Man of Steel: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Und noch einmal ein Zack Snyder Film: 2013 haben die Comic-Fans der neuen „Superman“-Verfilmung mit Spannung entgegengefiebert. Schließlich war dies nach dem Erfolg von Christopher Nolans „Dark Knight“-Trilogie, der Beginn des DC Extended Universe auf der Leinwand. Da war er also zurück – der Held aller Helden. In Szene gesetzt von Hollywoods derzeit angesagtesten Wunderkindern Zack Snyder und Christopher Nolan. Lang ist er geworden, der Mann aus Stahl, aber irgendwie verlässt man das Kino eher erschlagen als beglückt. Woran liegt‘s? Hatten die Filmmacher wie einst die „Spin Doctors“ Kryptonit in den Taschen?

Immerhin darf Regisseur Zack Snyder seinen Superman alias Clark Kent alias Kal-El mit einer Ursprungsgeschichte ausstatten, ein Privileg, das 1978 in „Superman“ unnötig erschien und 2006 in „Superman Returns“ vielleicht an den Studiobossen scheiterte. Wie auch immer: Kal-El (Henry Cavill) stammt vom Planeten Krypton. Und während dessen Zivilisation sich selbst in Schutt und Asche legt, schickt Papa Jor-El (Russell Crowe) seinen neugeborenen Sohn mit dem „Codex“ des Crypton auf die Erde. Hier findet ihn das Ehepaar Kent (Diane Lane und Kevin Kostner)und zieht ihn an Sohnes statt auf.

Doch der junge Clark hat Fragen, die ihm niemand beantworten kann und Kräfte, die furchterregend sind. Erst als junger Mann findet seine Suche nach seiner Herkunft ein Ende und damit fängt der Stress erst richtig an. Denn der kryptonitische General Zor (Michael Shannon) findet Kal-el auf der Erde und will hier mittels Terraforming eine neue Heimat für die Zivilisation des Krypton etablieren. Die Menschheit würde dabei allerdings zerstört. Kal-El muss sich entscheiden, seiner eigenen Rasse oder seiner neuen Heimat, der Menschheit, zu helfen.

Regisseur Zack Snyder erzählt die Superman-Geschichte, die von „Dark Knight“-Regisseur Christopher Nolan und seinem Drehbuch-Kumpan David S. Goyer geschrieben wurde, mit der ihm typischen überbordenden Bildsprache („Sucker Punch“, „Watchmen“). Als Prolog wird der Untergang Kryptons in CGI-getränkten Bombast getaucht, bevor ein inzwischen erwachsener Clark Kent zu einem unerkannten Helden wird, der immer wieder Menschen rettet und sich an seine Kindheit erinnert. Bis ihm die Reporterin Lois Lane (Amy Adams) auf die Spur kommt.

Und dann tauchen auch schon die Verbannten vom Krypton auf, machen Supermans Outing unbedingt nötig und eine filmische Materialschlacht in „Transformers“-Tradition unabwendbar, so dass die ultraschnellen Schnitte dem 3D-bebrillten Zuschauer die Tränen in die Augen treiben. (Neulich im TV-war das allerdings deutlich augenfreundlicher anzuschauen.) Am Ende hat die Welt einen neuen Helden, das war nicht anders zu erwarten.

Aber Schluss mit lustig! An dieser Stelle muss ich ganz persönlich mal feststellen, dass das Kreativteam sich deutlich verhoben hat. Zack Snyder dreht seit „300“ immer wieder denselben seelenlosen Effektbombast, der in „Watchmen“ dank der genialen Comicvorlage noch sehr gelungen war, in „Sucker Punch“ aber in gamesartige Spielereien und Bildwelten ohne Dramatugie ausartete. Christopher Nolan zeigte schon in den Fortschreibungen der „Dark Knight“-Trilogie einen Hang zum ausschweifenden Erzählen und kommt auch in „Man of Steel“ nicht auf den Punkt. Dabei kann ihm auch David S.Goyer nicht helfen, der immerhin auch für den Dünnsinn der zweiten „Ghostrider“-Adaption verantwortlich war.

Nicht immer gilt das Motto: „Viel hilft viel“, gerade in der Superman-Story wäre weniger vielleicht mehr gewesen und vor allem kürzer. Da hilft auch die an sich gute und namhafte Besetzung nichts. Die damals fast Vierzigjährige Amy Adams ist für die Lois Lane Rolle vielleicht ein wenig zu alt und der „Kampf der Titanen“ –gestählte Henry Cavill kommt zwar ordentlich aufgepumpt, aber vor allem grüblerisch und wortkarg rüber. Nicht unbedingt der schlechteste Ansatz für einen jungen Mann auf der Suche nach sich selbst. Aber wie so vieles in „Man of Steel“ bleibt auch das in der Attitüde stecken.

In seiner dritten Leinwandinkarnation kann Superman Clark Kent die Filmwelt nicht retten. Zack Synders bildgewaltiger, aber dramaturgisch langatmiger und unausgegorener Actioner langweilt auf Dauer.
„Man of Steel“

Film-Wertung:5 out of 10 stars (5 / 10)

“ Man of Steel“
OT: „Man of Steel“
Genre: Action, Adventure, Fantasy
Länge: 143 Minuten, USA, 2013
Regisseur: Zack Snyder
Darsteller: Henry Cavill, Kevin Costner, Russell Crowe, Diane Lane, Amy Adams, Michael Shannon
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Vertrieb: Warner Home Video
Kinostart: 20.06.2013
DVD- & BD-VÖ: 25. Oktober 2013