Ripper Street- Staffel 4: Der Glaube, das Monster und die Untote

Nicht wenige Fans haben – so wie ich – nach den Ereignissen in der dritten Staffel von „Ripper Street“ gedacht, dass der durchgehende Storybogen um die verschwundene Tochter des getriebenen Inspector Reed ein solider Abschluss für die großartige Serie wäre. Vierte Staffeln von erfolgreichen Serien zeigen häufig das Phänomen, sich zu wiederholen. Glücklicheweise kann Serienmacher Richard Warlow mit der einen oder anderen Überraschung aufwarten und so ist „Ripper Street“ auch in gerade fürs Home Entertainment veröffentlichten vierten Staffel herausragende und spannende Serienunterhaltung für alle Thriller-Fans. Neueinsteiger finden hier eine guten Zeitpunkt, um mitzugucken.

Ohne diesen Neueinsteigern nun die Spannung zu rauben: Es ist schon sinnvoll, an dieser Stelle die Ausgangssituation der vierten Staffel von „Ripper Street“ zu rekapitulieren. Also entweder, den Absatz auslassen, oder vielleicht bei „Ripper Street – Staffel 1“ anfangen. …

Seit dem Ende von Staffel drei und damit der Verhaftung von Long Susan (MyAnna Burning) und dem Auffinden der lange verschollenen Tochter Mathilda von Inspector Reed (Mathew MacFayden) sind ein paar Jahre ins Vereinigte Königreich gezogen.

Edmund Reed hat sich in einen Küstenvorort zurückgezogen und den Dienst bei der Polizei von Whitechapel quittiert. Long Susan wartet im Gefängnis auf ihre Hinrichtung, aber man hat ihr noch gewährt, ihren Sohn zu gebären und aufzuziehen. Während ihr Gatte Captain Homer Jackson (Adam Rothberg) noch immer als Gerichtsmediziner für die Londoner Polizei arbeitet, versucht er verzweifelt, seine Frau vor dem Galgen zu bewahren. Bennet Drake (Jerome Flynn) ist inzwischen zum Inspektor der H-Division aufgestiegen und bereits länger mit der reizenden Rose (Charleen McKenna) verheiratet. Die leidet allerdings darunter, dass sie ihrem Mann keine Kinder schenken kann.

Im Jahr 1897 ist ganz London in Erwartung des diamanten Thronjubliäums von Königin Victoria, zu dem Abgesandte aus allen Kolonien in der Stadt eintreffen sollen. Allerdings bekommt Inspector Drake es direkt mit einem toten Muslim zu tun. Das sorgt für einige Unruhe und man vermutet mit Hinblick auf das Thronjubiläum einen politischen Hintergrund. Der neue Police Commissioner im Scotland Yard, Augustus Dove (Killian Scott), schenkt Drake nicht nur sein Vertrauen, sondern hat die Polizeistation auch mit allerlei technischer Unterstützung aufgerüstet, wie etwa Telefon und Mikrofilm.

Doch nicht nur der Mord an einem Muslim sorgt für Unruhe, auch der Fall des inhaftierten jüdischen Gelehrten Blum, der auf bestialische Weise einen Rabbi aus Paris getötet haben soll. Reeds gute Bekannte Debora Goren (Lucy Cohu) bittet ihn, sich die Sache doch noch einmal anzusehen. Und da es auch Reeds Tochter Mathilda unerlaubter Weise immer wieder auf die Straßen von Whitechapel zieht,  beschließt Reed, wieder in die Stadt zu ziehen und erneut bei der Polizei zu arbeiten – mit seinem ehemaligen Freund Bennet Drake als Vorgesetztem.

Wenn eine Serie so erfolgreich läuft wie „Ripper Street“, die ursprünglich von BBC 1 produziert wurde, dann aber mit der dritten Staffel federführend von Amazon Prime weiter fortgeschrieben wurde, muss man sich als Serienproduzent schon etwas überlegen, um das hohe Niveau der historischen Thriller-Serie hoch zu halten. Für Serienmacher Richard Warlow, der von Anfang an dabei ist, bedeutet dies nicht nur, die Charaktere nun nach dem Auffinden der vermissten Mathilda Reed neu zu positionieren, sondern auch den damaligen Zeitgeist fortzuschreiben, der neben der modernen Serien-Erzählweise einen großen Erfolgsfaktor von „Ripper Street“ darstellt.

In Staffel vier wird beinahe in jeder Folge in bisschen neues Zeitkolorit gefeatured. Sei es die U-Bahn, das Telefon, das Thronjübiläum Victorias, das den Zeitpunkt der Ereignisse datiert, oder das Aufkommen des beliebten Massensports Fußball in seiner englischen Urform mit Werksmannschaften. Das wirkt anfangs ein wenig gewollt, fügt sich aber in das flotte Storytelling der jeweiligen Kriminalfälle. Hinzu kommt mit dem Kaimeister Abel Croker (David Threlfall) auch noch eine neue zwielichtige Gestalt.

Dazu hat die vierte Staffel noch einige sehr moderne Themen zu bieten, wie etwa religiöse Differenzen, die Angst vor Terror oder auch die zunehmenden Einflüsse, die der Handel mit exotischen Waren auf den Alltag hat. Dazu gesellt sich noch der Golem-Mythos des jüdischen Glauben, der einen prima Aufhänger für das gruselig-spannende Element in „Ripper Street“ bietet.

Die Episoden sind zwar jeweils in sich abgeschlossen, aber es gibt daher einige durchgehende Handlungsstränge, die dann am Ende auch ärgerlicher Weise für einen Cliffhänger sorgen, den die Serie aufgrund ihrer Klasse eigentlich nicht nötig gehabt hätte. Anders als die vorangegangenen Staffeln hat „Ripper Street – Season 4“ nur noch sechs Folgen, von denen die erste allerdings eine Art Doppelfolge oder Pilotfilm ist, so dass die deutsche DVD- und Blu-ray-Fassung auf sieben Episoden kommt. Zudem handelt es sich nach Cover-Angaben um eine „“Uncut“ –Version, die gegenüber der TV-Fassung auf ZDF Neo rund 60 Minuten länger sein soll.

In der vierten Staffel der Erfolgsserie „Ripper Steet“ ermittelt das kriminalistische Traumtrio Reed, Drake, Jackson mal wieder in Bestform. Serien-Mastermind Richard Warlow gelingt es der aufwändig produzierten historischen Thriller-Serie einige spannende neue Aspekte abzugewinnen. Für Fans ein absolutes Muss.

Serien-Wertung 8 out of 10 stars (8 / 10)

Ripper Street – Staffel 4
OT: Ripper Street Season 4
Genre: TV-Serie, Krimi, Thriller
Länge: 413 Minuten, (6 × 59 Min., bonusmaterial )
Idee: Richard Warlow
Regie: Kieron Hawkes,  Luke Watson, Anthony Byrne,
Drehbücher: Richard Warlow et al.
Darsteller: Matthew McFayden, Jerome Drake, Adam Rothberg,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Polyband, BBC
DVD- & BD-VÖ: 15.05.2017