeugen. In Sachen Action hätte es etwas dynamischer sein können, aber dafür sin die Schattierungen und Nuancen der Kolorierung einfach umwerfend. Ich muss zugeben, dass das nicht gerade meine bevorzugte Comic-Optik ist, aber Incos Stil ist schon sehr definiert und hat einen hohen wiedererkennungswert.

Die dystopische Science-Fiction-Miniserie „Symmetrie“ von Autor Matt Hawkins und Zeichner Raffaele Ienco ist solides Handwerk mit einer gelungenen Geschichte und gutem Artwork und und einigen Fragestellungen, welche in der Zukunft der Menschheit sicher ein Rolle spielen.

Comic-Wertung:7 out of 10 stars (7 / 10)

Symmetry
OT: Symmetry 1-8, Image Comics, 2016
Genre: Science-Fiction, Comic
Autor: Matt Hawkins
Zeichner und Farben: Raffaele Ienco
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Verlag: Panini Comics
VÖ: 25.07.2017

„Symmetry“ bei Panini Comics